Sachsen-Lese

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Gestaltungsoptionen für einen zukunftsfähigen Arbeits- und Gesundheitsschutz im Pflege- und Dienstleistungssektor

P. Fuchs-Frohnhofen, T. Altmann, S. Schulz, L. M. Wirth, M. Weihrich (Hg.)

Die Pflegebranche ist für die Arbeitsforschung aus mehrern Gründen pragmatisch: Es existieren hohe Belastungen, dabei auch nach wie vor erhebliche körperliche, doch vorallem psychische. Zusätzlich steht die Pfegebranche vor dem Problem, dass immer mehr pflegebedürftige Menschen einer sinkenden Anzahl von Pflegefachkräften gegenübersteht. In der Publikation werden die Ergebnisse einer Zusammenstellung von Verbundprojekten aus dem BMBF mit dem Förderschwerpunkt "Präventive Maßnahmen für die sichere und gesunde Arbeit von morgen" bereitgestellt.

Unser Leseangebot
Schönheit Schaf –  in Farbkontrasten entdeckt

Schönheit Schaf – in Farbkontrasten entdeckt

Dr. Konrad Lindner

Maler Holger Siemann stellt in Dresden aus

01. Schafe in der Alten Feuerwache

Holger Siemann mit Pinsel und Palette im Atelier.
Holger Siemann mit Pinsel und Palette im Atelier.

Für mich ist es ein Kunstereignis des Jahres 2025, das ich mit besonderer Spannung erwarte. In der Kunstmetropole Dresden können mehr als 30 Meisterwerke in Augenschein genommen werden, die nicht Menschen zeigen, sondern Schafe. Das Publikum wird in die Gesichter der Gotlandschafe schauen, die der Künstler Holger Siemann in diesem Frühjahr ausstellt. Die individuellen Bildnisse der Schafe entstehen in dem Atelier des Bauern, Malers und Schriftstellers in Klaushagen in der Uckermark. Die Galerie in der Alten Feuerwache in Dresden verschafft dem schreibenden Maler und malenden Schriftsteller eine erlesene Bühne. Sie gewährt ihren Besuchern vier Wochen lang die Chance, in die bunte Welt einer virtuellen Schafherde einzutauchen. Die Ausstellung Geliebt – Gemalt – Gegessen wird vom 12. Mai bis 13. Juni 2025 ein Magnet für Tier- und Kunstfreunde.

Seit Jahren lebt Holger Siemann mit seinen Schafen auf Du und Du. Die Galerie würdigt die Werke des malenden Schafhalters mit den Worten: „Er kennt sie, pflegt sie, benennt sie – und manchmal schlachtet er sie und isst sie auf. Was zunächst widersprüchlich erscheinen mag, ist für ihn eine tiefe Auseinandersetzung mit dem Leben, dem Tod und der Achtung vor dem Tier. Seit 2018 hält er seine Schafe auf Leinwand fest, nicht als bloße Abbilder sondern als Erinnerungen.“ (Vgl. den Link:

https://feuerwache-loschwitz.de/ausstellungen/holger-siemann-geliebt-gemalt-gegessen/)

02. Kunstschauplatz Klaushagen

Theoderich.
Theoderich.

Die Kirche von Klaushagen, das Forsthaus am Wald sowie die dreiteilige Weide vor dem Anwesen von Holger Siemann habe ich bereits gemalt, als er sich mit großem Elan daran machte, seine Pferde und seine Schafe zu porträtieren. Der Schwerpunkt seines Sehens lag dabei von Anfang an auf den Gesichtern und den Augen der Tiere, von denen sich die Betrachter der Bilder angeschaut fühlen. In der Ferienwohnung des Hauses Siemann in Klaushagen hängt noch ein frühes Porträt des Schafes Theoderich mit einem schwarzen Hintergrund. Die Philosophie dahinter war: Nicht nur Könige und Fürsten sowie Feldherren und Bürgermeister, sondern auch Schafböcke und Schafmütter lassen sich im Stil der Alten Meister würdigen. Doch die Lust auf Farbe war bei dem in sein Werk hineinwachsenden Maler so stark, dass er bald auch mit bunten Hintergründen experimentierte und auf der Palette nicht mehr Pastelltöne versammelte, sondern reine und leuchtende Farben. Schritt für Schritt probierte Holger Siemann auch alle nur möglichen Leinwandgrößen aus, wobei es ihm im Laufe weniger Jahre gelang, dass sich die Individualität der Gesichter auf eine erstaunliche Weise bis hin zu je unverwechselbaren Porträts ausprägte. Ich erlebte in Klaushagen die Geburt von Lämmern. Während die meisten Lämmer von ihren Müttern nach der Geburt zum Säugen zugelassen wurden, gab es immer auch Ausnahmen. In diesen Fällen trat Holger Siemann an die Stelle des Muttertieres und zog die Lämmer mit unendlicher Geduld und großer Liebe mit der Flasche auf. Bei einer Hofvertretung musste ich der Gotlandherde am Morgen Getreide in den Trog schütten. Dabei musste ich sehr aufpassen, dass mich die drängenden und schiebenden Tiere nicht von den Beinen schubsten und auf mir rumtrampelten. Gotlandschafe sind kräftige und stattliche Schafe, die über viele Jahre hindurch dem Forsthaus Klaushagen mit ihrem dicken wolligen Fell sowie den Schwarz- und Weißtönen ein bäuerliches Gepräge verliehen haben. Aber als die Schafherde auf Leinwänden in Acryl in den letzten sieben Jahren zu wachsen begann, kam sie nicht Grau in Gau daher, sondern in auffälligen Farbkontrasten. In der Ferienwohnung hängt im Großformat das Schaf Imma. Das eine Horn drängt ins Blaue und das andere Horn scheint in Rot. Das hellwache Tier schaut die Betrachter mit einer schrägen Kopfhaltung voller Lebendigkeit, mit unverstecktem Selbstbewusstsein sowie mit Neugier an.

