Den Jahreszeiten allen
Selbviert sei Preis und Ehr!
Nur
sag' ich: »Mir gefallen
Sie minder oder mehr.«
Der Frühling wird ja
immer
Gerühmt, wie sich's gebührt,
Weil er mit grünem
Schimmer
Die graue Welt verziert.
Doch hat in unsrer
Zone
Er durch den Reif der Nacht
Schon manche grüne
Bohne
Und Gurke umgebracht.
Stets wird auch Ruhm
erwerben
Der Herbst, vorausgesetzt,
Daß er mit vollen
Körben
Uns Aug und Mund ergötzt.
Indes durch leises
Zupfen
Gemahnt er uns bereits:
Bald, Kinder, kommt der
Schnupfen
Und's Gripperl seinerseits.
Der Winter kommt. Es
blasen
Die Winde scharf und kühl;
Rot werden alle
Nasen,
Und Kohlen braucht man viel.
Nein, mir gefällt am
besten
Das, was der Sommer bringt,
Wenn auf belaubten
Ästen
Die Schar der Vöglein singt.
Wenn Rosen, zahm' und
wilde,
In vollster Blüte stehn,
Wenn über
Lustgefilde
Zephire kosend wehn.
Und wollt' mich einer
fragen,
Wann's mir im Sommer dann
Besonders tät
behagen,
Den Juni gäb' ich an.
Und wieder dann
darunter
Denselben Tag gerad,
Wo einst ein Kindlein
munter
Zuerst zutage trat.
Drum flattert dies
Gedichtchen
Jetzt über Berg und Tal
Und grüßt das liebe
Nichtchen
Vom Onkel tausendmal.
Quelle
Wilhelm Busch: Schein und Sein