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Jürgen Krätzer

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Jürgen Krätzer eröffnet uns eine neue Sicht auf den Autor. Er war eine faszinierende Persönlichkeit, ein kluger Kopf mit spitzer Zunge und sensiblem Herzen – ein „Freigeist“.

Die sächsischen Wettiner und das Haus Nassau-Luxemburg

Die sächsischen Wettiner und das Haus Nassau-Luxemburg

Bodo Bost

Grab des Prinzen Georg von Sachsen. (1)
Grab des Prinzen Georg von Sachsen. (1)

Kronprinz Georg von Sachsen (1893-1943), der spätere Priester und Jesuit, war der erste Heiratskandidat der Luxemburger Großherzogin Charlotte (1896-1985). Die Nachkommen von Prinz Ernst Heinrich von Sachsen (1896-1971) und Prinzessin Sophie von Luxemburg (1902-1941) vertreten heute die Ansprüche der Wettiner auf das sächsische Thronerbe.

Im Sommer 1913 beauftragte der deutsche Reichskanzler Theobald von Bethmann-Hollwegden deutschen Gesandten in Luxemburg, Graf Schwerin, mit der Anfertigung eines ausführlichen Berichtes über die Prinzessin Luxemburgs, die damals 20jährige Charlotte, zweite Tochter von Großherzog Wilhelm IV. von Luxemburg (1852-1912) und Großherzogin Maria Anna von Bragança (1861-1942). Hintergrund dieses Auftrages waren Spekulationen um eine Brautschau des sächsischen Thronfolgers, Georg von Sachsen, bei der Luxemburger Prinzessin. Durch diesen Bericht, der ein sehr positives Bild der jungen Prinzessin zeichnet, ist uns von quasi offizieller Seite ein sehr eindrückliches Persönlichkeitszeugnis der späteren Großherzogin erhalten (SCHOOS 1976:17). Pierre Even bezeichnet zwar die angebliche Verbindung der beiden Fürstenkinder als ein „unzutreffendes Gerücht“ (EVEN 2000:284), aber der Bericht, der vom deutschen Reichskanzler persönlich in Auftrag gegeben wurde, beweist, dass es sich bei der Brautschau des sächsischen Thronfolgers um mehr als eine„Affaire“ gehandelt hatte. In ihrem Wesen und Charakter schienen sich die beiden Thronfolger sehr nahe. Wir wissen nicht, wieso aus der Brautschau keine Ehe geworden ist, wahrscheinlich trägt der herannahende 1. Weltkrieg die Hauptschuld an dem abrupten Ende der Kontakte zwischen Dresden und Luxemburg.

Ein ähnliches politisch bedingtes Ende ihrer Beziehung musste auch die jüngere Schwester von Prinzessin Charlotte, Prinzessin Antonia(1899-1954), im Jahre 1918 über sich ergehen lassen. Sie hatte sich mit dem bayerischen Thronfolger Kronprinz Rupprecht (1869-1955) verlobt. Antonia wurde als vierte Tochter von Großherzog Wilhelm IV. und Großherzogin Maria Anna de Bragança geboren. Während der letzten Kriegsmonate 1918 musste sie die Verbindung mit Kronprinz Rupprecht von Bayern, der 30 Jahre älter war als sie, aus politischen Gründen wieder auflösen. In diesem Falle war jedoch die Liebe stärker, Anfang 1921 wurde dann die Wiederverlobung des Paares bekanntgegeben. Im Falle der Prinzessin Charlotte bekam die Beziehung zu Georg von Sachsen jedoch nach Ende des 1. Weltkrieges keine zweite Chance, weil beide Thronfolger kriegsbedingt sich in völlig anderen Situationen vorfanden, die eine Heirat unmöglich machten. Bei Georg von Sachsen war nämlich während des Krieges der Entschluss gereift, katholischer Priester zu werden und Charlotte von Luxemburg wurde durch den Thronverzicht ihrer Schwester Marie Adelheid am Ende des 1. Weltkrieges zur Luxemburger Thronfolgerin. Die Wettiner, obwohl einst Hauptstütze der Reformation, galten als das der katholischen Kirche am engsten verbundene Herrscherhaus Deutschlands. Damit waren die Sachsen denselben Weg gegangen wie das Haus Nassau-Luxemburg, das durch die dynastischen Regeln nach dem Amtsverzicht des Protestanten Wilhelm IV. 1908 zugunsten seiner portugiesisch-katholischen Frau Maria Anna von Bragança und deren Töchter ebenfalls katholisch geworden war. Damit waren Mitglieder des katholischen sächsischen Königshauses eigentlich ideale Heiratskandidaten für die Luxemburger Prinzessinnen.

