Renoir-Kunstausstellung: Wie Seide gemalt
Constanze Bragulla
Ihre Wangen sind rosig. Die Gesichtszüge, das Haar, die Haut, die Kleidung - alles wirkt weich, fast fließend, ohne dabei jedoch zu zerfließen. Die dargestellte Frau erscheint entspannt und natürlich. Es handelt sich um ein Bild des Malers Pierre-Auguste Renoir.
Vom 18. September 2011 bis zum 8. Januar 2012 waren über 90 Gemälde und Zeichnungen des Künstlers im Museum am Theaterplatz in Chemnitz zu bewundern. Die Ausstellung der Kunstsammlungen Chemnitz stand unter der Schirmherrschaft des französischen Botschafters S. E. Maurice Gourdault-Montagne.
Renoirs Bilder weckten durch ihre schlichte Schönheit und Harmonie Gefallen und überzeugten durch unaufdringliche Kunstfertigkeit. Sie verbreiten Leichtigkeit, Heiterkeit, Ungezwungenheit - nur die breiten, verschnörkelten Goldrahmen erinnerten daran, dass es sich um bedeutungsschwere Kunst handelt. Die Farben der Ölgemälde schienen dem Betrachter von der Leinwand entgegenzuleuchten. Momentaufnahmen, Impressionen möglichst unmittelbar abzubilden - diese Intention gab einer ganzen Kunstrichtung ihren Namen.
Weniger bekannt, doch nicht weniger gelungen präsentierten sich die Zeichnungen, vollendet oder skizzenartig. Die Vielfalt der Techniken reichte von Kreidelithographien bis hin zu Kaltnadelradierungen, ausgeführt auf jeweils speziell dafür ausgewähltem Papier. Tuschezeichnungen, Pastelle und Aquarelle, Bleistift und Rötelstift variierten.
Parallel zur Bilderschau wurden unter dem Motto „Samt und Seide" französische Luxus-Stoffe der Zeit um 1900 ausgestellt - aus den eigenen Sammlungsbeständen des Museums. Pierre-Auguste Renoirs Eltern, ihres Zeichens Schneider und Näherin, ließen den Maler schon in seiner Jugendzeit verschiedene Stoffe, ihre Art und Wirkung kennen lernen - so verfügte er auf diesem Gebiet über ein umfangreiches Inspirations- und Kompetenzpotential.
Die Kunstsammlungen Chemnitz bieten seit längerer Zeit unter der Leitung ihrer Generaldirektorin Ingrid Mössinger immer wieder interessante Ausstellungen an, so in der Vergangenheit zum Beispiel über die Werke Max Slevogts oder Lyonel Feinigers. Dauerhaft ist nun auch eine Auswahl von 50 Gemälden der Romantik im Museum am Theaterplatz zugänglich.
Im folgenden geben wir den Flyer der Ausstellung wieder:
PIERRE-AUGUSTE RENOIR
Wie Seide gemalt
18. September 2011 - 8. Januar 2012
Pierre-Auguste Renoir
Im Sommer, 1868
Öl auf Leinwand, 85 x 59 cm
Staatliche Museen zu Berlin,
Nationalgalerie
Foto: bpk / Nationalgalerie, SMB /
Jörg P. Anders
Pierre-Auguste Renoir
Badende mit blondem,
offenem Haar, um 1903
Öl auf Leinwand, 92,7 × 73,4 cm
Belvedere, Wien
Foto: Belvedere, Wien
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft S. E. Maurice Gourdault-Montagne,
Botschafter der Republik Frankreich in Deutschland.
Die Kunstsammlungen Chemnitz präsentieren vom 18. September 2011 - 8. Januar 2012 die umfangreiche Ausstellung Piere-Auguste Renoir. Wie Seide gemalt, die einen völlig neuen Blick auf den großen Impressionisten eröffnet.
Gezeigt werden neben Meisterwerken aus Privatsammlungen und europäischen Museen wie dem Musée d`Orsay, Paris, dem Nationalmuseum Stockholm oder dem Belvedere in Wien, auch der reiche Grafikbestand des Künstlers aus dem Saarlandmuseum in Saarbrücken. Diese einzigartige Schau von über 90 Gemälden und Grafiken wird ausschließlich in Chemnitz zu sehen sein und ist überhaupt die erste Einzelausstellung in Deutschland auf dem Gebiet der neuen Bundesländer.
Als Sohn eines Schneiders und einer Näherin, war Pierre-Auguste Renoir (1841 - 1919) vertraut mit der spezifischen Optik und Haptik, der Farbe, des Dekors und der Symbolkraft von Stoffen. Seiden und Samte und damit das handwerkliche Rohmaterial der damaligen Mode standen also von Beginn an im Fokus von Renoirs künstlerischen Inspiration. Wie kaum einem anderen Vertreter des Impressionismus gelang es ihm, das Sinnliche von luxuriösemGewebe einzufangen und wiederzugeben. Auf die Frage, welche Frauenkleider er am liebsten male, antwortete Renoir: „Ehrlich gesagt, am liebsten male ich die Frau nackt; aber wenn ich sie angezogen malen muss, dann am liebsten in einem Prinzessrock; er verleiht ihr eine so hübsche, geformte Linie." Und was die Farben und Materialien angehe, so bevorzuge er unter anderem das metallische Blau mit Silberglanz, traditionelle Stickereien voller Patina, aber auch knisternde Seide. Er schätze es eben in seinen Bildern eine Wirkung „wie Seide gemalt" zu erzielen. Die Sinnlichkeit des Stoffes prägte bei Renoir nicht nur die Wahl der Sujets, sondern ist auch eine bewusste Entscheidung für das Besondere der Kleidung der Porträtierten. Was lag also näher, als Renoirs Gemälde in Bezug auf die Kleidung, auf Farben und Stoffe hin zu betrachten, wobei dieser Aspekt noch nie in der Literatur oder in Ausstellungen über Renoir thematisiert wurde. Tatsächlich lag dies für die Kunstsammlungen Chemnitz nahe, da das Museum über eine einzigartige Sammlung französischer Seiden und Samte um 1900 verfügt.
