Der Vergleich im Brief von Fürst von Pückler-Muskau
Hermann Fürst von Pückler-Muskau schrieb an seine (geschiedene) Frau Lucie am 25. September 1827 aus Whitby in seinem Neunzehnten Brief:

Foto: Maren Winter
"Mir fiel dabei eine komische Anekdote ein, die ich neulich vom Herzog von Leeds hörte. Dieser Herr war sehr herablassend mit seinen Untergebenen und Pächtern, deren einer einmal, als der Herzog eben spazieren ging, an ihn herantrat und ihm eine Bitte vortragen zu dürfen bat. Als dies freundlich gewährt wurde, kam er damit heraus, daß sein 12jähriger Sohn ihn Tag und Nacht quäle, den Herrn Herzog zu sehen, und daß, da er grade jetzt nicht weit von seiner Hütte sei, er doch die hohe Gnade haben möge, sich von seinem Sohne beschauen zu lassen. Der Herzog gab lächelnd seine Einwilligung, ging nach der Hütte, und der erfreute Vater holte den neugierigen Sprößling. Kaum war dieser jedoch hereingestürzt, als er schon verwundert vor dem etwas ältlichen und unansehnlichen Herzog, von dessen Macht und Größe er so viel gehört hatte, stehen blieb, ihn lange ansah, dann befühlte, und nun plötzlich fragte: »Könnt Ihr schwimmen?« - »Nein, mein guter Knabe.« - »Könnt Ihr fliegen?« - »Nein, das kann ich auch nicht.« - »Nun dann, bei meiner Treu, da ist mir doch Vaters Enterich lieber, denn der kann beides.« "
Die Briefe eines Verstorbenen an seine geschiedene Frau Lucie gehörten zu den größten Bucherfolgen im 19. Jahrhundert. Sie waren 1830, von Rahel und Karl August Varnhagen von Ense redigiert, erstmalig erschienen.
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