„Alle
europäischen Familien haben auf die eine oder andere Weis
den
Krieg erlebt - es sitzt den Leuten in den Knochen, existiert also
auch
für ihre Kinder und Enkel ... und plötzlich fragen sie sich:
‚Ich
selbst, was hätte ich denn getan?“ (1)
Jonathan Littell
Die
Dübener Heimatforschung hat sich in der Vergangenheit vor allem mit Themen
befasst, die unmittelbaren Bezug zur Stadtentwicklung haben, wie „Moorbad“,
„Kurpark“ und „Bergschiffmühle“ oder die einen weiteren
Bezug aufwiesen
wie „Dreißigjähriger Krieg“ und „Napoleon auf der Burg
Düben“. Herbert
Holke schrieb 1941: „Mit diesen Geschehnissen trat Düben still vom Schauplatz
mitteldeutscher Geschichte ab; der Chronist weiß seither keine größeren
Begebenheiten mehr zu berichten.“ (2) Diese
Traditionslinie der Heimatforschung ist schon in „Teure Heimat“,
ab 1925 Beilage zur Tageszeitung „Dübener
Nachrichten“ (3)
anzutreffen,
die bis 1933 erschien. Auffällig ist, dass diese Aufsätze oft
keine Quellen angeben (4),
so dass nicht überprüfbar ist, woher die Erkenntnisse stammen.
Nach
1945 kamen kaum neue Themen hinzu, war Heimatforschung in der DDR aufgrund
der Inbeschlagnahme des Begriffes „Heimat“ und der
Heimatforschung in
der NS-Zeit doch eher suspekt: „Denn die Heimat zu pflegen, ist ein
reges Anliegen
der nationalsozialistischen Weltanschauung.“(5) Die
Ereignisse in Düben von 1933 bis 1945 wurden weitgehend ausgespart,
was einerseits
verständlich ist, erinnerte man sich dieser Jahre aus
unterschiedlichen Motiven
eher ungern, andererseits bedauerlich, hätten doch Zeitzeugen ihr Wissen
weitergeben können, denn die Quellenlage über diese Vorgänge ist
nicht einfach. Das zeigt sich, wenn man u.a. den Aktenbestand „Stadt
Düben“ im Staatsarchiv
Leipzig heranzieht. Akten wie „Tätigkeit der NSDAP 1935 - 1943“, „Angelegenheiten
der DAF 1935 - 1938“, „Hitlerjugend 1939 – 1944“ oder „Überwachung
durch die GESTAPO“(6)
scheinen
1945 oder nach 1945 gesäubert worden
zu sein. Das war natürlich nicht nur in Düben so, mit dem bevorstehenden
Sieg der Alliierten über die NS-Diktatur ging eine breit angelegte
Vernichtung von Unterlagen und Akten einher. Somit ist es für diesen
Zeitraum einerseits schwierig, verlässliche Informationen zu
erhalten, und andererseits nicht verwunderlich, dass sich die
Aussagen zum Geschehen in und um Düben überschneiden, teilweise
widersprechen. Ausgangspunkt für das Thema dieses Aufsatzes ist,
dass im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) Berlin ab Januar 1941 die
Aufstellung von zuerst drei, dann vier Einsatzgruppen geplant wurde,
die den Wehrmachtseinheiten bei der Invasion der Sowjetunion folgen
sollten. Die Abgrenzung der Kompetenzen der Wehrmacht und der
Einsatzgruppen erfolgte auf der Basis einer Vereinbarung von
Generalquartiermeister Wagner, die am 04.04.1941 dem Chef des RSHA,
Heydrich (7),
übergeben wurde und die Einsatzgruppen berechtigte, „im Rahmen
ihres Auftrages in eigener Verantwortung gegenüber der
Zivilbevölkerung Exekutivmaßnehmen zu treffen.“(8) Damit
hatte das RSHA freie Hand, die Aufstellung der erforderlichen
Einheiten konnte
aus der Planungs- in die Umsetzungsphase überführt werden. Dafür
wurden bereits seit Herbst 1940 zusammengezogene SS-Einheiten, die „ursprünglich
im Rahmen des Unternehmens ‚Seelöwe‘, der Landung deutscher Truppen
in Großbritannien, verwendet werden (sollten)“(9)
herangezogen,
stellt Angrick
in seiner exzellenten Analyse der Einsatzgruppe D fest. Nachdem der Plan
der Invasion der britischen Inseln Mitte September 1940 fallen
gelassen worden
war, wurde im Januar 1941 begonnen, sich mit der Aufstellung von mobilen
Kommandos für einen „Großeinsatz in weiten Räumen“ zu
befassen. Die Präzisierung, dass der Einsatz gegen die Sowjetunion
erfolgen wird, soll Heydrich Ende März oder Anfang April im RSHA
mitgeteilt haben, nicht jedoch den zusammengezogenen Einheiten,
bestand doch zwischen dem „Großdeutschen Reich“ und der
Sowjetunion nicht nur ein Nichtangriffspakt, sondern darüber hinaus
neben einem Wirtschaftsabkommen ein Grenz- und Freundschaftsvertrag.