Parallel zu den Werken Pierre-Auguste Renoirs wird erstmals eine repräsentative Auswahl dieser kostbaren Gewebe in der Ausstellung SAMT UND SEIDE. Französische Luxus - Stoffe aus der Epoche von Pierre Auguste Renoir zu sehen sein, die damit in einen sinnlichen Dialog mit Renoirs Gemälen treten.
Den in der Ausstellung präsentierten Werken lässt sich Renoirs Entwicklung im Umgang mit Textilien nachvollziehen. Im Frühwerk Renoirs bezeugt die Darstellung der Stoffe und Kleidungsstücke Zeitgeist und Modernität, im Spätwerk offenbart sie künstlerische Inszenierung und sinnliches Schwelgen in ganz eigenen Mustern, Farben und die den Körper umspielenden besonderen Eigenschaften der Seiden. Im Spätwerk, das man aufgrund der weich fließenden und irisierenden Farbigkeit durchaus auch als seidige Periode bezeichnen könnte, wird die gleichsam stoffliche Verschmelzung von Kleidung und Körper, Gewebe und Haut, in zwischen textilen Draperien arrangierten Akten bildhaft.
Die Ausstellung PIERRE-AUGUSTE RENOIR. Wie Seide gemalt wurde von Dr. Karin Sagner, München, kuratiert.
KUNSTSAMMLUNGEN CHEMNITZ
Theaterplatz 1 | 09111 Chemnitz | Tel. +49 (0)371 - 488 4424 |
www.kunstsammlungen-chemnitz.de
Die Biografie Piere-Auguste Renoir
1841 Pierre-Auguste Renoir wird am 25. Februar in Limoges geboren.
Der Vater ist Schneider, die Mutter Näherin.
1854 Pierre-Auguste beginnt seine Lehrzeit als Porzellanmaler.
1858 - 1859 Renoir wendet sich der Gestaltung von Fächern und Wappen, später der Bemalung
von Vorhängen zu.
1860 Angeregt durch seinen Schwager kopiert Renoir erstmals im Louvre Bilder.
1861 Renoir begegnet Frédéric Bazille, Claude Monet und Alfred Sisley.
1862 An der Pariser École impériale et spéciale des beaux-arts wendet er sich der freien Malerei zu.
1863 In Begleitung von Claude Monet, Frédéric Bazille und Alfred Sisley malt er im Wald
von Fontainebleau.
1864 Renoir ist erstmals im Pariser Salon vertreten.
1865 Er macht die Bekanntschaft mit Gustave Courbet und Narcisse Diaz.
1867 Renoir malt in Chantilly und wendet sich erstmals der Darstellung einer ganzen
Figur im Freien zu.
1869 Er lernt Eduard Manet und Émile Zola kennen.
1870 Er wird zum Militärdienst eingezogen, doch wegen Erkrankung frühzeitig entlassen.
1872 Renoir verkauft erstmals einige seiner Gemälde an den Pariser Kunsthändler Paul Durand-Ruel.
1878 Renoir illustriert im Auftrag des Verlegers Charpentier Émile Zolas Novelle L'Assomoir /
Der Totschläger.
1883 Er entwickelt einen neuen, vom Impressionismus losgelösten Malstil, die so genannte
"trockene Periode", die bis circa 1887 andauert.
1884 Renoir leidet nun zunehmend unter Gicht.
1885 Pierre, der gemeinsame Sohn von Renoir und Aline Charigot, wird geboren.
1890 Mit nuancierten, schimmernden Farbtönen beginnt die bis 1897 andauernde
"perlmutterne Periode", in der Renoir vornehmlich weibliche Akte malt.
1894 Sein Sohn Jean wird geboren. Er befreundet sich mit dem Kunsthändler Ambroise Vollard.
1896 Renoir reist anlässlich der Wagnerfestspiele nach Bayreuth, wobei er auf der Rückreise
- über Chemnitz - Dresden besucht.
1900 Von Renoir werden 10 Gemälde in der Pariser Weltausstellung gezeigt.
1901 Geburt des Sohnes Claude. In Deutschland zeigt der Berliner Galerist Paul Cassirer erstmals
Werke von ihm.
1906 Die letzte Schaffensperiode steht im Zeichen eines üppigen Pantheismus und zeichnet sich
durch blühende Sinnlichkeit mit vorherrschenden Tönungen von Rosa, Rot und Orange aus.
1912 Aufgrund gravierender rheumatischer Beschwerden und Lähmungserscheinungen ist Renoir
auf den Rollstuhl angewiesen, sodass er zeitweilig auf das Malen verzichten muss.
1913 Renoir ist erfolgreich mit fünf Gemälden in der New Yorker Armory-Show vertreten.
1919 Renoir stirbt am 3. Dezember an den Folgen einer Lungenentzündung in Cagnes-sur-Mer.
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