Hochzeit Ernst Heinrich von Sachsen mit Sophie von Luxemburg, unter den Gästen Priester H. Infalt (3. von li).(2)
Hochzeit Ernst Heinrich von Sachsen mit Sophie von Luxemburg, unter den Gästen Priester H. Infalt (3. von li).(2)

Auf die Frage, wie sich der sächsische Kronprinz und die Luxemburger Prinzessin kennengelernt haben, gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste Hypothese, die wahrscheinlich auch die näher liegende ist, wird von zwei Geschwistern aus den beiden betroffenen Herrscherhäusern bestätigt, die im Jahre 1921 den Ehebund geschlossen haben. Eine Woche nämlich nach der Eheschließung im zweiten Anlauf zwischen Rupprecht von Bayern und Prinzessin Antonia von Luxemburg schlossen, ebenfalls in Lenggries, Prinz Ernst Heinrich von Sachsen, der jüngste Bruder des Thronfolger Georgs von Sachsen mit Prinzessin Sophie von Luxemburg die Ehe. Prinzessin Sophie (1902-1941) war die jüngste Tochter des Großherzogs Wilhelmvon Luxemburg und der Infantin Maria Anna von Portugal. Sie hatte ihren späteren Gemahl Ernst Heinrich im Familiensitz des Hauses Luxemburg-Nassau in Hohenburg bei Lenggries/Oberbayern kennen gelernt (v. SACHSEN 2004:155ff). Vermittler dieser Beziehung waren die portugiesischen Verwandten beider, die Mutter der Luxemburger Prinzessinnen, Maria Anna, war nämlich eine Cousine der Großmutter der sächsischen Prinzen, die ebenfalls den Namen Maria Anna (1843-1884) trug. Beide stammten ab von zwei verfeindeten Geschwistern aus dem Hause Bragança, die luxemburgische Maria Anna von König Miguel I. und die sächsische Maria Anna von Königin Maria II., die sich in den Jahren1826-1856 gegenseitig die portugiesische Königskrone streitig machten und sie am Ende beide an das Haus Sachsen-Coburg Gotha verlieren sollten. Da jedoch die Monarchie in Portugal bereits 1910, als erste in Europa nach Frankreich, gestürzt worden war, hatten sich die beiden verfeindeten Zweige des Hauses Bragança, die sich alle im Exil in Deutschland oder Österreich wieder fanden, seit diesem Zeitpunkt wieder versöhnt und die Familienbande über die politischen Interessen gestellt. Aus diesem Grunde bezeichnete Ernst Heinrich von Sachsen die gemeinsamen portugiesischen Tanten als die Vermittler seiner Ehe mit Sophie von Luxemburg (v. SACHSEN 2004:156). Der Luxemburger Priester Heinrich Infalt (1862-1944), Religionslehrer am sächsischen Hof. Im Falle der Beziehung von Prinzessin Charlotte mit Kronprinz Georg von Sachsen könnte jedoch der Luxemburger Priester Heinrich Infalt (1862-1944) aus Diekirch, der im Jahre 1903als Hofprediger und Religionslehrer der sechs Prinzen an den sächsischen Hof gekommen war, die Vermittlerrolle gespielt haben (MALGET 1979:4). Der Luxemburger Priester war an den sächsischen Hof gerufen worden, nachdem dieser in den Jahren 1902/1903 von einem handfesten Eheskandal, der erste des neuen Jahrhunderts in den europäischen Adelskreisen, erschüttert worden war. Die sächsische Erbkronprinzessin Luise Antoinette Maria von Österreich-Toskana (1870-1947), seit 1891 Ehefrau des sächsischen Erbkronprinzen Friedrich August III., der 1904 der letzte König von Sachsen werden sollte, hatte nämlich im Dezember 1902 ein Verhältnis zu ihrem belgischen Hoflehrer André Giron eingestanden. Der Vater des Kronprinzen, König Georg I. ließ daraufhin, ohne Anhörung seines Sohnes, die Ehe am 11. Februar 1903 per Sondergericht scheiden. Georg I. starb am 15. Oktober 1904. Friedrich August III. musste seinem Vater auf dem Sterbebett versprechen Luise nicht mehr an den Dresdner Hof zurückkehren zu lassen. So haben die sechs Kinder ihre Mutter, die in der Schweiz und in Belgien ein weiterhin skandalumwittertes Leben führte, nie mehr wiedergesehen und wurden anstatt dessen von den Hoflehrern und einer französischen Tante, Prinzessin Maria Immaculata von Bourbon (1874-1947), erzogen, die 1906 einen Bruder des sächsischen Königs geheiratet hatte (v. SACHSEN 2004:8). Im Jahre 1903 hatte König Georg I. am Hofe eine eigene Prinzenschule einrichten lassen, da im Lande Sachsen alle Gymnasien in evangelischer Trägerschaft waren und der König seine Enkeln nicht in ausländische Internate schicken wollte, weil sie mit dem Lande verwachsen sollten. An dieser Prinzenschule wurde das alte deutsche gymnasiale Bildungssystem beibehalten, und für alle Fächer eigene Hauslehrer berufen (BRODKORB/KENTRUP 2004:15). Diese Hauslehrer mussten einerseits katholisch sein und zweitens die französische Sprache beherrschen.