Folglich herrschte in den bereitstehenden Einheiten große Unklarheit
über das Einsatzziel und es bestimmte „eine gewisse Lockerheit und
Unkompliziertheit den Umgang vor Ort“, die so weit ging, „daß
einige der Abkommandierten ihre Frauen ... nachholten und andere
wieder nach Hause oder zu ihren alten Dienststellen fuhren, da eine
andauernde Anwesenheit nicht erforderlich war.“(10) Das
änderte sich erst, als „die englischsprachigen Dolmetscher und
Spezialisten für
Großbritannien durch Männer ersetzt wurden, die Russisch
beherrschten und die
... über genaue Ortskenntnisse des Baltikums, aber auch des
galizischen und bessarabischen Gebietes verfügten“.(11)
In der Bundesrepublik Deutschland wandte man sich dem Thema „Einsatzgruppen“ früher als in der Deutschen Demokratischen Republik zu, und - nicht verwunderlich - erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Der Spiegel-Journalist Horst Höhne schrieb 1966: „Ende Mai rief Heydrich die 120 Führer der Einsatzgruppen und Einsatzkommandos zusammen und ließ sie in der Grenzpolizeischule Pretzsch an der Elbe den Vernichtungsfeldzug gegen den Rassenfeind üben. Allmählich zog Heydrich die Schraube der weltanschaulichen Indoktrination an: Instrukteure aus dem Reichssicherheitshauptamt trimmten die Männer immer schärfer und eindeutiger auf den Rassenmord. Mitte Juni ließ Heydrich die 3000 Männer der Einsatzgruppen nahe dem Städtchen Düben an der Mulde aufmarschieren. In Feldherrn-Pose stand der Chef der Sicherheitspolizei und des SD vor seinen im Viereck angetretenen Todesbrigaden. Er hielt eine zugleich markige und vage Rede: Er sprach von einem Einsatz, der unerhörte Härte verlange.“(12) Sollte es einen solchen Aufmarsch bei Düben gegeben haben, wäre in den vergangenen Jahrzehnten sicher durch Zeitzeugen feststellbar gewesen, wo er stattgefunden hat. Fraglich ist, ob es heute noch Zeitzeugen gibt, die Angaben zu diesen Vorgängen in und um Düben machen können. In einer 1973 in der DDR erschienenen Publikation heißt es – ähnlich wie bei Höhne: „Ende Mai kamen die 120 Führer der Einsatzkommandos in der Grenzpolizeischule Pretzsch an der Elbe zusammen, um für den Vernichtungsfeldzug vorbereitet zu werden. Mitte Juni traten die Angehörigen der Mordeinheiten nach ihrer Ausbildung bei Düben an der Mulde an und hörten von Heydrich, daß ihnen ein Einsatz bevorstünde, der unerhörte Härte verlange.“ (13 )
Die Quelle für diesen doch relativ konkret beschriebenen Vorgang wird nicht genannt. In einem der Standardwerke über die Einsatzgruppen von Krausnick und Wilhelm wird darauf hingewiesen, dass Düben aus Kapazitätsgründen an der Vorbereitung des blutigsten Unternehmens des zweiten Weltkrieges beteiligt wurde. „Spätestens ab Mai 1941 – genaue, dokumentarisch gestützte Angaben fehlen – wurde das Stammpersonal der Einsatzgruppen für den Rußlandfeldzug in der Grenzpolizeischule Pretzsch (an der Elbe, nordöstlich von Leipzig), unter Zuhilfenahme von Räumlichkeiten in den benachbarten Städten Düben und Bad Schmiedeberg, zusammengezogen.“ (14) Sie führen ebenfalls explizit aus: „Die Masse des Personals der Einsatzgruppen ist ab Mai 1941 in Pretzsch und in den genannten Nachbarstädten, soweit bis zum Angriffstermin des 22. Juni möglich, planmäßig auf die Durchführung ihres Auftrages vorbereitet worden.“(15) Die Analyse durch Angrick kann als die dem tatsächlichen Geschehen am nächsten kommende Darstellung gelten: „Ab Mai sammelten sich die für den Ostfeldzug abgestellten Angehörigen des RSHA nach und nach im alten Barockschloss der Grenzpolizeischule Pretzsch an der Elbe, wo sie von dem Schulleiter und ehemaligen Führer eines Einsatzkommandos in Polen, Dr. Hans Trummler (16), empfangen wurden.“(17) Die Unterkunftsplätze in Pretzsch reichten nicht aus, so dass „in den Nachbarstädten Düben und Bad Schmiedeberg Quartier gemacht werden“ (18) musste. Damit wird deutlich, dass nicht nur die Führer der Einsatzgruppen bzw. Einsatzkommandos (19) nach Pretzsch (und Düben sowie Bad Schmiedeberg) beordert worden sind, so dass von einer viel höheren Personenzahl, nämlich 3500 bis 4000 (20) Personen, in den drei Städten in der Dübener Heide ausgegangen werden muss. Nach der Eroberung Jugoslawiens und Griechenlands wurde auch Rumänien zum Ausgangspunkt offensiver Kriegsführung gegen die Sowjetunion. Dadurch erwuchs für das RSHA die Notwendigkeit, weitere Einheiten zu rekrutieren und über die drei bisher geplanten hinaus, eine vierte Einsatzgruppe aufzustellen. (21) Die Aufstellung und Ausbildung der Einsatzgruppe D erfolgte in Düben, darf aber nicht als komplett durchgeplanter Vorgang verstanden werden. Ein erster Baustein - zu diesem Zeitpunkt war an eine Einsatzgruppe D noch gar nicht zu denken - war ein „mehrere Hundert“ Mann starker „Lehrgang der Waffen-SS“, der in den „Dübener Nachrichten“ vom 26.10.1940 angekündigt wurde und von dem man sich durch den „beträchtliche[n] Zuwachs an Einwohnerzahl sehr günstige[e]“ Folgen in „wirtschaftlicher Hinsicht“ versprach. (22)
Dieser „Bevölkerungszuwachs“ brachte das Reichspostamt 8, Düben (Mulde) jedoch bereits ab November 1940 an Kapazitätsgrenzen im Zustelldienst, wie ein Schreiben vom 23.11.1940 an die Reichspostdirektion in Leipzig belegt. Darin wurde beantragt, „dem PA (Postamt – d.A.) eine außergewöhnliche Aushilfe von 51 Stunden“ (wöchentlich – d.A.) zu bewilligen: „Düben (Mulde) ist seit dem 1.11. mit 350 und ab 24.11. mit 500 SS Männern der Grenzpolizeischule Pretzschbelegt worden. Diesselben haben auf 6 Monate Quartier bezogen.“(23) Diese Formation gehörte zur Waffen-SS und trug die Bezeichnung „7./12. SS- Totenkopf-Standarte“. Ein Waffen-SS-Mann, Rottenführer Erwin Müller, der am 4.5.1941 aus Düben/Mulde eine Postkarte an seinen Sohn Gero in Butzbach/Oberhessen sandte, war nachweislich nicht Angehöriger der Einsatzgruppe D. Was die SS-Totenkopf-Standarte mit der Einsatzgruppe D zu tun hatte, klärt sich durch die Einlassung von Friedrich Niendorf, der am 03.09.1968 in einem Verfahren gegen drei andere Angehörige der Einsatzgruppe D am Landgericht München als Zeuge vor Landgerichtsrat Fiedler aussagt: „Ich habe Ende 1939 von der Wehrmacht einen Musterungsbefehl bekommen. Bei der Musterung habe ich mich zur Waffen-SS gemeldet. Nach einer weiteren Musterung für die Waffen-SS wurde ich am 17.4.1940 zur 12. Totenkopfstandarte in Treskow bei Posen eingezogen. ... Ende Juli 1940 wurde ein Befehl bekanntgegeben, daß alle Angehörigen des Geburtsjahrganges 1910 und der früheren Geburtsjahrgänge auf Antrag entlassen werden könnten. Am 17.8.1940 wurde ich ... entlassen ... [und] am 14. Januar 1941 ... erneut einberufen, und zwar nach Düben zu einer Unterabteilung der Grenzpolizeischule Pretzsch. In Düben wurden