Vor vielen Jahrhunderten hauste in einem Brunnen der Stadt Torgau an der Elbe ein schrecklicher Basilisk. Er verpestete mit seinem giftigen Hauch das Wasser aller Brunnen der Stadt. Die Ratsherren setzten hohe Belohnungen aus für den, der die Stadt von dem Ungeheuer befreie.
Endlich meldete sich ein Verbrecher, der in der Stadt gefangengehalten wurde und zum Tode verurteilt war. Er hatte einmal in einem Zauberbuch gelesen, wie man Basilisken bekämpfen könne. Vorerst behängte er sich mit mehreren Spiegeln, einen nahm er in die Hand und hielt ihn nach unten. Dann ließ er sich eine lange Leiter bringen und stieg in den Brunnen hinab.
Als der Basilisk sein eigenes Bild im Spiegel erblickte, glaubte er, es sei noch ein zweites Ungeheuer im Brunnen, und ärgerte sich so sehr, dass er vor Wut und Neid platzte. Torgau aber war von diesem Augenblick an von dem Übel befreit. Der Verbrecher wurde freigelassen.
Zum Andenken an die böse Zeit, die das Ungeheuer über die Stadt gebracht hatte, ließ man im Keller des Rathauses sein Bild in Stein hauen. Dort ist es noch heute zu sehen.