Der Luxemburger Priester Heinrich Infalt, der bereits seit 1890 am Dresdener Josephinenstift als Kaplan tätig war, erfüllte diese Voraussetzungen und kam so als Religionslehrer der Königskinder an den sächsischen Königshof. Pater Heinrich Infalt blieb Sachsen so verbunden, dass er auch nach dem Untergang der Monarchie 1918 in Dresden verblieb, wo er am 18. September 1944, kurz vor dem Untergang von „Elbflorenz“ in der Bombennacht des 13. Februar 1945, verstorben ist (MALGET 1979:4). Während es nicht sicher ist, welchen Anteil Heinrich Infalt an den vermeintlichen Heiratsplänen der beiden Herrscherkinder aus Luxemburg und Sachsen hatte, hatte er jedoch sicher einen entscheidenden Anteil an dem festen religiösen Fundament, das der sächsische Kronprinz, der zu Beginn der Religionslehrertätigkeit des Luxemburger Priesters gerade 10 Jahre alt war, bekommen sollte. So bereitete der Luxemburger Priester den Kronprinzen 1905 auf den Empfang der ersten Heiligen Kommunion vor und 1907 auf den Empfang des Firmsakramentes. Fast jeden Tag feierte Pater Infalt in der sächsischen Hofkirche die Heilige Messe und täglich fand auch im Hause der Königsfamilie eine Andacht vor dem ausgesetzten Allerheiligsten statt. Der König ging, wie die einfachen Leute, mit seinen Kindern in der Hofkirche regelmäßig zur Beichte (BRODKORB/KENTRUP 2004:15). Seit 1906 wurde Heinrich Infalt in der Erziehungsaufgabe von der Prinzessin Maria Immaculata von Bourbon unterstützt, die, als Ehefrau eines Bruders des Königs selbst kinderlos geblieben ist und die mutterlosen sächsischen Königskinder wie ihre eigenen erzogen hat. Sie wurde später auch eine große Wohltäterin des Jesuitenordens (BRODKORB/KENTRUP 2004:19). Ein weiterer religiöser Rückhalt der Königsfamilie war der Onkel Prinz Max von Sachsen (1870-1951).Dieser Königsbruder war 1893 zum Priester geweiht worden und war seit 1900 Professor für Kirchenrecht und Liturgie an der Universität Freiburg in der Schweiz, der einzigen zweisprachig deutsch-französischen Universität Europas. Noch vor Beginn der ökumenischen Bewegung war Prinz Max von Sachsen zu einem Vorkämpfer der Ökumene vor allem zu den Ostkirchen geworden und wegen seiner Alleingänge in diese Richtung auch einige Male von Rom zurück gepfiffen worden (v. SACHSEN 2004:43ff). Aus der sächsischen Königsfamilie der Wettiner waren im Laufe der Geschichte schon zahlreiche namhafte katholische Weltgeistliche und Ordenspriester hervorgegangen, der bekannteste war wohl Erzbischof Prinz Klemens Wenzeslaus (1739-1812) der letzte Fürsterzbischof von Trier, zu dessen Bistum damals auch noch weite Territorien der alten Grafschaft Luxemburg gehörten.Allerdings kann man erst bei Prinz Max und Kronprinz Georg von einer ganz persönlichen, rein priesterlichen Berufung ohne politische Nebenabsichten sprechen (BAUMER 1985:10). Prinz Max von Sachsen hatte eine besondere Beziehung zu Luxemburg. Er hatte im Jahre1910 die Kirche St- Joseph-Artisan in Paris, rue Lafayette 214, die einst Kirche der deutschen Gemeinde in Paris war, gekauft. Nach dem 1. Weltkrieg hat er diese Kirche, um sie vor einer weiteren Konfiszierung zu retten, dem Bistum Luxemburg geschenkt (BAUMER 1985:18). Von 1929-1991 diente diese Kirche als Kirche der luxemburgischen Gemeinde in Paris. Ernst Heinrich von Sachsen und seine Ehefrau Sophie von Luxemburg.
Friedrich August III. mit seinen Kindern, hinter ihm stehend Prinz Ernst Heinrich von Sachsen. (3)
Friedrich August III. mit seinen Kindern, hinter ihm stehend Prinz Ernst Heinrich von Sachsen. (3)