etwa 600 Mann zusammengezogen. Etwa 200 davon ... wurden der SS-Standarte Germania zugeteilt. Die restlichen Männer mußten sich einer Prüfung unterziehen, die von höheren SS-Führern abgehalten wurde. Bei dieser Prüfung wurde der größere Teil mit dem Tauglichkeitsgrad B als Bewachungsmannschaft für Konzentrationslager ausgesondert. Die restlichen Männer - es dürften 120 gewesen sein - bekamen den Tauglichkeitsgrad A und blieben in Düben. Auch ich bekam den Tauglichkeitsgrad A. Die in Düben verbliebenen Männer haben in den folgenden Monaten an einem Kurs teilgenommen. Es hieß, daß wir als Hilfskräfte des Zollgrenzschutzes, der Kripo und der Gestapo eingesetzt werden würden. Unser Kurs sollte 3 Monate dauern. Er wurde aber verlängert, weil die Teilnehmer eines früheren Kurses im Einsatz nicht genügend Wissen gezeigt hatten. Ab etwa Mai 1941 wurden militärische Übungen abgehalten. Es fanden MG-Übungen statt, Geländeerkundungen usw. Eine scharfe Ausbildung war das nicht. ... Anfang Juni 1941 kamen Angehörige der Kripo und Gestapo nach Düben. Es wurden Einsatzkommandos aufgestellt. Kurz bevor die Einsatzkommandos aus Düben abrückten, wurden ihnen auch Schutzpolizisten zugeteilt.“ (24)
Zu den kurzfristig herangezogenen Einheiten, um diese Einsatzgruppe überhaupt bilden zu können, gehörte das Polizeireservebataillon 9 aus Berlin-Spandau, das auf die vier Einsatzgruppen verteilt wurde. Die 4. Kompanie desPolizeireservebataillons unter Leitung des Hauptmanns der Ordnungspolizei Hans Gabel (25) wurde per Bahn von Berlin nach Düben befördert und der Einsatzgruppe D zugeteilt, die SS-Oberführer Otto Ohlendorf (26) unterstellt war. (27)Gabel gehörte seinem Stab an. Die Anreise der Schutzpolizei-Reservisten nach Düben spiegelt ein 29 Strophenumfassendes Gedicht „Mehr oder weniger lustige KDF Reise nach Südosten“ wider, das anlässlich eines Kameradschaftsabends der 4. Kompanie des Polizeireservebatallions 9 am 10.01.1942 vorgetragen wurde. In der 2. Strophe des Gedichtes, das auch Details des Aufenthalts in Düben nennt, hieß es:
„Erst
ging’s im ruh’gen Güterzug
Nach Düben in der Heide,
Von Bahnfahrt (28)
hatten wir genug
S‘ war keine reine Freude,
In Düben badeten wir im Moor,
Dann stellte sich der ‚Staf‘ (29)
uns vor.“ (30)
Die in Düben ankommenden Angehörigen der Einsatzgruppe D mussten sich nach den Erkenntnissen von Stephen Tyas (31) zuerst bei Obersturmbannführer Heinz Seetzen (32) einfinden, der auf der Burg seine Meldestelle eingerichtet hatte. Dort erhielten die Ankömmlinge Informationen, welchem Kommando sie zugeteilt waren und bezogen dann Quartier in den neu errichteten Wohnblocks der auf 200 Wohnungen ausgelegten „Werkssiedlung“ (33), dem „SS-Lager Düben“ in der Hindenburgstraße (heute: Kohlhaasstraße). Im Schützenhaus erhielten die Männer ihre Verpflegung. Die Offiziere wurden im „Parkschloss“, das auch als „Anlaufstelle“ bezeichnet wurde, und in Privatquartieren untergebracht.(34) Seetzen soll in einem Haus am Fuße der Burg (35) Quartier gemacht haben, nachweislich hat er im Postweg 1a gewohnt.(36)
Die Aufstellung der Einsatzgruppen im Mai/Juni 1941 in der Dübener Heide hat Eingang in einen lesenswerten, weil fesselnden und zugleich bestürzenden Roman, „Die Wohlgesinnten“ von Jonathan Littell, gefunden, der bei seinem Erscheinen großes Aufsehen erregte – und 2010 Anstoß war, die Erarbeitung dieser Darstellung, die 1991 begonnen wurde, wieder aufzunehmen: „Die Reden von Müller (37) und Streckenbach (38) in Pretzsch strotzten vor schönen Phrasen über die Notwendigkeit von Mitleidlosigkeit und Unerbittlichkeit; doch abgesehen von der Bestätigung, dass wir tatsächlich nach Russland zogen, beschränkten sie sich auf Allgemeinheiten. Heydrich wäre in Düben bei der Abschiedsparade vielleicht deutlicher geworden; doch kaum hatte er das Wort ergriffen, ging ein heftiger Regen nieder: Er brach seine Rede ab und verschwand Richtung Berlin.“ (39) Nun mag es seltsam anmuten, einen Roman in einem wissenschaftlichen historischen Aufsatz zu zitieren, diese belletristische Darstellung folgt jedoch selbst in diesem Detail einer Aussage von Erwin Schulz (40) beim Einsatzgruppenprozess 1948, dass Heydrich - allerdings in Pretzsch - durch die Reihen der angetretenen Einsatzgruppen eilte, „um angesichts des gerade heraufziehenden Unwetters schnell wieder zu seinem Flugzeug zu kommen“. (41) Weiterhin legt Littell das Augenmerk auf eine lange unklare Frage, wann nämlich die Einsatzgruppen den konkreten Mordbefehl erhalten haben. Ogorrek führt in einer bestechend logisch aufgebauten Arbeit den Nachweis, dass erst Mitte August 1941 befohlen wurde, „die angetroffenen Juden im sowjetischen Okkupationsbereich unterschiedslos, gleich ob Frau, Mann oder Kind, zu erschießen“.(42) Während der Ausbildung, die vom Reichssicherheitshauptamt beaufsichtigt und geführt wurde, ist dieser Befehl nicht erteilt worden. All diese Details wurden auch von Niendorf, der dem Einsatzkommando 10a (43) von Heinz Seetzen zugeteilt worden war, bestätigt: „Über unsere zukünftigen Aufgaben wurde uns in Düben nichts gesagt. Es kursierte die Parole, daß uns Rußland freie Durchfahrt zu den Oelquellen von Baku gestattet habe und daß wir dort eingesetzt werden würden. ... Welche Aufgaben wir zu erfüllen haben würden, erfuhren wir von Seetzen. Ich kann mich noch daran erinnern, daß Seetzen auf russischem Gebiet alle Kommandoangehörigen in einem großen Garten versammelt hat und eine Ansprache hielt. Er sprach davon, daß von allen manches verlangt werden würde, was mancher nicht übers Herz bringen würde. In diesem Zusammenhang deutete Seetzen auf Judenerschießungen hin, ohne aber offen davon zu sprechen.“(44)
Einen Tag vor der Abfahrt nach Rumänien erhielt Niendorf noch Besuch von seiner Frau.(45) Dass SS-Angehörige in Düben Besuch erhielten und auch selbst das Moorbad nutzten, zeigen Einträge in den „Gästelisten“. Am 29. Dezember 1940 wurde „Effenbacher-Hanke, Mitzi“ aus „Prag, Bubnerstr. 3, Ehefrau“ eingetragen. Sie war vom 29.12.1940 bis 25.01.1941 in Düben privat untergebracht. Ein Grund für den Besuch wird nicht angegeben.(46) Dies erfolgt erst am 01.04.1941: „Eschenbacher, Mitzi, Prag VII, Bubnerstr. 3, Ehefrau, 30.3. bis 10.5., Besuch des Ehemannes b. SS“.(47) SS-Oberscharführer Rudolf Eschenbacher, der dann zur Einsatzgruppe D gehörte, ist als Angehöriger der Waffen-SS (48) und der Kripo Prag ein Beleg für die inhomogene Zusammensetzung der Einsatzgruppe und dafür, dass sich Angehörige der späteren Einsatzgruppe D schon vor Ende Mai/Anfang Juni in Düben aufhielten und ihre Ehefrauen nachkommen ließen, da das Einsatzziel noch unklar war und der Einsatz sich hinauszögerte. Auf ihn wird an anderer Stelle zurückzukommen sein.
