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Die verlassene Schule bei Tschernobyl - Lost Place

Nic

Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk Tschernobyl zu einer der schlimmsten Nuklearkatastrophen. Die freigesetzte Radioaktivität entsprach dem zehnfachen der Atom-Bombe von Hiroshima 1945. Erst drei Tage später wurde die 3 km entfernte Stadt Prypjat evakuiert und alle Bürger mussten ab 14 Uhr "vorübergehend" ihren Wohnort verlassen. Seither ist die Mittelschule der Stadt verwaist.

30 Jahre Leerstand hinterlassen Ihre Spuren. Doch genau die machen den Ort sehenswert. Der Großteil der Mittelschule ist in einem unberührten Verfallszustand. Die Wände verlieren ihre Farbe, die alten Schulbücher erinnern an den einstigen Schulalltag. Das Heft zeigt Klassenräumen, Flure, die Turnhalle und die große Schulaula.

Das Heft bietet in der Mitte ein doppelseitiges Poster.

ISBN: 978-3-86397-121-2

Preis: 3,00 €

Elias und die Baalspriester

Elias und die Baalspriester

Volker Pohlenz

Anlässlich der Einweihung der Schlosskapelle zu Torgau am 5.10.1544, die als erster protestantischer Kirchenbau Deutschlands gilt, den Luther persönlich mit einer Predigt einweihte, erteilte dieser zu Ausschmückung dieser Kapelle dem damals 29jährigen Maler Lucas Cranach d. J. den Auftrag, ein Bild zu malen, welches die Geschichte von Elias und den Baalspriestern aus dem Alten Testament darstellt. Dieses Bild wurde erst nach der Einweihung der Schlosskapelle fertig, da man den Weihetermin vorzog mit Rücksicht auf das Alter und die angeschlagene Gesundheit Martin Luthers. So wurde dieses Bild erst im Jahre 1545 per Schiff mit anderen Bildern aus der Cranachwerkstatt von Wittenberg elbaufwärts nach Torgau gebracht und gegenüber der Kanzel in der Schlosskapelle angebracht.

Zu dieser Zeit war es Martin Luther wichtig, angesichts seines Alters und angegriffener Gesundheit, sowie der Turbulenzen jener Zeit daran zu erinnern, dass der feste Glaube ein sicheres Fundament für die Zukunft bildet. Da wählte er aus dem Alten Testament, aus dem 1. Buch der Könige, Kapitel 18, eine entsprechende Stelle aus, die dann Lucas Cranach d. J. in die entsprechende Bildform umsetzte.

Elias und die Baalspriester. Kopie von Volker Pohlenz.
Elias und die Baalspriester. Kopie von Volker Pohlenz.


Der Maler hielt sich sehr an den Bibeltext, wie man sehen kann. Er wählte mehrere Szenen, die sich nacheinander abspielten, also keine Momentaufnahme. So ist auch der Prophet Elias mehrfach auf dem Bild zu sehen.

