Seit Juni 2011 steht das von dem Dresdner Bildhauer Ernst Rietschel geschaffene Denkmal für Albrecht Daniel Thaer wieder an der Lenné-Anlage neben der Moritzbastei in Leipzig.(Vergl.: Das Thaer-Denkmal in http://www.leipzig-lese.de/index.php?article_id=632.)
Der am Denkmal Vorbeigehende, dem Thaer nicht bekannt ist, wird sich die Frage stellen, wer er war, warum sich das Denkmal in Leipzig befindet und vielleicht auch über die Aufschrift am Sockel Vermutungen anstellen. Sein Leben gibt darauf Antwort.
IHREM
VEREHRTEN LEHRER
ALBRECHT THAER
DIE DEUTSCHEN LANDWIRTHE
MDCCCL
Albrecht Thaer hat auf allen Gebieten der Landwirtschaft Hervorragendes geleistet, besonders aber bekanntes und neues Wissen in ein System gebracht, das ein nachhaltiges Wirtschaften erlaubt. Er ist aber auch sowohl ein Vorläufer von Gregor Mendel, da er sich über die Aufspaltung in der 2. Kreuzungsgeneration im Klaren gewesen ist (Spaltungsregel nach Mendel), als auch von Charles Darwin, denn er spricht bereits vor ihm in einem Zusammenhang von vererbbarer Variation und Auslese und schreibt: „So glaube ich, das Celten, Mongolen und Mohren eines Ursprungs seyn."
Um Thaers herausragende Leistungen zu ehren, stiftete die 1837 gegründete „Versammlung der deutschen Land- und Forstwirthe" das Denkmal, das 1850 geweiht wurde. In den Grundstein hinterlegten die Stifter eine Urkunde, die leider nicht mehr auffindbar ist, mit folgendem Text:
„Albrecht Daniel Thaer ... Doktor der Heilkunde, königl. preußischer Staatsrat im Ministerium des Innern, Stifter der landwirtschaftlichen Anstalt zu Celle, Begründer und Leiter der Akademie des Landbaus zu Möglin, Ritter mehrerer Orden, Verfasser zahlreicher, höchst bedeutungsvoller Schriften und Abhandlungen über Heilkunde, Naturwissenschaften und Landwirtschaft, dem Begründer der Landwirtschaftslehre, Förderer der Wechselwirtschaft, des Kartoffelbaus, der Schafzucht, dem tapferen siegreichen Vorkämpfer für die Freiheit des landwirtschaftlichen Gewerbelebens, dem Ausstreuer fruchtbaren Samens zur mannigfaltigen Verbreitung von Wohlstand und Bildung, dem tiefen und scharfen Denker, dem kühnen und großartigen Schöpfer, dem ruhmgekrönten Vollbringer, dem anerkannten Meister deutscher Schreibart, dem unendlich Verdienten, Deutschlands hoher Zier, Deutschlands gerechtem Stolze, ihm dem Großen, setzt im Geiste deutscher Einheit zu Leipzig, im Mittelpunkte Deutschlands, an der Geburtsstätte der Jahresversammlung dieses eherne Denkmal die Wandergesellschaft deutscher Land- und Forstwirthe."Später wurden neben einigen Büsten bzw. Gedenktafeln noch drei mit dem Leipziger vergleichbare Denkmale für Thaer errichtet:
- 1860 in Berlin, entworfen von Christian Daniel Rauch, dem Lehrer von Ernst Rietschel,
- 1873 in Celle, geschaffen von Ferdinand Hartzer und
- 1905 in Kadan (Kaaden) in Tschechien, damals zu Österreich gehörend, entworfen von Moritz Cernil.
Die Deutsche Reichsbank würdigte Thaer 1929 mit der 10-Reichsmarkbanknote, die Deutsche Demokratische Republik 1977 und die Bundesrepublik Deutschland 2002 mit jeweils einer Briefmarke anlässlich seines Geburtstages vor 225 bzw. 250 Jahren.