SS-Untersturmführer
Hermann Horlitz, „ z.Z. Düben, SS Lager“, hatte vom 03.05 bis
zum 12.05.1941 Besuch von seiner Ehefrau Hildegard aus „Königsberg, v.
Keudellstr. 17“. Für das Wochenende vom 03. bis 05.05.1941 wurde
ein Zimmer privat angemietet.(49)
Da
er nachweislich nicht zur Einsatzgruppe D gehörte, muss er
Angehöriger der SS-Totenkopf-Verbände gewesen sein, was erneut die
Überschneidungen beim Aufenthalt von SS-Angehörigen in Düben
belegt. Die
Postkarte von SS-Unterscharführer Heinz P. (50)
des
Einsatzkommandos 11 aus dem „SS-Lager
Düben/Mulde“ mit dem Motiv des Moorbades hingegen
ist deutlicher Hinweis darauf, dass Mannschaften der Einsatzgruppe D
in Düben „im
Moor“ gebadet haben. Es kann weiter als gesichert angesehen werden,
dass es Bestandteil des Programms von Lehrgängen in Düben war, dem
Moorbad einen Besuch abzustatten. Das zeigen die Gästelisten des
Moorbades Düben ab 01.04.1941 mit 24 bis 34 Mann starken, ca. vier
Wochen andauernden „Gendarmerie-Reserve-Lehrgängen“, die in der
„Kreisjugendherberge“ Düben in der Hammermühle untergebracht
waren und die sonst kostenpflichtige Moorbehandlung kostenlos in
Anspruch nahmen.(51) Nachdem
Klarheit über das Einsatzziel herrschte, verschwanden die „persönlichen
Freiräume der Männer ..., stattdessen taten sie jetzt Dienst nach Vorschrift
und wurden für den Angriff geschult.“(52)
Während
der Ausbildung „erhielten
sie häufig Besuch von Streckenbach, der für ihre Zusammenziehung und
Ausrüstung verantwortlich war. Auch Heydrich und Gestapochef Müller
sollen mehr als einmal bei ihnen gewesen sein.“(53)
Folgende Ausbildungsinhalte wurden laut Zeugenaussagen in Nachkriegsprozessen besonders den Angehörigen der Waffen-SS und der Ordnungspolizei, die den Einsatzgruppen zugeteilt worden waren, „relativ gründlich“ vermittelt:
- Kriminaldienstkunde
- Strafrechtskunde
- Grenzpolizeidienst.
Für alle Mitglieder der Einsatzgruppen fanden bei der im Vordergrund stehenden theoretischen Ausbildung folgende Themen Berücksichtigung:
-nationalsozialistische Weltanschauung
- landeskundliche Vorträge von „Experten“ aus Berlin
- Belehrungen über das Verhältnis von Sicherheitspolizei und Wehrmacht
- der Wehrmacht grundsätzlich erteilte neue Befehle wie „Gerichtsbarkeitserlaß Barbarossa“(54), mit dem zumindest das Führungspersonal vertraut gemacht wurde, und „Kommissarbefehl“(55).
Weiterhin wurden Vorträge durch die „Ostexperten des SD“ wie Dr. Heinz Gräfe, bzw. Angehörige der Zivilverwaltung, wie den Bürgermeister von Tilsit, Dr. Hans Schindowski, zur Verbesserung des Kenntnisstandes über die Sowjetunion gehalten, darunter auch ein Vortrag über „russische Mentalität“.(56) Angehörige der Wehrmacht referierten über den Partisanenkampf, die Rote Armee, die klimatischen Bedingungen und über angeblich in der Sowjetunion speziell vorkommende Krankheiten. (57) Über gesuchte Personen und mögliche Kollaborateure konnte man sich mit einem alphabetisch und nach Orten gegliederten „Sonderfahndungsbuch UdSSR“ vertraut machen. Angrick schätzt das Sonderfahndungsbuch so ein, dass „im Juni 1941 ... das Wissen über die Sowjetunion ... so schlecht (war), daß (es) nicht als wirkliches Hilfsmittel zur Besetzung eines unbekannten Landes anzusehen war.“(58) Der theoretische Unterricht wurde der Einsatzgruppe D in Düben - vermutlich so wie der „7./12. SS-Totenkopf-Standarte“ - „in der Schule“ (59), also der Stadtschule am Kirchplatz erteilt. Der praktische Teil der Ausbildung umfasste Sport, körperliche Ertüchtigung, Gelände- und Schießübungen „in der Dübener Heide“.(60) Denkbar ist dafür auch die Nutzung des „alten“ Sportplatzes am Moorbad.
