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Die Päpste als Friedensvermittler

Der Kirchenhstoriker Stefan Samerski stellt die Friedenspolitik und -Arbeit des Heiligen Stuhls in der modernen Zeit heraus.

Lene Voigt

Lene Voigt

Ursula Drechsel

Lene Voigt war eine sächsische Mundartdichterin, die mit ihren Gedichten, Geschichten und u.a. mit den Sächsischen Klassikern ein umfangreiches schriftstellerisches Werk hinterlassen hat. Im „Das große Lene Voigt Buch", welches von Monica und Wolfgang U. Schütte herausgegeben wurde, kann der Leser sich ein Bild über das Leben und Schaffen von Lene Voigt machen.

Geboren wurde sie am 03.05.1891 als Helene Wagner in Leipzig. Ihr Vater Karl Bruno Wagner war Schriftsetzer und ihre Mutter Alma Maria geb. Pleißner Hausfrau.
Nach dem Besuch der Volksschule von 1897 bis 1903 war sie als Kindermädchen bis etwa 1905 beschäftigt. Danach Verlagskontoristin u.a. im B.G.Teubner Verlag.
1909 erscheinen die ersten Veröffentlichungen in der Leipziger Tageszeitung.
Am 19.09.1914 heiratet sie Friedrich Otto Voigt und wohnt in der Schletterstr.18. An diesem Wohnhaus ist eine Tafel zur Erinnerung an die Zeit, in der Lene Voigt dort gelebt hat (1914 - 1918) angebracht. Diese Gedenktafel wurde am 20.11.1998 durch die Lene - Voigt - Gesellschaft e.V. gespendet.

Erinnerungstafel am Wohnhaus in Leipzig
Erinnerungstafel am Wohnhaus in Leipzig
Ihr gemeinsamer Sohn Alfred wird am 10.09.1919 geboren. Am 23.09.1920 lässt sie sich von ihrem Ehemann scheiden, am 06.02.1924 stirbt ihr Sohn Alfred.
An diesem für sie sehr schmerzvollen Tag schreibt sie ein Gedicht „Im Ginderwaachen"

 

Ä Seichling liecht im Ginderwaachen
Un nubbelt voller Wohlbehaachen.
De Leite, die vorieberjaachen,
Die missen sich ganz neidisch saachen:
So hamm mir ooch in friehsten Daachen
Dahingedeest, noch frei von Blaachen
Un Sorchen um des Maachenfraachen,
Die`s schbätre Lähm uns zugedraachen.
Drum, Seichling uff dein Unterlaachen,
Genieß dei Glick im Ginderwaachen!

Lene Voigt schrieb handschriftlich eine Notiz auf das Manuskriptblatt:

„ Hier haben wir wieder mal ein, ich möchte sagen grauenhaftes Beispiel dafür, wie unser tiefster Humor aus tiefstem Schmerz geboren werden muß, denn ich verfasste dieses Gedichtlein am - Todestage meines Jungen, abends, nachdem ich all die Stunden vorher sterbensmelancholisch war. Da überfiel es mich, ich schrieb das Ganze wie diktiert, ohne abzusetzen und schlief still und friedvoll die Nacht darauf."

In der Zeit von 1925 bis 1928 zog sie mehrfach in Leipzig um. 1929 übersiedelte sie nach Bremen, 1934 nach Lübeck und 1935 nach Flensburg. In dieser Zeit erschienen von ihr unter anderen „Säk´sche Balladen", „Säk´sche Glassiger", „Mally der Familienschreck" und „Mir Sachsen - Lauter gleenes Zeich zum Vortragen", „Leibzcher Lindenblieten".
Vom 18.Mai bis zum 15.Juli 1936 hielt sie sich in der Nevenklinik Schleswig auf.
1937 siedelte sie nach München über und nach kurzer Zeit nach Hamburg. Am 20.Juni 1938 meldete sie sich polizeilich nach Berlin ab. Ab 1940 lebte sie dann wieder in Leipzig. Sie begab sich kurzzeitig in psychiatrische Behandlung. Im Verlag Lange und Meuche war sie als Fakturistin angestellt. 1945 bis ca. 1950 beim Rat des Kreises Leipzig-Land in der Lebensmittelkartenstelle. Ab 1946 hielt sie sich mit Unterbrechungen im Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie in Leipzig Dösen auf. 1955 arbeitete sie als Buchhalterin im Krankenhaus, später als Botin. Sie starb am 16.Juli 1962. Bestattet wurde Lene Voigt auf dem Südfriedhof.

