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Die verlassene Schule bei Tschernobyl - Lost Place

Nic

Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk Tschernobyl zu einer der schlimmsten Nuklearkatastrophen. Die freigesetzte Radioaktivität entsprach dem zehnfachen der Atom-Bombe von Hiroshima 1945. Erst drei Tage später wurde die 3 km entfernte Stadt Prypjat evakuiert und alle Bürger mussten ab 14 Uhr "vorübergehend" ihren Wohnort verlassen. Seither ist die Mittelschule der Stadt verwaist.

30 Jahre Leerstand hinterlassen Ihre Spuren. Doch genau die machen den Ort sehenswert. Der Großteil der Mittelschule ist in einem unberührten Verfallszustand. Die Wände verlieren ihre Farbe, die alten Schulbücher erinnern an den einstigen Schulalltag. Das Heft zeigt Klassenräumen, Flure, die Turnhalle und die große Schulaula.

Das Heft bietet in der Mitte ein doppelseitiges Poster.

ISBN: 978-3-86397-121-2

Preis: 3,00 €

Anton Günther, der Erfinder der Liedpostkarte

Anton Günther, der Erfinder der Liedpostkarte

Am 5.Juni 1876 wurde dem Stickmeister und Musterzeichner Johann Günther und seiner Frau Elisabeth ein zweiter Sohn geboren, Anton Günther. Es sollte nicht das letzte Kind der Familie bleiben. So musste Johann Günther sieben Töchter und Söhne ernähren, auch wenn drei seiner Kinder früh verstarben.

An Sonntag spielte der musikalische Vater für die jungen Leuten aus Gottesgab und Oberwiesenthal zum Tanz auf. Der kleine Anton begleitete den Vater oft und wurde so frühzeitig an das Musizieren herangeführt. Später erzähle er "Ich habe weder studiert, noch Musik erlernt, bloß ... beim alten Süß Julius und später beim Vetter Traugott habe ich die Noten und etwas Geige spielen gelernt".

Ziegen hüten, Holz aus dem Wald schleppen, Pilze und Beeren sammeln machte ihm schon als Kind jedes Fleckchen seiner Heimat vertraut. Gern hätte der naturverbundene Bursche den Beruf des Forstmannes gewählt, doch die Aussicht auf schlechten Verdienst veranlasste den Vater Günther, den zeichnerisch begabten Sohn zum Lithographen Schmidt nach Buchholz in die Lehre zu schicken.

Im Jahre 1895 fand Anton Günther eine Anstellung an der königlich-kaiserlichen Hoflithographie A.Haase. Die große Stadt konnte für ihn jedoch keine Heimat werden. Immer wiederr traf er sich mit anderen in Prag lebenden Gottesgaber zum "Guttsgewer Obnd". Dort sangen die Erzgebirgler gemeinsam und erzählten sich Geschichten von der Heimat.

Das große Heimweh inspirierte Anton Günther zu seinem ersten Lied "Drham is drham". Oft musste er das Lied zum "Guttsgewer Obnd" singen. Damit er Text und Melodie nicht immer wieder abschreiben musste, druckte er Notenbild, Text und eine kleinen Zeichnung auf eine Postkarte. Es war die Geburtsstunde der Liedpostkarte.

Liedpostkarte XIX „Mei' Vaterhaus“, 1902.
Liedpostkarte XIX „Mei' Vaterhaus“, 1902.

Im Jahr 1901 wurde Anton Günther eine Lithographenstelle in Dänemark angeboten. Doch er war in Prag schon 5 Stunden von seinem Elternhaus entfernt. Er lehnte ab und schrieb aus seinen Gedanken und Gefühlen das Lied "Mei Vaterhaus". Was er nicht ahnen konnte: Im Herbst des gleichen Jahres verstarb sein Vater und Anton Günther kehrte nach sechs Jahren in Prag in sein Elternhaus zurück.

Anton Günther knüpfte Kontakte zum Erzgebirgsverein und wurde regelmäßig zu Veranstaltungen auch über das Erzgebirge hinaus eingeladen. Als Heimatsänger trat er stets in seinem schlichten Lodenanzug auf. Sein Vortrag wirkte frisch, einfach und wurde niemals rührselig oder sentimental. 1906 und 1907 wurde ihm sogar die Ehre zuteil, vor seiner Majestät König Friedrich August von Sachsen auf dem Fichtelberg singen zu dürfen. Auch erfreute er Erzherzog Karl Franz Josef auf dem Keilberg mit seinen Liedern.