Die bereits benannten Quellen weisen für die Verabschiedung der Einsatzgruppen unterschiedliche Ortsangaben aus: „nahe Düben“ (Höhne), „bei Düben“ (Drobisch/Goguel/Müller), „in Düben“ (Littell) habe Heydrich eine Abschlussrede gehalten. Browning betont, dass 17.06.1941 „in Berlin unter Heydrichs Leitung eine Sitzung aller Führungskader der Einsatzgruppen statt(fand), und bevor diese ausrückten, der RSHA-Chef auf der Abschiedszeremonie in Pretzsch eine Ansprache“ gehalten hat.(61) Angrick präzisiert, dass Heydrich die vier Einsatzgruppen am 20.06.1941 in Pretzsch verabschiedete und in seiner Rede ausführte, „dass der kommende Einsatz ihnen alles abverlangen und sie zu großen Härten zwingen werde“. Streckenbach wiederum verabschiedete das Führerkorps der Einsatzgruppen bei einem kleinen Empfang, bei dem er eine „fünf- bis zehnminütige Rede“ (62) hielt. Browning führt weiter aus: „Zudem wurden zumindest die Mannschaften von Einsatzgruppe D für einige Tage in Düben zusammengezogen, damit sie vor dem Abmarsch an die Front ein gewisses Gemeinschaftsgefühl entwickelten.“(63) Angrick ergänzt hinsichtlich der Zusammensetzung der Mannschaften: „... Ohlendorf zog mit seinen Leuten geschlossen noch für ein paar Tage nach Düben ... damit dieser zusammengewürfelte Haufen von Funktionären, SD-Intellektuellen, Gestapo-Angehörigen, volksdeutschen Dolmetschern, Polizeioffizieren und -mannschaften, aber auch Funkern, Mechanikern und Köchen, so etwas wie eine homogene Einheit werden konnte“(64)
Bevor
also die Verlegung ins Operationsgebiet erfolgte, vergnügten sich
die Männer der Einsatzgruppe D mehrere Tage in Düben. Dass Heydrich
die Einsatzgruppe D in Düben verabschiedet hat, kann als
ausgeschlossen gelten. Niendorf erinnerte sich, „daß ... in Düben
ein SS-Führer bei einer Ansprache ausführte, daß ein Einsatz
bevorstehe ... jeder seinen Mann zu stehen habe ... [und] daß es
nicht Heydrich war.“(65)
Ohlendorf
hingegen hielt in Düben – mit großer Wahrscheinlichkeit am
27.06.1941, einen Tag vor dem Ausrücken - bei einem Abschlussappell
auf dem „Adolf-Hitler-Platz“ vor
seinen 600 Männern, also der Einsatzgruppe D, eine Ansprache.((66)
Im
Anschluss marschierte die Truppe zu den „SS-Häusern“(67),
den Wohnblocks in der „Feldherrensiedlung“.
(68).
Eine
Vernehmung Ohlendorfs vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg
am 03.01.1946 ergab, dass die Einsatzgruppe D am 21.06.1941 Düben
verließ und nach drei Tagen Pietra Neamt in Rumänien erreichte.(69) Die
aktuelle Forschungslage geht jedoch davon aus, dass die 4. Kompanie
des Polizeireservebatallions
9 aus Berlin erst am 23.06.1941 in Düben eintraf.(70) Aus
der Aussage von Niendorf geht zweifelsfrei hervor, dass die Abfahrt
aus Düben am 28.06.1941 Richtung Wien erfolgte. Somit dürften die
Feststellungen von Krausnick/Wilhelm und Angrick zutreffen, dass die
Einsatzgruppe D mit Personen-und Lastkraftwagen, durch LKW- und
PKW-Schäden verzögert, Pietra Neamt am 04. oder 05.07.1941
erreichte.(71) Mit
dem Abmarsch der Einsatzgruppe D wurde die „Grenzpolizeischule
Pretzsch Abtl. Düben ... aufgelöst. Es befindet sich
augenblicklich nur noch ein Abwicklungskommando hier.“(72)
Die
Auflösung der Abteilung Düben ist übrigens auch im Zusammenhang
mit der kompletten Verlegung der „SS-Grenzpolizeischule Pretzsch“
Ende 1941 nach Drögen bei Fürstenberg als
„Sicherheitspolizeischule“ mit erweiterten Kapazitäten zu sehen.(73)
Die Tätigkeit der Einsatzgruppe D in den ersten Wochen war dann „entscheidend von der Befehlsgebung in Pretzsch geprägt“. Konflikte mit den rumänischen Einheiten und der Wehrmacht sollten unbedingt vermieden werden. Es fanden (noch) keine Massenerschießungen von Juden statt. Juden wurden jedoch als Sühnemaßnahme für nicht aufgeklärte Sabotageakte ermordet, weil dann der geringste Widerstand in der (nicht jüdischen) Bevölkerung erwartet wurde.(74) Erst nach einer Dienstreise Ohlendorfs nach Berlin Mitte August 1941 wurde der Einsatzgruppe D der „Führerbefehl“ bekanntgegeben und ab 15.08.1941 fand in der ukrainischen Stadt Beresowka „‚die erste Judenaktion in zahlenmäßig größerem Umfang statt.‘“(75)
Der Einsatzgruppe D fielen auf ihrem Weg „ostwärts durch Rumänien, die Bukowina, Bessarabien, die südliche Ukraine, die Krim und altrussisches Gebiet im Süden bis nach Rostow, ... weiter nach Süden, weiter in die Gebirge des Kaukasus und zum Kaspischen Meer“ bis zu ihrer Auflösung ca. 91.000 (76) Menschen zum Opfer.(77)
Getötet wurde durch Erschießen, Erhängen und schließlich auch mit Gaswagen (78), wobei man sich auch einheimischer Freiwilliger und gefangen genommener und dann „angeworbener“ Rotarmisten bediente.(79) SS-Oberscharführer Rudolf Eschenbacher (80) , der Ehemann von Mitzi Eschenbacher, verhörte im August 1942 in der südrussischen Stadt Maikop gemeinsam mit einer dieser Freiwilligen, der volksdeutschen (81) Dolmetscherin Elena Boss-Schukowskaja, die ortsansässigen Juden. Ein Teil von ihnen musste sich anschließend entkleiden, wurde auf Wertsachen untersucht und danach in einem Gaswagen umgebracht. Der andere Teil der jüdischen Bevölkerung wurde außerhalb der Stadt in vorbereiteten Gruben erschossen. Im östlich von Maikop gelegenen Tscherkessk ließ er Lehrerinnen und Mitglieder der KPdSU durch Genickschuss ermorden. Wörtlich soll er geäußert haben: „Lieber zehn mehr erschießen, als einen zu wenig...“(82)
Das größte Massaker verübte die Einsatzgruppe D bereits im Dezember 1941 in Simferopol. 13.000 Menschen, aschkenasische und turkstämmische Juden („Krimtschaken“, die man kurzerhand zu „Rassejuden“ erklärt hatte) sowie Roma, wurden innerhalb weniger Tage erschossen.(83)
Dieses Ereignis spiegelt sich in Strophe 25 des bereits erwähnten Gedichtes der 4. Kompanie des Polizeireservebatallions 9 wider und zeugt von der Kaltschnäuzigkeit dieser Männer:
„Von Jalta bis Sewastopol
So ringsherum um Simferopol
Da hausen wir wie die Titanen
Ganz mächtig. Und die Partisanen
Kriegen mal endlich toll
Ihr ziemlich großes Arschloch voll.
