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Hans-Jürgen Malles
Kennst du Friedrich Hölderlin?

Seine Werke gehört neben denen Goethes und Schillers zu den bedeutendsten der deutschen Klassik, auch wenn sein Leben im Wahnsinn endete. Eine Hinführung zum Verständnis von Hölderlins Persönlichkeit und Werk bietet Deutschlehrer Malles hier. Der Leser erhält Einblicke in ein facettenreiches Leben voller Höhen und Tiefen und darf teilhaben an Hölderlins Begeisterung für die Französische Revolution und die griechische Antike. Auch die Liebe zu Susette Gontard soll nicht unerwähnt bleiben.

Bergäffchen und Bergmönche

Bergäffchen und Bergmönche

Ein gelehrter Mann im Erzgebirge wollte einmal genau wissen, was es mit den Geistern in den Schächten und Stollen auf sich habe, von denen die Knappen so viel erzählen. So fuhr er viele Male mit den Knappen in die Gruben ein und beobachtete das Treiben der Geister in den Silberschächten. Er hat dann alles aufgezeichnet, es ist auf Pergament gedruckt und in Schweinsleder gebunden worden.

Zwei Arten von Berggeistern sind in den Gruben des Erzgebirges anzutreffen, sie hausen in der Tiefe des Erdinnern und steigen, wenn sie die Lust dazu ankommt, hinauf in die Schächte. Die einen sind den Menschen wohlgesinnt, die anderen betrachten sie als Eindringlinge und hassen sie deshalb. Die freundlichen Berggeister nennt der Knappe »Guteli«. Sie sind quicklebendig wie kleine Äffchen, tanzen und turnen im Schacht umher, hocken auf den Wagen, klopfen bisweilen emsig an den Wänden und tun so, als ob sie schrecklich fleißig wären. Aber sie bringen nichts weiter. Zum Scherzen und Possenmachen sind sie aber immer aufgelegt. Sie erschrecken die Bergmänner durch plötzliches Sturmgetöse, werfen oft auch mit Holzstücken und kleinen Steinen nach ihnen. Haben sie es gar zu arg getrieben, dann suchen sie die Gefoppten dadurch zu versöhnen, daß sie ihnen neue Erzadern zeigen.

Ganz anders geartet sind die bösen Berggeister, die von den Knappen die Bergmönche genannt werden. Sie sind darauf aus, den Menschen, die in ihr Reich vorgedrungen sind, zu schaden, wo und wie sie nur können. Besonders arg trieben sie es einmal in den St. Annen- und Rosenkranzgruben.

Zwölf Knappen, die von auswärts kamen und ihre einheimischen Kumpel wegen ihrer Ängste vor den Bergmönchen verlachten, sahen, nachdem sie eingefahren waren, ein Roß mit einem Hals, so lang wie der übrige Körper, und mit Augen wie Feuerräder auf sich zukommen. Sie drückten sich eng an die Wand des Stollens, und vor ihren Augen verwandelte sich das Roß in einen Bergmönch. Er hauchte die zwölf Knappen mit eisigem Atem an, und bis auf einen, der weiter entfernt gestanden war, waren sie alle auf der Stelle tot. Nachdem er oben bei Tageslicht von dem Geheimnis in der Tiefe berichtet hatte, starb auch er.

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