Mit der Entwicklung des Wintersportes und dem aufkommenden Fremdenverkehr im Erzgebirge trat Anton Günther immer öfter in Gaststätten, vor Vereinen, vor Freunden und Einheimischen auf. Der Verkauf von Liedpostkarten entwickelte sich zu einer sicheren Einnahmequelle. Anton Günther heiratete 1908 die Zimmermannstochter Marie Zettl aus Gottesgab. Bald tummelten sich die Kinder Erwin, Maria und Irmgard in dem von den Eltern erworbenen Häuschen.
Trotz seiner Erfolge hatte Anton Günther seine einfachen Wurzeln nicht vergessen. Im Jahre 1911 gründete Anton Günther eine Stiftung, die zur Unterstützung armer, alter und kranker Leute in seinem Heimatort diente.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurde Anton Günther von der österreichisch-ungarischen Monarchie für den Militärdienst eingezogen . Im ersten Kriegsjahr stand er an der serbischen Front. Viele Dichtungen dieser Zeit wenden sich aufrichtend an die Kameraden, an Daheim oder beschreiben den Alltag an der Front. Eine Granatsplitterverwundung am Fuß brachte ihn der Heimat ein Stück näher. Er kam in ein Lazarett in Komotau. Danach wurde er zum Kriegshilfsdienst kommandiert und kehrte schließlich im Herbst 1920 nach Gottesgab zurück.
Hier war vieles anders geworden. Bruder Julius, der ihm am nächsten stand, war im Krieg gefallen. Er hinterließ eine Witwe mit drei Kindern, für die Anton nun die Sorge mit übernahm. Auch der Schwiegervater und das geliebte Großmütterlein waren verstorben. Mit dem Krieg war unsagbare Not über die Heimat gekommen.

Besonders oft sang Anton Günther nun in Oberwiesenthal, wo der Fremdenverkehr inzwischen Aufschwung genommen hatte. Doch auch in Großstädten wie Berlin, Dresden und Wien war er ein gern gesehener Gast. Seine immer mehr zur einschlägigen Musikliteratur zählenden Lieder erschienen in Heftreihen für Gesang und Klavierbegleitung, Gitarre, Zither, Akkordeon oder in Bearbeitungen für Chor und Orchester. Schallplattenaufnahmen für das Grammophon, Rundfunksendungen und ansprechende Liedpostkarten trugen dazu bei, dass die Weisen in erzgebirgischer Mundart immer stärkerer Bestandteil der deutschen Volksmusik wurden.

Am 5.Juni 1936, seinem 60sten Geburtstag, wurde Anton Günther höchste Ehre zuteil. Erzgebirgs- und Heimatvereine, Chöre, Sportvereine, Lehrer, Priester und Schulkinder, Zeitung und Rundfunk überschütteten ihn mit Glückwünschen. Die Bürger seiner Heimatstadt Gottesgab hatten ihm auf dem Marktplatz aus Felsstücken und Gräsern vom nahen Spitzberg einen Gedenkstein errichtet.

Anton Günther war überwältigt und tief gerührt über so viele Ehrungen. Er bedankte sich in einem Schreiben an seine Gratulanten „... Ich bin nicht in der glücklichen Lage allen dankbar die Hand zu drücken, kann auch nicht allen schreiben. Aber jene Gestalten, die ich in meinen Liedern besungen habe, von Berg und Tal, aus Wald und Feld, aus unseren armen Hütten, die ganze Heimat mit ihren göttlichen Schöpfungen, alles das wird Euch aus meinen Liedern entgegenklingen und dankbar zujubeln, auch wenn ich nicht mehr bin ..."

Die Verse Anton Günthers deuteten derweil mehr und mehr eine Beendigung seines Schaffens an. Voller Sorge nahm die Familie seine Schwermut wahr. In seinem letzten Brief an seinen Freund Max Wenzel schreibt Anton Günther "... was sonst die Verhältnisse anbelangt, nun, da sieht es gar nicht so rosig aus, denn auch wirtschaftlich habe ich eben tüchtig zu leiden und durch allerlei Schicksal bin ich recht gehemmt in allem."

Die Wehmut siegte - am 29.April 1937 schied Anton Günther freiwillig aus dem Leben. Das ganze Erzgebirge trauerte. Tausende begleiteten Anton Günther auf seinem letzen Weg.
Unter den Klängen seines Feierohmdliedes wurde er am 2.Mai 1937 in heimatliche Erde gebettet.

Das Lebenswerk Anton Günthers ist beachtlich: Neben Sprüchen, Gedichten und Geschichten komponierte er rund 140 Lieder. Das besondere daran ist, dass 86 der Eigenschöpfungen eine geschlossene Einheit aus Text, Notenbild und Zeichnung bilden

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Mit freundlicher Erlaubnis von www.anton-guenther.de.

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