Ferner die Juden und Krimtschaken
Verlernen schnell das Nüsseknacken.“(84)
Mit
unverhohlenem Stolz und als ob dies ein lustiges Erlebnis ihrer „KdF
Reise“ gewesen
wäre, brüsteten sich die Männer bei diesem „Kameradschaftsabend“ ihrer
Taten. „In
den zwei Jahren ihrer Existenz ... vollzogen (ihre Angehörigen) die
Ermordung der sowjetischen Juden – der Frauen und Männer, der
Kinder und Greise – ohne Ausnahme und ohne Einschränkung. Ebenso
verfolgten und ermordeten sie systematisch Kommunisten oder
Personen, die dafür gehalten wurden, Zigeuner, körperlich und
geistig behinderte Menschen, Rotarmisten und jeden, der dem
nationalsozialistischen Weltbild nach als Gegner erschien.“ Nach
der Niederlage der Wehrmacht und ihrer Verbündeten bei Stalingrad
musste auch die Einsatzgruppe D den Rückzug antreten; sie wurde in
der Grenzregion zwischen Weißrussland und Ukraine verlegt, bevor
ihre Auflösung im Mai 1943 erfolgte.(85)
Ob
Herbert Holke im November 1941 ahnen konnte, was es mit dem
Aufenthalt der
600 Männern auf sich hatte, die im Juni 1941 in den damals
zahlreichen Gaststätten
der Stadt Düben, beim Tanz mit den Mädchen der Stadt ein „Gemeinschaftsgefühl“
entwickeln sollten oder sich beim Moorbaden entspannten,
um sich für den kommenden Einsatz zu stärken, ob Dübener Einwohner,
die sich im Juni 1941 vielleicht über die günstigen Auswirkungen
der Belegung
ihrer Stadt mit SS-Einheiten „in wirtschaftlicher Hinsicht“
gefreut und sicher
zahlreich der Parade der Einsatzgruppe D am Paradeplatz beigewohnt hatten,
sich 1945 daran erinnerten, als der Krieg auch ihre Heimatstadt
erreichte, ist schwer einzuschätzen. Dass dieses Ereignis in die
Chronik der Stadt gehört, dass es erinnert werden muss in einer
Zeit, in der Gefahr besteht, dass der Begriff „Heimat“ eine
abendländische Auslegung erhält, ist hingegen unumgänglich,
denn es zeigt, in welch kurzer Zeitspanne ein Land, ein Volk aus den
Fugen geraten kann.
Dieser Aufsatz entstand im Zusammenwirken mit Frau Steuer, Leiterin des Landschaftsmuseums der Dübener Heide Burg Düben, in Vorbereitung auf die neue Dauerausstellung. Hinweise, Schriftstücke oder Fotos zu diesem oder anderen Stadtgeschichtsthemen werden – auch nur zur Ansicht – gernentgegengenommen.
Bildnachweis
[1] Foto Unbekannte Referenten des RSHA mit Schloss Pretzsch im Hintergrund, Staatsarchiv München, Staatsanwaltschaften 35280/89
Kopfbild: Postkarte Erwin Müller Vorderseite, Postkarte im Besitz des Autors
[2] Postkarte Rückseite Erwin Müller: 12. SS-Totenkopf-Standarte in Düben
[3] Foto Ohlendorf und Hauptmann Gabel in Ananjew, Ukraine, August 1941 Staatsarchiv München, Staatsanwaltschaften 35306/76.
[4] Postkarte Burg Düben um 1940, Postkarte im Besitz des Autors
[5] Postkarte Parkschloss Düben um 1940 (2012 abgerissen), Postkarte im Besitz des Autors
[6] Scan Buchtitel Jonathan Littell
[7] Postkarte
Heinz Pagel, Vorderseite Moorbad
Düben um 1940, Postkarte im Besitz des Autors
[8] Nur
den Ausschnitt 1601: Eintragung
1601 von Mitzi Eschenbacher in die Gästelisten des Moorbades Düben
Sächsisches
Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig ,
20596 Stadt Düben, Nr. 871.
[9] Postkarte Heinz Pagel, Rückseite Datum des Poststempels „9.6.41“ (durch PC-Technik lesbar gemacht)
[10] Postkarte Paradeplatz in Düben, 1933 bis 1945 „Adolf-Hitler-Platz“, Postkarte im Besitz des Autors
[11] Foto Jüdische Frauen von Kischinjow vor Abtransport zur Exekution durch das EK 11a. In der Mitte ein rumänischer Soldat, rechts in SS-Uniform Ustuf. Zöllner Staatsarchiv München, Staatsanwaltschaften 35306/76.
[12] Foto Judenregistrierung durch EK 11a, im Vordergrund der Rabbiner von Kischinjow Staatsarchiv München, Staatsanwaltschaften 35306/76.
[13] Foto Die Opfer des EK 11a Staatsarchiv München, Staatsanwaltschaften 35306/76.
[14] Foto Beim Fotografieren mit Erhängten Staatsarchiv München, Staatsanwaltschaften 35306/76.
Alle Postkarten und die Rechte daran im Besitz des Autors.
Fußnoten
Im Text sind die Fußnoten in runde Klammern gesetzt.
1 Leicht gekürztes Zitat aus: Jonathan Littel und Pierre Nora: Gespräch über die Geschichte und den Roman. In: Littell, J.: Die Wohlgesinnten. Marginalienband. Berlin Verlag, Berlin 2008, S. 64.
2 Holke, H.: Kriegsstürme über Düben. In: Bitterfelder Anzeiger. 1. Jahrgang, Nr. 54, 23.11.1941, 1. Beiblatt. 3 Vgl. https://nat.museum-digital.de/?t=sammlung&gesusa=3... , Letzter Zugriff: 25.10.2018, 20:32 Uhr.
4 Vgl. https://zdb-katalog.de/title.xhtml?idn=367233002 , Letzter Zugriff: 25.10.2018, 20:40 Uhr. Ähnliches gilt für „ Heimische Scholle: Heimatkunde für Stadt und Kreis Bitterfeld“ (1925 bis 1941) und „Heimatkalender für die Muldekreise Bitterfeld und Delitzsch. Hrsg. vom Verein für Heimatkunde des Kreises Bitterfeld und der Arbeitsgemeinschaft für Heimatpflege im Kreise Delitzsch. Druck und Verlag Paul Streubel in Düben“. (1925 bis 1940).
5 Dübener Nachrichten. 87. Jg., Nr. 260 vom 06.11.1934. 6 Vgl. Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (STAL), 20596 Stadt Düben, Nr. 987, Nr. 988, Nr. 991, Nr. 997.
7 Reinhard Heydrich, geb. 07.03.1904, starb an den Folgen eines Attentats am 04.06.1942. Heydrich war Leiter des RSHA und mit der „Endlösung der Judenfrage“ beauftragt, deren organisatorischen Grundzüge auf der „Wannseekonferenz“ am 20.01.1942 festgelegt worden sind. Vgl. Wistrich, R.: Wer war wer im Dritten Reich. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/Main 1989, S. 159 ff.