 

Grab auf dem Leipziger Südfriedhof
Grab auf dem Leipziger Südfriedhof
Der Grabstein mit dem Bildnis Lene Voigts wurde durch den Südfriedhof in Absprache mit der Lene-Voigt-Gesellschaft e.V. und dessen Vorsitzenden Wolfgang Voigt in die Künstlerabteilung umgesetzt. Wolfgang Voigt ist der Sohn aus der zweiten Ehe von Friedrich Otto Voigt.

Am 27.10.1995 gründete sich die Lene-Voigt-Gesellschaft e.V. (www.lene-voigt-gesellschaft.de) mit Sitz in Leipzig. Die Gesellschaft beschäftigt sich mit der Erforschung von Leben und Werk der Schriftstellerin. Die Leipziger Wohnstätten von Lene Voigt wurden dokumentiert.

Im „Das große Lene Voigt Buch" findet man auch „Die säk´schen Glassigger". Einige bekannte Werke sind „De Reiwer , Ä Schdurm- un Drangschdigge von zwee Briedern aus gudr Familche", „Gabale un Liewe oder De deedliche Limonade" , „Wilhelm Dell oder Bolidik un Familche". Es würde zu weit führen alle Titel zu nennen. Auf jeden Fall sind „Die säk´schen Glassigger" lesenswert, man hat seinen Spaß dabei.


Zwei Gedichte von Lene Voigt sollen zum Schmunzeln verleiten.

„Schniersenkel

Schniersenkel sin heimdicksche Brieder.
Das merkt e jeder immer wieder.
Denn hat mersch frieh besondersch eilich,
dann blatzense. Das ist abscheilich.

Nu gnibbelt mr de beeden Enden
Zusamm mit ganz nerveesen Händen.
Oft hat mr schon drotz aller Hast
Drbei de Straßenbahn verbaßt.

Doch gann mr sich drgeechen risten
Un schlau de Ludersch iwerlisten:
Mr brieft se ahmds. De gleene Miehe
Erspart een´s Biebseln in dr Friehe."

Die  Problematik der Schnürsenkel hat sich in der heutigen Zeit minimiert. Man kauft sich Schuhe mit Klettverschluss oder Slipper.

Schleppkahn auf der Elbe
Schleppkahn auf der Elbe

Das zweite Gedicht ist sicher im gesamten Sachsenland, vor allem im Dresdner Raum, berühmt. Es handelt sich um

„ De Säk´sche Lorelei


Ich weeß nich, mir isses so gomisch
Un ärchendwas macht mich verschtimmt.
Sís meechlich, das is anadomisch,
Wie das ähmd beim Mänschen oft gimmt.

De Älwe, die bläddschert so friedlich,
Ä Fischgahn gommt aus dr Tschechei.
Drin sitzt ´ne Familche gemiedlich,
Nu sinse schon an dr Bastei.

Un ohm uffn Bärche, nu gugge,
Da gämmt sich ä Freilein ihrn Zobb.
Se schtriecheltn glatt hibbsch mit Schbugge,
Dann schtäcktsn als Gauz uffn Gobb.

Dr Vader da unten im Gahne
Glotzt nuff bei das Weib gans entzickt.
De Mudder meent draurich: „Ich ahne,
Die macht unsern Babbah verrickt."

Nu fängt die da ohm uffn Fälsen
Zu sing ooch noch an ä Gubbleh.
Dr Vader im Gahn dud sich w&aauml;lsen
Vor Lachen un jodelt: „Juchheh!"

„Bis schtille", schreit ängstlich Ottilche.
Schon gibbelt gans forchtbar dr Gahn,
Un blätzlich versinkt de Familche...
Nee, Freilein, was hamse gedan! „

Der Bertuch Verlag dankt den Autoren Monica und Wolfgang U. Schütte für die freundliche Genehmigung, Texte aus "Das große Lene Voigt Buch" zu nutzen.

Quelle für "De säk'sche Lorelei"
Lene Voigt: Säk'sche Balladen. Leipzig o. J.

Alle Bilder: Archiv U. u. H. Drechsel

Bildnachweis

Kopfbild

Quelle: http://www.lene-voigt-gesellschaft.de/biographie.html Das Bild stammt aus dem Nachlass, die Rechte hält die Lene-Voigt-Gesellschaft e.V.

Urheber: unbekannt. Urheberrechte sind nach 113 Jahren abgelaufen.

 

Fotos im Text: Ursula Drechsel

 

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