Der 1896 in Dresden geborene jüngst Sohn von König Friedrich August III. begann nach dem Ende des ersten Weltkrieges, den er als Offizier an der West- und Ostfront mitgemacht hatte, ein Studium der Landwirtschaft in Breslau. Im Jahre 1920 war er Anhänger des gescheiterten Kapp-Putsches gegen die Reichsregierung und gegen den Versailler Vertrag. Seit 1921 studierte er in München und lernte dort Sophie von Luxemburg, die jüngste Tochter von Großherzog Wilhelm von Luxemburg kennen. Am 12. April heirateten beide auf Schloß Hohenburg bei Lenggries. Zwischen 1922-1925 wurden drei Söhne geboren, Dedo, Timo und Gero. Von 1924-1945 war er von dem Verein „Haus Wettin e.V.“ zum Verwalter der wettinischen Güter bestimmt. In den Jahren 1928/1929 näherte sich Ernst Heinrich von Sachsen politisch Gustav Stresemann. Stresemann wollte den Sohn des letzten sächsischen Königs als Kandidaten der Deutschen Volkspartei (DVP) für das Amt des Reichspräsidenten gewinnen. Da ihm seine Wahl zum Reichspräsidenten jedoch aussichtslos erschien, verzichtete Ernst Heinrich auf eine Kandidatur.Obwohl er sich zweimal mit Adolf Hitler getroffen hatte, 1922 und 1933, wurde Prinz Ernst Heinrich nach dessen Machtergreifung ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten (GROSS 2007:275/276). 1934 im Zusammenhang mit dem Röhm Putsch war Ernst Heinrich ein erstes Mal verhaftet worden und kurzzeitig in das KZ Hohnstein eingeliefert worden. Nur durch seine Berühmtheit, selbst in den Reihen der SS, entging er damals einem von Hitler geschicktem Erschießungskommando (v. SACHSEN 2004:239ff).

Das Grab Sophie von Luxemburg. (4)
Das Grab Sophie von Luxemburg. (4)