8
Zitiert nach: Höhne, H.: Der Orden unter dem Totenkopf. Weltbild
Verlag, Augsburg 1995,
S. 326.
9 Angrick, A.: Besatzungspolitik und Massenmord - Die Einsatzgruppe D in der südlichen Sowjetunion 1941-1943. Hamburger Edition, Hamburg 2003, S. 75.
10 Vgl. ebenda, S. 83 f
11 Vgl. ebenda, S. 84 f.
12 Höhne, H.: Der Orden unter dem Totenkopf. In: Der Spiegel 53/1966. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46415546.htm... Letzter Zugriff: 25.10.2018, 14:15 Uhr. Textidentisch in: Höhne, H.: Der Orden unter dem Totenkopf. Weltbild Verlag, Augsburg 1995, S. 329.
13 Drobisch, K., Goguel, R., Müller, W., Dohle, H.: Juden unterm Hakenkreuz. Berlin 1973, S. 270.
14 Krausnick, H., Wilhelm, H.-H.: Die Truppe des Weltanschauungskrieges. Stuttgart 1981, S. 141.
15 Ebenda, S. 148.
16 Hans Trummler, geb. 24.10.1900, hingerichtet 22.10.1948, leitete von 1938 bis Sommer 1941 die Grenzpolizeischule Pretzsch. Vgl. Klee, E.: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/Main, S. 631. Harten, H.-Chr.: Die weltanschauliche Schulung der Polizei im Nationalsozialismus. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2018, S. 131f.
17 Krausnick, H., Wilhelm, H.-H.: A.a.O, S. 81.
18 Vgl. ebenda, S. 82.
19 Hinsichtlich der Begrifflichkeit ist festzustellen, dass jede der vier für den Einsatz in der Sowjetunion vorgese-henen Einsatzgruppen mindestens aus zwei Sonder- und zwei Einsatzkommandos bestand. Die Sonderkommandos folgten unmittelbar der „kämpfenden Truppe“, was besondere Absprachen mit den Wehrmachts-Kommandeuren erforderlich machte, um die eroberten Gebiete zu „säubern“. Die Einsatzkommandos operierten „in den weiter vom Kampfgeschehen entfernten‚ ‘rückwärtigen Heeresgebieten‘“. Vgl. Browning, Ch.: Die Entfesselung der „Endlösung“. Propyläen Verlag, München 2003, S. 334.
20 Vgl. Angrick, A.: A.a.O., S. 98.
21 Vgl. ebenda, S. 78 f.
22 Vgl. Funk, H.: Militär in Düben 1940 – 1944. In: Jahrbuch der Dübener Heide 2009, Verlagshaus „Heide Druck“, Bad Düben Band 16, S. 43.
23 Vgl. Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Abt. Dessau (LASAD), G 13, Nr. 2958, Bl. 35. Ein handschriftlicher Randvermerk von Oberpostsekretär Fritzsche lautet: „Kraft wird ab 1.12.1940 eingestellt.“
24 Aussage von Friedrich Niendorf, S. 2f. In: Staatsarchiv München, Staatsanwaltschaften, 114 Js 17/65, Bände alphabet.
25 Vgl. Angrick, A.: A.a.O., S. 96.
26 Otto Ohlendorf, geb. 04.02.1907, hingerichtet 07.06.1951, war von Juni 1941 bis Juni 1942 Führer der Einsatzgruppe D. Vgl. Wistrich, R.: A.a.O., S. 257 ff.
27 Angrick, A.: ebenda.
28 Bei Angrick heißt es: „Sahnfahrt“. Er verwendete nicht das Original, sondern eine Abschrift des Gedichtes durch die Staatsanwaltschaft, so dass von einem Schreibfehler ausgegangen werden kann. Vgl. E-Mail von Andrej Angrick an den Autor vom 12.11.2018.
29 Abkürzung für „SS-Standartenführer“. Damit ist Otto Ohlendorf gemeint.
30 Angrick, A.: A.a.O., S. 389.
31 Vgl. E-Mail von Stephen Tyas an den Autor vom 27.11.2018. Seine Forschungsergebnisse werden voraussichtlich 2019 bei einem amerikanischen Verlag veröffentlicht.
32 Heinz (eigentlich Heinrich) Seetzen, geb. 22.06.1906, Suizid 28.09.1945, war von Juni 1941 bis Juli 1942 Kommandeur des Sonderkommandos 10a und brüstete sich, besonders viele Juden umgebracht zu haben. Vgl. Klee, E.: A.a.O., S. 676. Angrick, A.: A.a.O., S. 94 f. Vgl. auch: Krausnick, H., Wilhelm, H.-H.: A.a.O, S. 642.
33 Vgl. Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Dessau (LASAD), G 13, Nr. 2958.
34 Vgl. Funk, H.: A.a.O.
35 Möglicherweise das Haus Leipziger Straße 2 der Firma Martin Kühne. Vgl. Tempelhof, G.: Kühne Zeiten. Kühne Autohäuser 2013, S. 9 und 37.
36 E-Mail von Stephen Tyas an den Autor vom 07.02.2019.
37 Heinrich Müller, geb. 28.04.1900, seit 29.04.1945 verschollen, war ab Oktober 1939 Chef des Amtes IV (Gestapo) im RSHA und „machte den Massenmord zu einem routinemäßigen Verwaltungsakt.“ Vgl. Wistrich, R.: A.a.O., S. 246f.
38 Bruno Streckenbach, geb. 07.02.1902, gest. 28.10.1977, war ab März 1941 für Personalangelegenheiten im RSHA zuständig. Am 10.05.1945 im Range eines Generals der Waffen-SS von der Roten Armee gefangen genommen, wurde er 1952 in Moskau zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. 1955 wurde er aus der Haft entlassen. Vgl. Klee. E.: A.a.O., S. 607 f.
39 Littell, J.: Die Wohlgesinnten. Berlin Verlag, Berlin 2008, S. 48.
40 Erwin Schulz, geb. 27.11.1900, gest. 17.11.1981, wurde im Frühjahr 1941 Führer der Gruppe I B (Schulung und Erziehung) im RSHA, war zugleich Leiter der Polizeischule Berlin-Charlottenburg und von Juni bis September 1941 Führer des Einsatzkommandos 5a. 1948 zu 20 Jahren Haft verurteilt, 1954 aus der Haft entlassen. Vgl. Klee, E.: A.a.O., S. 568 f.
41 Vgl. Rhodes, R.: Die deutschen Mörder. Die SS-Einsatzgruppen und der Holocaust. Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 2004, S. 35.
