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Lutz Fischer

Steuertipps für Vereine
Ein Ratgeber

Dieser Leitfaden richtet sich an Vorstände gemeinnütziger Vereine und soll eine Orientierungshilfe bieten im Hinblick auf grundsätzlich zu beachtende Themen und Aufgabenbereiche der Vereinsgründung und -Verwaltung, insbesondere in Bezug auf rechtliche, steuerliche und verwaltungsrelevante Aspekte.

Der Silbermönch

Der Silbermönch

Verfasser unbekannt

Silberpokal.
Silberpokal.

Zur Zeit, als man Silber aus den Erzadern holte, die sich von Freiberg quer über das Gebirge bis nach Joachimstal erstrecken, konnte man in den Ortschaften diesseits und jenseits der böhmischen Grenze einem Mönch begegnen, den niemand kannte, von dem niemand wußte, aus welchem Kloster er kam, und der seinen breitkrempigen Hut so tief ins Gesicht gezogen hatte, daß sein Gesicht im Schatten verborgen blieb. je mehr sich das Silbererz erschöpfte, desto seltener sah man den Mönch. Und gewiß ist, daß er für immer mit den letzten Deutschen verschwand.

Wo man einst nach Silber und Blei schürfte, da schafft man jetzt die Pechblende zu Tage.

Nun, damals als der Mönch sich noch häufig zeigte, gab es doch einige, die zu wissen glaubten, wer er sei. Der gute Geist der Silberbergwerke, ja das wäre er, behaupteten sie, in den Stollen wandle er in Knappentracht einher, und wenn auch dann sein Antlitz nicht deutlich auszumachen sei, so habe dies seinen besonderen Grund. In seiner Grubenlampe leuchtete nämlich ein Diamant, und der sende so starke Lichtstrahlen aus, daß die Hauer vor Ort oft vermeinten im Tageslicht zu arbeiten, aber, ihren Blick gegen die Lichtquelle richtend, von dieser geblendet wurden. Bisweilen gelang es aber doch dem einen oder anderen, dem Mönch ein wenig unter den Hut und dem guten Geist hinters Licht zu sehen. Sie beteuerten, daß die beiden ein und dieselbe Person seien, und so kam denn der Name »Silbermönch« auf. Man konnte sicher sein, auf eine reiche Erzader zu stoßen, wo er sich zeigte. Auch den Grund, weshalb er sein Gesicht den Blicken der Menschen nicht freigebe, wußten einige anzugeben. Der gute Geist der Bergwerke, den sich die Leute als eine Erscheinung von edlen Zügen vorstellten, war nach dem Bericht dieser wenigen Knappen mißgestaltet und häßlich. Sein Rücken war gekrümmt und sein Antlitz von tiefen Runzeln zerfurcht. Die Leute wollten das nicht so recht glauben, aber es ist schon so: nicht immer ist ein schöner Leib das Äußere von edlen Seelen, und oft verbirgt sich hinter der Mißgestalt ein mitfühlendes Herz. Ob der Silbermönch verschwand, weil das Silber zur Neige ging, oder ob die Menschen kein Silber mehr fanden, weil der Mönch verschwunden war, niemand weiß es.

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