Seitdem stand er bis Ende des Krieges unter ständiger Überwachung durch die Gestapo. Am 21. Mai 1941 ist Sophie von Luxemburg im Alter von erst 39 Jahren an einer einseitigen Lungenentzündung in München überraschend verstorben. Ihre überaus glückliche und harmonische Ehe, aus der drei Kinder hervorgegangen waren, war bereits nach 19 Jahren zu Ende gegangen. Pater Georg von Sachsen beerdigte seine Luxemburger Schwägerin in der Dresdener Hofkirche, noch nicht ahnend dass er bald an ihrer Seite seine letzte irdische Bleibe finden würde. Im Jahr1943 zweifelte Ernst Heinrich öffentlich den Unfalltod seines Bruders Georgan. Daraufhin wurde er von der Gestapoein zweites Mal verhaftet und verhört. Die Nachkommen von Sophie von Luxemburg (1902-1941) gehören heute zu den Erben der WettinerNachdem sich Kronprinz Georg(1893-1943) entschlossen hatte katholischer Priester zu werden, übernahmen seine Brüder Friedrich Christian und Ernst Heinrich, nach dem Tode von König Friedrich August III. 1932, die Verantwortung für die Albertinische Linie des Hauses Wettin. Auf Grund der Ausgleichsverhandlungen 1922 bis 1924 zwischen dem Verein Haus Wettin-Albertinische Linie e.V. und dem Freistaat Sachsen wurde das von August dem Starken erbaute Jagdschloss Moritzburg einschließlich der traditionsreichen Teichwirtschaft, der Waldschänke und den umliegenden Forstrevieren den Wettinern übereignet. Dies geschah auf der Basis des Staatsvertrages von 1924, der durch eine Volksabstimmung 1926 zusätzlichbekräftigt wurde. Auf der Basis dieses Vertrages und eines Übereinkommens zwischen Prinz Friedrich Christian von Sachsen und seinem jüngerem Bruder Prinz Ernst Heinrich von Sachsen erhielt. Letzterer als Mitglied des Vereins Haus Wettin-Albertinische Linie e.V. das Wohnrecht in Moritzburg, während Prinz Friedrich Christian von Sachsen den Königsweinberg in Dresden-Wachwitz übernahm und dort auch 1934-36 sein Haus Wachwitz erbauen ließ. Zunächst bewohnte Prinz Ernst Heinrich mit seiner Luxemburger Frau und den drei Kindern Schloß Moritzburg nur im Sommer, allerdings im Frühjahr 1932 zog er nach gründlichen Renovierungsarbeiten am Schloss dauernd in diese traditionsreiche Residenz der Wettiner. Viele prominente Besucher haben vor allem während des 2. Weltkrieges Moritzburg besucht, so auch die Künstlerin Käthe Kollwitz, die nach ihrer Evakuierung aus Berlin im Sommer 1944 auf Einladung Ernst Heinrichs den "Rüdenhof" in unmittelbarer Nähe des Schlosses beziehen konnte und dort am 22. April 1945, kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee, verstarb. Heute erinnert die "Käthe Kollwitz-Gedenkstätte" in Moritzburg an diese bedeutende Künstlerin. Nach den verheerenden Bombenangriffen auf Dresden vom 13. auf den 14. Februar 1945, als die sowjetische Armee bereits in Görlitz war, verließen die Wettiner ihre sächsisch/schlesische Heimat. Markgraf Friedrich Christianfloh vor den anrückenden Russen mit seiner Familie nach Bregenz in Vorarlberg, wo ein Teil seiner Kinder seit 1941 lebten. Sein Sohn Maria Emanuel (*1926), Markgraf von Meißen, der 1944 wegen seiner Kontakte zum deutschen Widerstand verhaftet worden war und vom Volksgerichtshof bereits zum Tode verurteilt war, war seit 1968 Chef des Hauses, er war verheiratet mit Anastasia-Luise von Anhalt-Dessau (*1940). Die Ehe blieb kinderlos. Seine Schwester Maria Anna(*1929) war verheiratet mit Roberto Afif, genannt von Gessaphe. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor (FriedrichWilhelm, Karl August, Alexander). Maria Emanuels Bruder Albert (*1934 – gestorben am 6. Oktober 2012) war verheiratet mit Prinzessin Elmira und lebte als Historiker in München. Auch diese Ehe blieb kinderlos.Im Jahre 1997 hatten sich alle männlichen Nachkommen der Wettiner auf einem Familientreffen in Dresden auf die Möglichkeit der Adoption zur Regelung der Erbfolge geeinigt. Alexander (*1953), jüngster Sohn von Maria Anna, wurde 1999 von Maria Emanuel, dem Oberhaupt des Hauses Wettin Albertinische Linie, adoptiert und galt deshalb als künftiger Chef des Hauses Wettin. Er ist verheiratet mit Gisela Prinzessin von Bayern (*1964), er hat vier Kinder. 1999 übersiedelte er nach Sachsen, lebt aber wieder in Mexiko. Der diplomierte Betriebswirt, der erst 2004 die deutsche Staatsangehörigkeit erhielt, war von 2003 bis 2008 Berater des sächsischen Ministerpräsidenten Georg Milbradt (CDU). Im Jahre 2002 widerriefen die Agnaten Albert und Dedo von Sachsen den Anspruch von Alexander auf den Sachsenthron, denn der Nachweis der adeligen Abstammung Alexanders konnte nicht erbracht werden.