42 Ogorreck, R.: Die Einsatzgruppen und die „Genesis der Endlösung“. Metropol Verlag, Berlin 1996, S. 9.
43 Die EG D bestand aus den Sonderkommandos 10a und 10b sowie den Einsatzkommandos 11a, 11 b und 12. Vgl. Angrick, A.: A.a.O., S. 94 f.
44 Vgl. Aussage von Friedrich Niendorf, A.a.O., S. 3f.
45 Vgl. Ebenda, S. 5.
46 Der Familienname „Effenbacher“ wurde am 27.12.1940 an der Rezeption falsch eingetragen, wie die Eintragung vom 01.04.1941 zeigt. Vgl. Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20596 Stadt Düben, Nr. 871.
47 Ebenda, Nr. 1601.
48 Einzelne Mitglieder der in Düben aufgestellten Einsatzgruppe D gehörten zur Waffen-SS. Vgl. Angrick, A.: A.a.O., S. 96.
49 Vgl. STAL, A.a.O., Nr. 1686 und Nr. 1687.
50 Pagel, Heinz, geb. 26.12.1901, gest. 14.10.1963, arbeitete u.a. als Kraftfahrer bei der Gestapo Hildesheim, wurde durch das Arbeitsamt Hildesheim notdienstverpflichtet und dem Einsatzkommando 11, später Sonderkommando 11a, zugeteilt. Diese Verwendung konnte er nach seiner Verhaftung am 20.04.1945 verschweigen. Er wurde jedoch wegen der am 26.04.1944 erfolgten Erschießung von sowjetischen Kriegsgefangenen angeklagt und verurteilt. Am 03.06.1948 wurde er aus der Haft entlassen. Vgl. Vgl. E-Mail von Stephen Tyas an den Autor vom 06.01.2019.
51 Das Moorbad nutzende Gendarmerie-Reserve- oder Reservisten Lehrgänge sind nachweisbar vom 31.03. bis 26.04., 27.04. bis 25.05., 25.05. bis 14.06., 15.06. bis 05.07., 07.07. bis 25.07. und 31.07. bis 27.08.1941. Vgl. STAL, 20596 Stadt Düben, Nr. 871.
52 Angrick, A.: A.a.O., S. 85 f.
53 Browning, Ch.: A.a.O., S. 334.
54 Der „Gerichtsbarkeitserlass Barbarossa“ des OKW vom 13.05.1941 gab jedem Offizier der Wehrmacht an der Ostfront die Befugnis, ohne Verfahren Zivilisten zu exekutieren und Repressalien gegen ganze Ortschaften durchzuführen, der Strafverfolgungszwang bei Straftaten von Wehrmachtangehörigen gegen Zivilisten wurde mit dem Erlass aufgehoben. Vgl. Hürter, J.: Hitlers Heerführer. R. Oldenbourg Verlag, München 2006, S. 248 ff.
55 Der „Kommissarbefehl“ des Oberkommandos der Wehrmacht vom 06.06.1941, legte fest, dass „Kommissare“, Mitglieder der KPdSU, die zur Beaufsichtigung der sowjetischen Kommandeure und zur politischen Erziehung der Soldaten den militärischen Einheiten der Roten Armee zugeteilt waren, entweder sofort oder nach „Absonderung“ von anderen Kriegsgefangenen (durch Wehrmachtsangehörige) mit der Waffe „zu erledigen“ oder den Einsatzgruppen zu übergeben sind. Vgl. Hürter, J.: A.a.O., S. 252 ff.
56 Vgl. Angrick, A.: A.a.O., S. 87 f.
57 Vgl. ebenda, S. 88.
58 Vgl. ebenda, S. 89.
59 Zitiert in: Funk, H.: A.a.O.
60 Vgl. Krausnick, H., Wilhelm, H.-H.: A.a.O., S. 148 f. Vgl. auch Angrick, A.: A.a.O., S. 87 f
61 Browning, Ch.: A.a.O., S. 335.
62 Vgl. Angrick, A.: A.a.O., S. 109.
63 Browning, Ch.: Ebenda.
64 Angrick, A.: A.a.O., S. 98.
65 Aussage von Friedrich Niendorf, A.a.O., S. 3.
66 Angrick, A.: A.a.O., S. 109 f.
67 Im Jahresrückblick der Dezemberausgabe 1941 der „Dübener Nachrichten“, 94. Jahrgang, wurde für den Monat Juni 1941 über dieses Ereignis berichtet.
68 In den „Dübener Nachrichten“ vom 30.10.1940, heißt es „Feldsiedlung“. vgl. Funk, H.: A.a.O., „Die Straßennamen der Siedlung sind nach den berühmten Feldherren Ziethen, Blücher, Gneisenau und Hindenburg gewählt worden.“ „Dübener Nachrichten“, 92. Jg., Nr. 305 vom 30.12.1939. Die Blücherstraße erinnert noch heute bzw. nach 1990 wieder an diese Benennung.
69 Vgl. Angrick, A.: A.a.O., S. 98.
70 Vgl. E-Mail von Stephen Tyas an den Autor vom 07.12.2018.
71 Angrick, A.: Die Einsatzgruppe D und die Kollaboration. In: Kaiser, Wolf (Hrsg.): Täter im Vernichtungskrieg. Der Überfall auf die Sowjetunion und der Völkermord an den Juden. Propyläen Verlag, Berlin München 2002, S. 72. Vgl. auch Krausnick, H., Wilhelm, H.-H.: A.a.O, S. 195.
72 Vgl. LASAD, A.a.O., Bl. 40.
73 Vgl. Harten, H.-Chr.: A.a.O., S. 132.
74 Vgl. Ogorreck, R.: A.a.O., S. 208.
75 Ebenda, S. 204 ff und 207.
76 Laut „Ereignismeldung 190 vom 8. April 1942“. Vgl. Angrick, A.: A.a.O., S. 71.
77 Vgl. Angrick, A.: Besatzungspolitik und Massenmord. A.a.O., S. 7
78 Vgl. Angrick, A.: Die Einsatzgruppe D und die Kollaboration. A.a.O., S. 80.
79 Vgl. ebenda, S. 72.
80 Rudolf Eschenbacher, geb. 10.03.1914, gest. unbekannt, ab April 1939 im Range eines SS-Hauptscharführers zur Kriminalpolizei Prag entsandt, Kontingentangehöriger der Waffen-SS bei der Einsatzgruppe D, EK 11 (später SK 11b), von 1945 bis 1951 in sowjetischer Gefangenschaft. Wegen seiner Einsatzgruppenverbrechen wurde er 1974 in München zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Vgl. E-Mail von Andrej Angrick an den Autor vom 13.12.2018.
81 Vgl. Angrick, A.: Besatzungspolitik und Massenmord. A.A.O., S. 347.
82 Ebenda, S. 583 ff.
83 Ebenda, S. 335 ff.
84 Ebenda, S. 393.
85 Ebenda, S. 7.