Zur Vorgeschichte: Die zeit der Handlung spielte während der Regentschaft Ahabs als König von Israel im 7. und 8. Jh. vor Christi. Es ging eine längere Dürreperiode voraus, und der Glaube an Gott „Jahwe“ wurde in Frage gestellt. Die Gemahlin des Königs Ahab pflegte den Baalskult. So bedurfte es einer Entscheidung.
Es wurden zwei Altäre errichtet. Elias, der fest an Gott „Jahwe“ glaubte, sollte sich nun gegen 450 Priester behaupten. Auf beide Altäre wurde als Opfertier ein zerstückeltes Kalb gelegt. Welches Opfertier, ohne Feuer zu legen, entfacht wird, dessen Glaube ist der wahre Glaube. Elias hatte um seinen Altar noch einen Wassergraben angelegt, so dass man das Opfertier noch vor der Verbrennung schützen konnte. Nachdem mehrmals Wasser auf den Altar des Elias gegossen wurde, entfachte sich plötzlich das Feuer, während die Baalspriester ekstatische Tänze um ihren Altar vollführten. Doch deren Altar blieb unberührt. Das war der Beweis dafür, dass der Glaube, den Elias vertritt, der richtige Glaube ist.
Da sprach Elias zu dem versammelten Volk, dass sie die Priester Baals ergreifen sollen, zum Bach Kison schleppen sollen, um auf der Stelle diese zu töten. Elias selbst ging auf die Spitze des Berges Karmel, bückte sich zur Erde und tat sein Haupt zwischen die Knie. Er sprach zu seinem Knaben: „Gehe hinauf und schaue dem Meer zu.“ Er ging hinauf und schaute und sprach: „Es ist nichts.“ Dies tat er siebenmal. Beim siebenten Mal sprach er: „Siehe es geht eine kleine Wolke auf aus dem Meer wie eine Mannes Hand.“ Er sprach: „Gehe hinauf und sage Ahab: Spanne an und fahre hinab, dass dich der Regen nicht angreife.“ Der Himmel zog sich zu von Wolken und Wind und Regen. Ahab gelangte nach Israel.
Dieses Bibelzitat bot sich Martin Luther in den 1540er Jahren als Gleichnis geradezu an, da er besorgt war, was nach seinem Tode wohl in Bezug zur Reformation bleiben wird. Neben den Lutheranern gab es in Deutschland und Europa andere reformatorische Strömungen, wie die Calvinisten, Zwinglianer oder Anglikaner, die keineswegs gemeinsam an einem Strang zogen.

Aber auch die katholische Gegenseite sah den Ereignissen nicht tatenlos zu. Mit dem Pontifikat Paul III., welches 1534 begann, versuchte sich die Katholische Kirche neu zu profilieren. 1542 wurde beispielsweise die Inquisition reorganisiert, die mehr dazu diente, Abweichler zum „wahren Glauben“ zurückzuführen. Ein weiterer Schritt in Richtung „Gegenreformation“ wurde mit dem Konzil von Trient 1545 getan. Dies war möglich, nachdem die rivalisierenden Mächte Frankreich und Habsburg 1544 den Frieden von Crepy schließen konnten. Nun hatte Kaiser Karl V. die Möglichkeit, in Deutschland gegen die Protestanten zu Felde zu ziehen. Schließlich kam es zum Schmalkaldischen Krieg, der im April 1547 mit der Schlacht bei Mühlberg siegreich für die kaiserliche Partei endete. Der Ausgang dieser Schlacht änderte die Geschichte Sachsens nachhaltig.

Für diese Ereignisse, die Luther nicht mehr erlebte, er starb im Februar 1546, hatte er eine gewisse Vorahnung. Die Kurwürde ging an die Albertinische Linie der Wettiner, die seit 1539 ebenfalls die Reformation eingeführt hatten. Sie bevorzugten Dresden als Hauptresidenz und bauten diese zur Hauptstadt aus, welche sich ebenfalls vergrößerte. Torgau, welches nun im größeren Kursachsen lag, verlor indes an Bedeutung, nachdem es sich einst anschickte, Hauptstadt Kursachsens der Ernestinischen Wettiner zu werden.
Das führte schließlich dazu, dass in den 1660er Jahren unter anderem die Cranach-Bilder aus den Kurfürstlichen Gemächern und der Schlosskapelle von Schloss Hartenfels nach Dresden verbracht wurden. Dort sind sie heute Bestandteil der Staatlichen Kunstsammlungen Dresdens.

Während der 2. Landesausstellung des Freistaates Sachsen „Glaube und Macht“ im Jahre 2004 kam dieses Bild für ein halbes Jahr nach Torgau als Ausstellungsstück zurück. Mit einem Ausschnitt des Elias-Bildes wurde diese Landesausstellung beworben. Die Originalmaße dieses Bildes betrugen 1,27 x 2,42 m. Die Haken, an denen das Bild in der Schlosskapelle einst hing, sind heute noch vorhanden. Das Original dieses Bildes wird wohl nie für dauerhaft nach Torgau zurückkehren, da die hohen Sicherheitsstandards und die Vollklimatisierung die Möglichkeiten der Torgauer Kirchgemeinde übersteigen würden. Der Maler Volker Pohlenz fertigte im Jahre 2012 ein großformatiges Historienbild (2,00 x 3,05 m) von der Einweihung der Schlosskapelle Torgau an. Bei der Bildübergabe am 2. 12. 2012 machte er den Vorschlag, wenn es die Zeit erlaubte, vorwiegend in den Wintermonaten, von dem Elias-Bild eine handgemalte Kopie anzufertigen.