Prinz Daniel von Sachsen. (5)
Prinz Daniel von Sachsen. (5)

Prinz Albert, der ein Vierteljahr nach seinem Bruder Maria Emanuel verstorben ist und somit das letzte Oberhaupt des Hauses Wettin war, wünschte vielmehr einen männlichen Nachkommen in direkter Linie aus der Ehe von Ernst Heinrich von Sachsen und Sophie von Luxemburg als Thronerben. Aus der Ehe von Prinz Ernst Heinrich und Sophie von Luxemburg gingen drei Söhne hervor: Prinz Dedo, (1922-2009), Prinz Timo, (1923- 1982) und Prinz Gero, (1925- 2003). Alle drei Söhne wurden in München geboren, wo auch ihre Mutter, Prinzessin Sophie von Luxemburg, 1941 verstorben ist. Prinz Ernst Heinrich ist mit seiner Familie am Ende des Krieges aus Dresden über Sigmaringen nach Irland geflüchtet. Dort hat er 1947 die Schauspielerin Virgina Dulon (1910-2002) geheiratet mit der er bis zu seinem Tode 1971 ein Landgut bewirtschaftet hat. Zwei seiner Söhne, Dedo und Gero, wanderten später von Irland nach Kanada weiter, während Timo, der mittlere Sohn, in West-Deutschlands blieb. Aus der ersten Ehe Timos mit Margrit Lucas stammen zwei Kinder, und zwar Prinz Rüdiger (* 1953) und Prinzessin Iris (* 1955). Prinz Rüdiger, der einzige agnatische Urenkel des letzten sächsischen Königs, kam nach der Jahrtausendwende nach Sachsen zurück und baute rund um Moritzburg in den letzten Jahren ein Waldimperium (1200 Hektar) auf. Aus der Ehe Rüdigers mit Astrid Linke (1949-1989) stammen die drei Söhne Daniel (*1975), Arne (*1977) und Nils (* 1978). Prinz Rüdiger trat seine Position als Oberhaupt des Hauses Wettin Albertinische Linie an seinen Sohn Daniel ab, der seit 2007 die Wettinische Forstverwaltung leitet. Prinz Daniel lebt mit seiner Familie in Moritzburg, er ist mit Sandra Scherer verheiratet. Das Ehepaar hat zwei Kinder: Anna Catharina Sophie (13.01.2013) und Gero Friedrich Johann (13.04.2015).

Literatur

BAUMER, Iso (1985), Prinz Max von Sachsen, Imba Verlag Freiburg/Wittig Verlag Hamburg

BRODKORB, Clemens; KENTRUP, Christoph SJ. (2004), Georg von Sachsen Kronprinz-Priester-Jesuit, Heiligenstadt

EVEN, Pierre (2000), Die Dynastie Luxemburg Nassau, Luxemburg

GROSS, Reiner (2007), Die Wettiner, StuttgartMALGET, Jean (1979), Nikolaus Kuborn, in: DIE WARTE, Luxembourg, Jahrgang 1932, Nr. 3,

ROTHE, A.( 1955/56), P. Georg von Sachsen SJ (1893-1943), in: Wichmann Jahrbuch für Kirchengeschichte im Bistum Berlin IX-X, Berlinv.

SACHSEN, Prinz Albert, und v. SACHSEN, Prinzessin Elmira (2003), Das Haus Wettin und die Beziehung zum Haus Nassau-Luxemburg, in: Bad Emser Hefte Nr. 233, Bad Emsv.

SACHSEN, Prinz Ernst Heinrich (2004), Mein Lebensweg vom Königsschloss zum Bauernhof, Husum

SCHOOS, Jean (1976), Als I.K.H. Großherzogin Charlotte noch Prinzessin von Luxemburg war, in: Marienkalender

WEITZ, Paul (1972), Zum 100. Todestag der Prinzessin Heinrich der Niederlande Amalia Maria da Gloria Augusta von Sachsen-Weimar, in: Marienkalender

Haus Wettin in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/w/index.phptitle=Haus_Wet...

Bildnachweis

Abb. 1, 2 und 4: Bodo Bost

Abb. 3: Wikimedia - gemeinfrei

Abb. 5: Ursula Brekle

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