03. Persönlichkeit der Schafe in Farbe erschaffen

Imma.
Imma.

Schafe sind in Haustierkreisen unter Pferden, Schweinen, Hühnern und Ziegen keine Außenseiter. Sie begleiten uns Menschen seit Urzeiten; seit etwa 9.000 vor Christus in Kleinasien. Mein berühmter Philosophenkollege Jesus wurde in einem Stall geboren. Dabei dürfte es sich kaum allein um einen Schafstall gehandelt haben, sondern wohl eher um einen Raum, in dem die Menschen mit ihren verschiedenen Haustieren in Gemeinschaft lebten. Auf dem Hof von Holger Siemann im Boitzenburger Land hat nicht nur der braune Terrier Farlan einen Namen, sondern auch jedes seiner Schafe trägt einen Vornamen. Als ich den Maler im April 2025 besucht habe, um ihm bei der Arbeit an dem letzten Bild für die Ausstellung in der Alten Feuerwache in Dresden über die Schulter zu schauen, stand auf der Staffelei ein Schaf im Großformat. Es trug den Namen Arvid. Der Schöpfer der farbigen Schafe aus Klaushagen ist zuallererst Bauer, der seine Tiere von der Geburt bis zum Tod begleitet. Seine Erfahrung als Landmann und Tierhalter ist mit im Spiel, wenn er seine Herde malt. Als Künstler ist er aber auch der Erbauer einer neuen Schafwelt. Er malt sich eine neue und große Herde in Gestalt einer verzweigten Bilderfamilie, die sich über mehrere Schafgenerationen erstreckt. Um zu beschreiben, was er da tut, griff Holger Siemann bei unserem Zusammentreffen am Morgen des Karfreitag 2025 zu dem Terminus der immersiven Kunst.

Das Wort Immersion steht für Einbetten oder Eintauchen. Holger Siemann ist doppelt eingetaucht: Sowohl als Bauer als auch als Künstler. Als Halter einer Schafherde vollzieht er beschuht mit Gummistiefeln die Verwandlung in ein Haustier und wird zum menschlichen Mitspieler in seiner Herde. Er füttert, er stillt, aber er schlachtet auch und vermarktet das Fleisch der Schafe. Als Künstler ist er mit seinen Schafen aber auch noch in einer besonderen Weise auf Du und Du. Selbst dann wenn die Tiere nicht mehr leben, gibt er ihnen mit Pinsel und Palette mit lebhaften Farbkontrasten auf der Leinwand in Acryl ein Gesicht, eine Individualität, eine lebendige Wirklichkeit.

Der Künstler in Klaushagen malt also immersiv und das heißt mitten aus der von ihm selber herangezogenen Herde heraus wird er malend tätig und holt dabei viele Tiere mit ihrem jeweils typischen Antlitz für sich und sein Publikum ins Hier und Heute, die längst geschlachtet und verzehrt sind. Aber in dem Maße, indem er die für ihn überzeugende Farbsprache fand, um die Persönlichkeit seiner Schafe in ihrer Autonomie und Schönheit hervorleuchten zu lassen, ist er als Maler und Gestaltender in eine künstlerische Farb- und Lebenswelt eingetaucht. Für die tierische Bilderwelt des Malers Holger Siemann aus Klaushagen gilt ein Satz des Mitbegründers der Gruppe Der blaue Reiter. Mit Blick auf die Schafe in der Alten Feuerwache in Dresden würde Wassily Kandinsky durch die kraftvollen Farbkontraste auf den Leinwänden ausrufen: „Werkschöpfung ist Weltschöpfung.“

04. Ausblick

Holger Siemanns letzter Pinselstrich.
Holger Siemanns letzter Pinselstrich.

Die Vernissage findet am 12. Mai 2025, 20 Uhr statt: Geliebt Gemalt Gegessen – Holger Siemanns bunte Schafe in der Alten Feuerwache Dresden.

 

 

22. April 2025

 

Zu den Schafbildern von Holger Siemann vgl. den Link: Schreiberey - Töne, Texte, Bilder und Projekte von Holger Siemann



Alle Aufnahmen stammen von Konrad Lindner.

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