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Kennst du Gotthold Ephraim Lessing?
vorgestellt von Jürgen Krätzer

Jürgen Krätzer eröffnet uns eine neue Sicht auf den Autor. Lessing entpuppt sich als schulverdrossener Aufrührer, als Student in „schlechter Gesellschaft" und als leidenschaftlicher Glücksspieler, der sich von Job zu Job hangelt. Bewusst stellte er sich gegen die damaligen Erwartungen und prangerte die Scheuklappen der Gesellschaft an. Krätzer zeigt dies anhand unkonventioneller Fabeln und Gedichte, seiner Kritiken und Briefe. Zugleich setzt er sich mit Lessings neuartiger Theatertheorie und den aufklärerischen Werten in seinen Dramen auseinander. Dabei gelingt es ihm aufzuzeigen, wie relevant und modern deren Themen noch heute sind.

Dös wer‘n mer glei hab‘n

Dös wer‘n mer glei hab‘n

Paul Hoffmann (1902-1990) war ein deutscher, sehr bekannter Schauspieler, der viele Jahre in Wien lebte und von 1968 bis 1971 Direktor des Wiener Burgtheaters war. Er berichtete von einer Aufführung der „Emilia Galotti“ von Gotthold Ephraim Lessing im Staatstheater Dresden, in der die Rolle des Prinzen von einem Schauspieler übernommen werden mußte, der sonst nur in der leichten Muse agierte und aus Wien stammte.

Kamillo Rota, einer der Räte im Theaterstück, hat dem Prinzen ein Todesurteil zur Unterschrift vorzulegen:

„Ein Todesurteil wäre zu unterschreiben.“

Der Prinz: „Recht gern. Nur her! Geschwind.“

Wenn der prinz dann abgegangen ist, steht Rota noch lange erschüttert da und hatt zu sagen:

„Es geht mir durch die Seele, dieses grässliche: „Recht gern.““

Als in besagter Aufführung Rota diesem Prinzen das Todesurteil vorlegte, sagte der, eine Textunsicherheit in üblicher Weise überspielend:

„Geben S‘ her, dös wer‘n mer glei hab‘n!“

Der prinzliche Rat musste dann norgedrungen darauf eingehen:

„Dös wer‘n mer glei hab‘n? Ein Todesurteil... Dös wer‘n mer glei hab‘n? Ich hätt es ihn in diesem Augenblick nicht mögen unterschreiben lassen, und wenn es den Mörder meines einzigen Sohnes betroffen hätte. Dös wer‘n mer glei hab‘n? Es geht mir durch die Seele dieses gräßliche: Dös wer‘n mer glei hab‘n!““

Herausgesucht und angepasst von Ursula Brekle. Quelle: R. A. Stemmle: Aus heiterem Himmel. Berlin 1958.

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