1913 schrammte Peter Rosegger nur knapp am Nobelpreis für Literatur vorbei. Der „Waldbauernbub“ war in Alpl im Mürztal der Steiermark erwachsen geworden, kannte Berg und Tal, und doch glaubte er, „sich vom Elbetal aus in einem Hochgebirge“ zu befinden. „Die kleinen Alpen“ haben den Autor tief beeindruckt: „Wenn es einmal Riesen gegeben hat und wenn diese Riesen auch geschmackvolle Künstler gewesen sind, dann kann ich mir die Sächsische Schweiz erklären. Da werden sie einmal zueinander gesagt haben: Was doch dieses Land an der Elbe so öde und leer ist! Wie nimmt sich dagegen da oben das Salzburger Land und die Steiermark und die Schweiz so prächtig aus, da stehen neben den grünen Wiesen und den blauen Flüssen und Seen die großen Berge mit dunkeln Hochwäldern und grauen Felswänden! – Wäret ihr alle dabei, wenn wir hergingen und uns auch so etwas bauten?
Und Wahrhaftig, sie gingen her, brachen die Felsmassen von den südlichen Alpen und vom näheren Riesengebirge und schleppten sie hinab an die Elbe und legten sie an beiden Ufern derselben übereinander und bauten Wände und Türme und nebenhin an den kleineren Bächen bildeten sie Schluchten mit Zacken und Hörnern und Höhlen und allerhand sonderbaren Gestalten. Dazwischen ließen sie aber tiefe dunkelgrüne Täler frei und neben und an und über den Felsen pflanzten sie Laub- und Nadelwälder, und hinter denselben, in Schluchten, errichteten sie Wasserfälle und gruben Tiefen in die Unterwelt. Und nun hatten die Riesen an der Elbe eine Gebirgswelt und Wildpracht, wie sie die vielgerühmte Schweiz hat, da oben hinter dem Rhein.“
Buchtipp
Rosegger, Peter: Als ich noch der Waldbauern Bub war, 1900-1902
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Textquelle:
Kotte, Henner: Sächsische Schweiz: Die 99 besonderen Seiten der Region Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2016.
Bildquelle:
Vorschaubild: Blick vom Winterberg um 1850, Urheber: Johann Poppel via Wikimedia Commons Gemeinfrei.
Peter Rosegger auf einem Werbefoto für Rosegger-Loden, 1860 und 1914, Urheber: Petschar, Friedlmeier, Steiermark in alten Fotografien, Ueberreuther Verlag Wien via Wikimedia Commons Gemeinfrei.