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Quatsch Didel Datsch

Kinderreime

von Norbert Neugebauer (Autor), Werner Kiepfer (Autor), Petra Lefin (Illustrator)

Kinder wollen unterhalten sein. Sie lieben Geschichten und Spaß, Rhythmus und Reim.
Das Spiel mit den Worten, die einen ähnlichen Klang aufweisen, fasziniert sie. Der Gleichklang und Rhythmus von Versen lassen sie die (Mutter-)Sprache spielerisch erfassen. Dadurch lassen sie sich schnell auswendig lernen, immer wieder nachsprechen und fördern so das Sprachvermögen. - Mit den liebevollen Zeichnungen von Petra Lefin bietet das Heft Unterhaltung für die ganze Familie.

Das wunderbare Gesicht der Sabina Fiedlerin zu Lockwitz

Das wunderbare Gesicht der Sabina Fiedlerin zu Lockwitz

Johann Georg Theodor Gräße

Es hat eine gewisse Sabina Fiedlerin aus Makersbach in Böhmen, die sich zu Lockwitz bei Dresden mit ihrem Mann von Tagearbeit ernährte, nach dem Tod ihres Mannes folgendes wunderbares Gesicht gehabt: Sie ist einmal zur Herbstzeit in die Wälder bei Königsstein gegangen, um Heidelbeeren zum Verkauf zu suchen. Wie sie nun den ganzen Vormittag in den Bergen herumgegangen, hörte sie im Dorf Hennersdorf, das dem Grafen Zinsendorf gehörte, Mittag leuten. Sie setzte sich auf den nahegelegenen Berge nieder, suchte ein Stück Brot aus ihrem Korb heraus und isst.

Festung Königsstein. (1)
Festung Königsstein. (1)


Als sie sich einmal umsieht, steht ein hell glänzender Mann neben ihr, der hält in der Rechten ein bloßes feuriges Schwert, in der Linken eine feurige Rute und er spricht zu ihr: „Siehe herab in den Grund.“ Als sie das tut, erblickt sie darin eine große weite Grube, die voller Schlamm ist. Nun ist in diesem Grunde zwar ein ziemlich hoher Wasserfall, der von einem Wässerlein herrührt, das bei dem gräflichen Hofe vorbei fließt und in diesen Grund fällt, allein es ist kein Schlamm darin zu sehen. Die Fiedlerin sieht aber, dass in dieser Grube voller Schlamm viele große Herren mit schönen Kleidern und großen Perücken sitzen. Um diese Männer herum stehen aber Männer, die führen große Hunde an Stricken, die heftig bellten und zu den Männern in die Schlammgrube hinein springen wollten. Der glänzende Mann schlägt mit dem Schwert die Wipfel von den Tannenbäumen herunter. Er sagt: „Siehst du das Alles?“ Sabina antwortet mit Furcht und Zittern: „Ja, mein Herr.“ Er spricht weiter: „Fürchte dich nicht, dir soll kein Leid widerfahren; gehe aber in die Stadt Dresden und verkündige den Geist- und Weltlichen den großen Zorn Gottes und schwere Strafen für das Land.“ Er spricht dann noch einmal sehr ernst, sie solle die Prophezeiung ausrichten, sonst werde er zornig werden. Danach verschwindet er in der Grube.

Lockwitzer Kirche. (2)
Lockwitzer Kirche. (2)


Die Frau war so erschrocken, dass sie kaum ins nächste Dorf laufen konnte, wo sie zwei Tage in einem Bauernhaus geblieben ist, ehe sie sich erholt hatte. Kurz darauf hat der Pastor zu Lockwitz, M. Gerber, erfahren, dass sie am bevorstehenden Bußtag in der Lockwitzer Kirche auftreten und zu den Leuten sprechen solle. Der Pfarrer rief sie zu sich und wollte ihr helfen, alles aufzuschreiben, was sie erlebt hatte. Er wollte dies an das Oberconsistorium berichten, aber das wollte Sabina nicht. Aber doch ist sie am 20. März 1723 als M. Hahn auf die Kanzel getreten, in Dresden in der Kreuzkirche, und begann zu sprechen. Dann ist sie nur mit Mühe entfernt worden. Im Verhör hat sie so ausgesagt, wie sie es erlebt hatte. Ebenso in der Kirche von Lockwitz. Der Pastor M. Gerber erzählt, wie der Geist ihr keine Ruhe gelassen hat, sondern sie stets angetrieben habe, die Prophezeiung in Dresden zu verkünden. Dann wollte sie doch in die Lausitz gehen, aber in Schönfeld in der Nacht sei ihr ein Geist erschienen und eine Stimme habe ihr befohlen, umzukehren und in Dresden zu verkünden, was ihr damals auf dem Berg verkündigt worden ist. Obwohl sie nun in Lockwitz wieder in Lohnarbeit stand, hat sie doch keine Ruhe gefunden. Sie ging in benachbarte Orte und ist über die Perücken der Prediger hergezogen. In Dohna wollte sie ihnen die Perücken vom Kopf reißen. Danach nahm man sie fest und brachte sie erst nach Pirna, später dann nach Waldheim, wo sie starb.

Es ist bekannt geworden, dass sie schon im Jahre 1710 solche Erscheinungen erlebt hatte. Ihr war befohlen, gegen die Hoffahrt der Professoren, die Gottlosigkeit der Geistlichen und Liederlichkeit der Studenten öffentlich Stellung zu nehmen. Man hatte Mühe, sie daran zu hindern.

Bildnachweis

Kopfbild: Perücke aus Wikimedia, gemeinfrei.

Abb. 1: Urheber Jörg Blobelt (1949–)

Königstein (Sächsische Schweiz): Blick vom Pladerberg von Nordosten auf Stadt und Festung Königstein. Im Vordergrund fließt die Elbe.

(CC BY-SA 4.0)

Abb. 2: Lockwitz; Kirche aus Wikimedia, gemeinfrei.

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