Volker Pohlenz.
Volker Pohlenz.

Im Herbst 2015 war es dann so weit. Ein öffentlicher Auftrag lag nicht vor, aber die innerliche Stimmung des Malers war auf diese Projekt gut zu sprechen. Es sollte zum 500. Jahrestag des Thesenanschlages durch Luther im Jahre 2017 fertig werden. Dann könnte es vielleicht als 1:1 Kopie an den angestammten Platz in der Schlosskapelle zu sehen sein.

In Wittenberg wurde zu dieser Zeit eine Cranach-Ausstellung gezeigt, in Torgau auf Schloss Hartenfels die erste der vier Reformationsausstellungen „Luther und die Fürsten“. Dort konnte man Gemälde von Lucas Cranach d. J. Im Original betrachten. Das Elias-Bild war aber nicht dabei.

Es existierte im Bestand des Stadtgeschichtlichen Museums Torgau eine großformatige Reproduktion dieses Bildes, die farblich aber schon etwas verblasst war. Die Details waren aber gut erkennbar, im Format von 1,05 x 2,00 m. Nach dieser wurde gemalt, jedoch die Farbigkeit des Bildes wurde nach einer Reproduktion des Wittenberger Ausstellungskataloges entnommen.

Von Anfang November 2015 bis Ende Mai 2016 bei achtwöchiger Unterbrechung wurde an dem Bild gearbeitet. Maltechnisch, was Methode und Material anbetrifft, wurde an die Frühwerke des Jüngeren Cranach angeknüpft. Dieser bevorzugte mit Wasserfarbe eine exakte feine Linienführung als Vorzeichnung. Die Untermalung wurde bereits mit einer mageren Ölfarbe getätigt, aber anders als hier auf der Kopie. Bei der Kopie, wo jedes Detail per Weißhöhung schon im Vorfeld herausgearbeitet werden konnte, konnte ja auf das fertige Original zurückgegriffen werden. Hier kam es ja darauf an, Werks treu ein Duplikat herzustellen, was, wenn es gut gelingt, vom Original kaum zu unterscheiden ist, außer im Format. Die Kopie, auf eine verstärkte Sperrholztafel gemalt, misst 1,25 x 2,40 m. Die anschließende farbige Endfassung mit dem entsprechenden Kolorit ist eigentlich der aufwendigste Anteil am Bild gewesen.

Im Oktober 2016 ist das Bild nach Torgau gebracht worden. Dort wurde es den Teilnehmern eines geschichtlichen Kolloquiums zum Thema „Reformation“ präsentiert. Alle waren dafür, dass dieses Bild in die Schlosskapelle gehört. Das wäre auch als Zeichen zu sehen, dass anlässlich des 500. Reformationsjubiläums etwas bleibendes hinterlassen worden wäre. Das Schloss Hartenfels wurde mit der Schlosskapelle sogar als Lutherstätte für die Weltkulturerbeliste der UNESCO vorgeschlagen.

Mit dem Scheitern dieser Sache, was auch begünstigt durch Pensionierung vormaliger Fürsprecher und durch die Ablehnung durch die Kirchgemeinde, war einerseits erst einmal die Weltkulturerbesache durchgefallen. Damit ist das Bild nach wie vor im Besitz des Künstlers Volker Pohlenz verblieben.

Bildnachweis

Kopfbild: Lucas Cranach d. J. aus Wikimedia, gemeinfrei

Elias und die Baalspriester: Volker Pohlenz

Volker Pohlenz: Volker Pohlenz

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