Der ukrainische Patriot war in St. Petersburg in Haft des russischen Zaren und schrieb als Begründer einer modernen ukrainischen Literatur dieses glühende Gedicht, eine Hymne für sein Vaterland.
Ursula Brekle
O Muse du, im Glorienscheine,
Du Schwester des Apoll, du Reine,
nahmst mich in Windeln in den Schoß
und trugst ins Feld mich, frei und groß.
Und dort auf einem Grabeshügel
gleich Freiheit, köstlich – ohne Zügel –
hast mich umhüllt mit Nebelflor
und gabest singend mir den Segen.
Fern in menschenleerer Steppe
dort im Sklaventume
prangtest du noch selbst in Ketten,
eine stolze Blume.
Aus dem schmutz’gen Kerker flogest
du auf Vogelschwingen
rein und heilig und du schwebtest
über mir mit Singen.
Und du sangest, Goldbeschwingte,
sangst mit süßer Kehle,
wie wenn Wunderwasser dringen
in die kranke Seele.
– – – – – – – – –
Und wenn ich sterbe, meine Hehre,
o, meine Mutter, hör’ den Schwur:
Leg’ deinen Sohn ins Grab und weihe
aus deines ew’gen Auges Bläue
mir eine einz’ge Träne nur!
Übersetzt von Julia Virginia, eigentlich Julie Virginie Scheuermann.