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Familie Stauffenberg: Hitlers Rache

Ursula Brekle

Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg war als Ehefrau von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der Schlüsselfigur im Widerstand gegen Hitler, von Anfang an in die Widerstandspläne ihres Mannes einbezogen. Sie bewies Mut und Stärke, obwohl sie nach der Ermordung ihres Mannes im Gefängnis und im KZ leben musste. Auch durch den Verlust von Angehö-rigen durchlebte sie eine leidvolle Zeit. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 drohte Himmler:
„Die Familie Stauffenberg wird ausgelöscht bis ins letzte Glied.“
Vor Ihnen liegt die spannungsreiche Geschichte, die beweist, dass es Himmler nicht gelungen ist, die Drohung wahrzumachen. Die jüngste Tochter von fünf Geschwistern Konstanze wurde noch während der mütterlichen Haft geboren. Sie berichtete vom 90. Geburtstag ihrer Mutter Nina, auf dem über 40 Nachkommen zusammengekommen waren. Die Nationalsozialisten haben trotz Hinrichtungen und perfider Sippenhaft nicht gewonnen.

Des kleinen Volkes Hochzeitsfest

Des kleinen Volkes Hochzeitsfest

Blick auf den Burgberg in Eilenburg. Foto: Deutsche Fotothek.
Blick auf den Burgberg in Eilenburg. Foto: Deutsche Fotothek.

Die Eilenburg in Sachsen wurde vorzeiten von dem »kleinen Volke« bewohnt, ohne dass die Besitzer der Burg eine Ahnung davon hatten, dass sie außer sich und ihren Leuten, Pferden und Hunden auch noch Tausende dieser kleinen Wesen beherbergten. Es ging aber die Sage, dass Glück und Segen auf dem Hause ruhe, was das kleine Volk für sich erkoren hätte. Und so war es hier in der Tat, denn die Grafen von Eilenburg hatten überall Glück, und Segen ruhte auf allem, was sie unternahmen.

Da begab es sich, dass das kleine Volk einmal Hochzeit halten wollte und zwar in dem Saale, in welchem der Graf sein Himmelbett aufgeschlagen hatte, in dem er nachts allein schlief. So zogen sie nun daher in der Nacht, durch das Schlüsselloch und die Fensterritzen in den Saal und sprangen hinab auf den glatten Fußboden, als ob Erbsen auf die Tenne geschüttet werden. Davon erwachte der alte Graf, der im hohen Himmelbette schlief, und verwunderte sich über die vielen kleinen Gesellen. Da trat einer von ihnen, geschmückt wie ein Herold, zu ihm heran und lud ihn in geziemenden Worten gar höflich ein, an ihrem Feste teilzunehmen.

,,Doch um eins bitten wir," setzte er hinzu, „ihr allein sollt zugegen sein, kein anderer darf sich unterstehen, das Fest mit anzuschauen, auch nicht mit einem einzigen Blick."

Der alte Graf antwortete freundlich: „Weil ihr mich im Schlafe gestört, so will ich auch mit euch sein."

Der Zwergenbrunnen auf dem Eilenburger Marktplatz. Foto: W. Brekle.
Der Zwergenbrunnen auf dem Eilenburger Marktplatz. Foto: W. Brekle.

Nun ward ihm ein kleines Weiblein zugeführt, kleine Lampenträger stellten sich auf, und eine Heimchenmusik hob an. Der Graf hatte Mühe, das Weibchen beim Tanzen nicht zu verlieren, das ihm so leicht daher sprang und endlich so im Wirbel umdrehte, dass er kaum zu Atem kommen konnte. Mitten in dem lustigen Tanz aber stand auf einmal alles still, die Musik hörte auf, und der ganze Haufe eilte nach den Türspalten, Mauslöchern und wo sonst ein Schlupfwinkel war.

Das Brautpaar aber, die Herolde und Tänzer schauten aufwärts nach einer Öffnung, die sich oben in der Decke des Saales befand, und entdeckten dort das Gesicht der alten Gräfin, welche vorwitzig nach der lustigen Wirtschaft herab schaute. Darauf neigten sie sich vor dem Grafen, und derselbe, der ihn eingeladen, trat wieder hervor und dankte ihm für die erwiesene Gastfreundschaft. „Weil aber," sagte er dann, „unsere Freude und unsere Hochzeit also gestört worden ist, dass noch ein anderes menschliches Auge darauf geblickt, so soll fortan Euer Geschlecht nie mehr als sieben Eilenburgs zählen."

Darauf drängten sie nacheinander schnell hinaus, bald war es still und der alte Graf wieder allein im finsteren Saal. Die Verwünschung aber ist bis in die jetzige Zeit eingetroffen und immer einer von den sechs lebenden Rittern von Eilenburg gestorben, wenn der siebente geboren war.

Quelle:

Deutsche Sagen. Gesammelt und bearbeitet von Gustav A. Ritter. Verlag W. Herlet Berlin o. J.

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