Im 18. Jahrhundert trieb eine Räuberbande in der Oberlausitz ihr Unwesen. Ihr Hauptmann war der 1764 in Prag geborene Johannes Karasek, den man auch als „Prager Hansel" zu bezeichnen pflegte. Aus der österreichischen-kaiserlichen Armee mehrfach desertiert, verschlug es ihn schließlich in die Lausitz, wo er Magdalena heiratete. Ihr Vater war der Wirt des Gerichtskretschams, auch bekannt als „Geibischschenke". Diese Schenke war ein beliebtes Versteck für eine Räuberbande, deren Anführer Palme hieß. So dauerte es nicht lange und Karasek schloss sich der Truppe an.
Seine Aufgabe war es, von Haus zu Haus zu gehen und die gestohlene Ware anzubieten. So war es ein Leichtes die nächsten Einbruchsziele auszumachen. Als Palmes Räuberbande 1797 den Leinenhändler Kühnel überfiel, wurde Palme erschlagen. Karasek wurde sofort zum neuen Hauptmann gewählt. Diesen Posten wollte er allerdings nur unter einer Bedingung: Keine Überfälle vor der eigenen Haustür. Gut betuchte Menschen wie Mühlenbesitzer, Garnhändler oder Geldwechsler schwebten von diesem Zeitpunkt an ständig in Gefahr überfallen zu werden. Es heißt zwar, dass Karasek gelegentlich seine Beute mit den Armen teilte, doch schließlich behielt er stets den größten Teil für sich selbst.
Johannes Karasek war ein meisterlicher Räuberhauptmann, denn er entsprach nicht dem Bild, das die Menschen von einem Räuber hatten. Er war ein intelligenter, redegewandter und stets gut gekleideter Mann, der besonders die Frauen mit seiner schmucken Jägertracht und seinem selbstbewussten Auftreten um den Finger wickelte.
Es ist nachgewiesen, dass Karasek und seine Bande über 3½ Jahre erfolgreich mehr als 24 Einbrüche verübte. 1800 endete jedoch ihre Glückssträhne, da der Räuberhauptmann gegen sein eigenes oberstes Gebot verstieß und in seiner unmittelbaren Umgebung raubte. Die Bande überfiel ein Rittergut und verlor bei ihrer Flucht mehrere Taler, die direkt zu ihnen führte. So gelang es nach und nach alle Mitglieder festzunehmen.
Karasek selbst wurde zunächst nach Bautzen gebracht und dort zum Tode verurteilt. Doch der sächsische Kurfürst begnadigte ihn und wandelte seine Strafe in eine lebenslängliche Haft um. Von 1800 an saß er 3 Jahre im Verlies der Ortenburg, bis er in das Dresdner Gefängnis verlegt wurde, wo er 1809 an den Folgen seiner Haft und der damit einhergehenden schweren Arbeit starb.
Bildnachweis
Bild 1: Wikimedia Commons, gemeinfrei
Bild 2: Ortenburg mit Matthiasturm. Foto: Lisa Baaske