Der kleine Prinz Georg wurde am 15. Januar 1893 in Dresden im Taschenbergpalais geboren, als erster Sohn des Friedrich August Prinz von Sachsen und der Erzherzogin Luise Antoinette von Österreich-Toscana. Damals regierte in Sachsen noch sein Großonkel König Albert († 1902). Vergleiche dazu
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Er erlangte die Würde als Kronprinz erst als Elfjähriger, als sein Großvater starb; er trägt seinen Namen. Die Mutter setzte sich bekanntlich 1903 zusammen mit dem Sprachlehrer ihrer Kinder zunächst in die Schweiz ab. 1943 beim Tode ihres Sohnes lebte sie noch. Georg wuchs beim alleinerziehenden Vater auf, der großen Wert auf eine katholisch geprägte Lebensführung in der Familie legte. Vergleiche dazu
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Georg legte 1912 am Königlichen Gymnasium zu Dresden ein gutes Abitur ab. Danach schlug er traditionsgemäß die Offizierslaufbahn ein. Die Abdankung seines Vaters als König 1918 war eine Zäsur für Georg. Er studierte Volkswirtschaft, später Philosophie und Theologie an verschiedenen Universitäten. Sein Wunsch, Priester zu werden, er hegte ihn seit 1919, stieß auf Vorbehalte des Vaters und der Katholischen Kirche. Erst am 15. Juli 1924 wurde er in Trebnitz(Schlesien) zum römisch-katholischen Priester geweiht. Vorher hatte er auf alle Rechte des Erstgeborenen verzichtet. Der zweite Sohn Friedrich Christian Prinz von Sachsen übernahm nun die Pflichten im Hause Wettin. 1925 trat Georg in die Gesellschaft Jesu (Jesuitenorden) ein. Er baute die Niederlassung in Berlin - das Canisius-Kolleg - mit auf.
Pater Georg S. J. stand von Anfang an dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüber. Er verhalf Juden zur Ausreise, versteckte Oppositionelle und hatte auffällig viel Kontakte zu Männern wie General Olbricht, Botschafter Ulrich von Hassel und General Paul von Hase. Sie wurden alle nach dem 20. Juli 1944 hingerichtet. Sein Freund, Herzog Georg von Mecklenburg, kam 1944 in das KZ Sachsenhausen und wurde kurz vor dem Kriegsende frei gelassen. Die Frau von Generaloberst Halder, der bei Hitler in Ungnade gefallen war, war Beichtkind von Pater Georgs S. J. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass er unter scharfer Bewachung der Gestapo stand, so wurde seine Ordenswohnung mehrfach durchsucht. Am 14. Mai 1943 fuhr Pater Georg S.J. an den Groß Glienicker See, um zu baden. Er war ein guter Schwimmer. Augenzeugen hörten Hilferufe, aber keiner war da, ihn zu retten. Seine Leiche wurde erst drei Wochen später geborgen. Die Obduktion ergab, Pater Georg war an Herzversagen gestorben. Sein Bruder Ernst Heinrich Prinz von Sachsen bezweifelte auf dem Hintergrund seiner eigenen bösen Erfahrungen mit den Nationalsozialisten öffentlich einen natürlichen Unfall-Tod und sprach von einem verborgenen Mord. Am Groß Glienicker See sind am Unfall-Tag auffällig viele Gestapo-Männer gesehen worden. Seitdem ist diese Vermutung nicht verstummt. Jedoch Dedo Prinz von Sachsen, der Sohn Ernst Heinrichs, wies viele Jahre später darauf hin, dass alle drei Brüder, Georg, Friedrich Christian und sein Vater, plötzlich gestorben seien.
Am 19. Juni 1943 fand in der Hofkirche zu Dresden die Beisetzung Pater Georgs S.J. statt. Die königliche Familie hatte eine silberne Königskrone auf ein Kissen legen lassen. Die Krone wurde am 18. Juni im Auftrag der nationalsozialistischen Regierung entfernt.
Der ehemalige Kronprinz Pater Georg von Sachsen S. J. ruht in der Neuen Gruft der Wettiner in der Katholischen Hofkirche zu Dresden.
Literatur:
P.
Alfred Rothe SJ: Nachruf
P. Georg
von Sachsen SJ
Fellmann, Walter: Sachsens letzter König Friedrich August III. Berlin, Leipzig 1992.
Dresdner Geschichtsverein e.V. (Hrg.): Das „Rote Königreich“ und sein Monarch. Dresdner Hefte, 22. Jahrgang, Heft 80.
Albert Herzog zu Sachsen: Die Wettiner in Lebensbildern. Styria-Verlag. Graz/Wien/Köln 1995.
Hans Reimann: Der Geenich. Anekdoten über den letzten König der Sachsen. Lehmstedt, Leipzig 2007.
Friedrich Kracke: Friedrich August III. Sachsens volkstümlichster König. Ein Bild seines Lebens und seiner Zeit., München 1964.
Luise von Toskana: Mein Leben. Dresden 1991.Bildnachweis:
Abb. 1: Sammlung U. Brekle
Abb. 2: Wikimedia Commons, gemeinfrei