Wilhelmine von Bayreuth, die Schwester von Friedrich II., hatte August dem Starken 354 Kinder angedichtet, um ihn zu verleumden. Tatsächlich hat August der Starke neun weitere Nachkommen anerkannt, die illegitim geboren waren. Nicht ohne Eitelkeit gefiel ihm der Beiname „der Starke". Über die Gerüchte, die über seine Manneskraft damals schon kursierten, hat er sich amüsiert, ja er war geschmeichelt. Jedoch dürften es, nachdem was wir heute wissen, niemals Hunderte gewesen sein.
Hatte er ein Kind als sein Kind anerkannt, kümmerte er sich auch um die Erziehung, Ausbildung und um das Fortkommen seiner Söhne und Töchter. So geschah es auch mit seinem Sohn Johann Georg, der ihm äußerlich sehr ähnlich wurde.
Johann Georg de Saxe, wie er auf Wunsch seines Vaters hieß, wuchs zunächst bei der Mutter kurz in Dresden und dann lange Jahre in Breslau auf. Die Mutter, Ursula Katharina Fürstin von Teschen, wollte ihn zunächst zum Geistlichen ausbilden lassen, was im Seminar des Malteserordens in Rom geschah. Ab 1714 lebte die Mutter nach der Aussöhnung mit dem König wieder in Dresden. August der Starke bewilligte nun eine jährliche Pension, um Johann Georg standesgemäß ausbilden zu lassen. Er erhielt durch die Protektion des Vaters 1722 das Malteserkreuz und 1724 das Großkreuz des Ordens. Außerdem erhielt er eine jährliche Pension vom Vater. Johann Georg bewunderte die militärische Karriere seines Halbbruders Moritz von Sachsen, der Sohn aus der Liaison mit Aurora von Königsmarck, der in französischen Diensten stand, und bat den Vater, das Seminar bzw. die Ausbildung zum Geistlichen verlassen zu dürfen, um eine Karriere als Offizier anzustreben. Zunächst gab der Vater nach. Weil er aber im ersten Anlauf sich eher den Vergnügungen am Hofe hingab, der Spielsucht verfiel und Schulden machte, erging Order, sich zum Großmeister der Malteser nach Malta zu begeben und das Ordensgelübde abzulegen. Dann berief ihn der Vater 1729 doch zum Oberst und er durfte- wie alle seine illegitim geborenen Halbbrüder - in die sächsische Armee eintreten.
Als Chevalier de Saxe, was so viel heißt wie Ritter von Sachsen, befehligte er in den beiden Schlesischen Kriegen im Rang eines Generalmajors und später Generalleutnants die sächsische Kavallerie. Das sächsische Heer kämpfte in den beiden Schlesischen Kriegen an verschiedenen Fronten, die Sachsen hatten aber wieder kein Kriegsglück. Preußen siegte in den Schlachten bei Hohenfriedeberg und Kesselsdorf, wo Johann Georg nur Augenzeuge war, und Preußen setzte seine Ansprüche durch. Bei Beginn des Siebenjährigen Krieges stand das stark verkleinerte sächsische Heer, Johann Georg hatte versucht, diesen Prozess zu verhindern, wieder auf verlorenen Posten: Die eingeschlossenen Sachsen kapitulieren 1756 bei Pirna kampflos. Das Land Sachsen wird zum Aufmarschgebiet der Kriegsparteien. Im Frieden von Hubertusburg am 17. Februar 1763, den die beiden kriegsmüden und erschöpften Parteien schließen, wird besiegelt, dass Schlesien in preußischem Besitz bleibt. Das Geschehen in Mitteleuropa bestimmen fortan die Preußen und Österreich.
Da der Halbbruder Friedrich August Graf Rutowski schwer erkrankte, werden Johann Georg Chevalier de Saxe im April 1763 die Ämter des Oberkommandierenden des sächsischen Heeres und des Gouverneurs von Dresden übertragen. Bei der notwendigen Reform der sächsischen Armee erwarb sich Johann Georg Verdienste, er wird zum Generalfeldmarschall ernannt und mit dem Großkreuz des Militär-St.-Heinrichs-Orden ausgezeichnet. 1770 legt er alle Amtsgeschäfte nieder und zieht sich in sein Rokoko - Palais im Zinzendorfschen Garten zurück, das vor den Toren der Stadt Dresden liegt. Dort lebt er sehr zurückgezogen, verzichtet aber nicht auf seinen großen Hofstaat. Nach längerem Krankenlager stirbt er 1774 im Alter von 69 Jahren. Damit war er der am längsten lebende Sohn seines berühmten Vaters. Sein Grab ist heute noch auf dem Alten Katholischen Friedhof in der Friedrichstraße zu finden, wo auch der letzte Enkel des letzten sächsischen Königs, Dr. phil. Albert Prinz von Sachsen, Herzog zu Sachsen, Markgraf von Meißen, bestattet liegt, vergleiche dazu: http://www.sachsen-lese.de/index.php?article_id=319.
Quellen:
http://saebi.isgv.de/biografie/Johann_Georg_%281704-1774%29
Piltz, Georg: August der Starke. Biographie. Berlin 1994
Naumann, Günther: Sächsische Geschichte in Daten. München, Berlin 1994
Delau, Reinhard: August der Starke und seine Mätressen. Sächsische Zeitung 1995
Künnemann, Otto: Streifzug durch das Sächsische Fürstenhaus. Leipzig 1997
Pöllnitz, Carl Ludwig von: Das galante Sachsen. München 1995