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Berndt Seite wirft einen Blick in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Nicht nur seine eigene, sonderen auch auf Blick auf die Menschheit als Ganzes.

Die Kirche in Laußig und deren bildkünstlerische Ausstattung

Die Kirche in Laußig und deren bildkünstlerische Ausstattung

Volker Pohlenz

Der Kanzelaltar.
Der Kanzelaltar.

 

Im Frühjahr 2017 bekam der Maler Volker Pohlenz vom Kirchengemeinderat Laußig, Herrn Arthur Cachej (sprich Zachee) einen Anruf, ob er nicht ein kleines Bild für die Kanzel der Kirche malen könnte, der Form der Kanzel angepasst.
Die Kirche in Laußig besitzt einen Altar aus gemauerten Stipes mit hölzernem barocken Portikuskanzelaufsatz vom Ende des 18.Jahrhunderts. Der Aufsatz ist von Pilastern, die ein Gebälk mit Bogengiebelansätzen und Wolkenstrahlglorie tragen, gerahmt. Eigentlich spricht man hier von einem Kanzelaltar.


Noch bis in die 1990er Jahre hinterließ dieses Objekt einen eher grauen Eindruck. Mit den Restaurierungsmaßnahmen nach 2000 wurden die grauen Farbschichten abgetragen und es kamen farbig marmorierte Pilaster auf graublauem Untergrund zum Vorschein, die zum Teil vergoldete Stellen an den Kapitellen oder Umrandungen aufwiesen. Im Zustand vor der Restaurierung schmückte die Kanzel eine Schwarz-Weißreproduktion eines Christuskopfes des italienischen Barockmalers Guido Reni aus den 1920er Jahren. An den Seiten der Kanzel, von vorn kaum sichtbar, sind gemalte Darstellungen der vier Evangelisten, an jeder Seite zwei, vorhanden.

 Der segnende Christus.
Der segnende Christus.

 

Jedoch der neue restaurierte Zustand verlangte nach anderen künstlerischen Lösungen. Als Motiv einigte man sich auf einen segnenden Christus, frei nach einem lombardischen Meister um 1500, jedoch ohne Dornenkrone und die Wundmale. Das Bild wurde auf Leinwand im Atelier gemalt, abgespannt, entsprechend beschnitten und dann auf die umrahmte Fläche der Kanzel aufgeklebt. Die Kirche gehört heute zum Pfarrbereich Sprotta. Pfarrerin ist Frau Edelgard Richter. Im August 2017 wurde dieser Kanzelaltar durch einen Weihegottesdienst eingeweiht.


Die Ironie dieser Geschichte war jedoch, dass vier Wochen nach der Kanzelweihe, bei einer Auktion im Auktionshaus Christies in New York das teuerste Gemälde aller Zeiten versteigert wurde, für etwa 450 Millionen US- Dollar. Es handelte sich um das Bild "Salvator mundi", oder"Weltenretter" von Leonardo da Vinci, welches seinen künftigen Platz im Louvre Abu Dhabi bekommen wird. Da konnte die Laußiger Kirchgemeinde sowieso nicht mitbieten.

Als der Maler Volker Pohlenz in der Laußiger Kirche war, fielen ihm noch zwei großformatige neu gemalte Bilder auf, die der Dekorationsmaler Horst Weber malte und sie der Kirchgemeinde Laußig zunächst als Leihgabe im Jahre 2007 überließ. Damals gehörte die Laußiger Kirche zum Pfarrbereich Pristäblich. Pfarrer war damals Herr Krüger, der diese Leihgabe mit seiner Kirchgemeinde sehr gern annahm. Daraufhin überließ Horst Weber beide Bilder auch als Anerkennung und Würdigung seiner Arbeit als Schenkung an die Kirchgemeinde Laußig.
Horst Weber stammte aus Leipzig und lebte zuletzt im Schwemsaler Ortsteil Schmerz, fast am Alaunwerk, also an der sächsisch - sachsen-anhaltinischen Grenze. Er schuf die Bilder 2005 und 2006. Bei dem einen Bild handelt es sich 4 um eine freiere Teilkopie von Raffaelo Santis (1483 - 1520) "Verkärung Christi" welches als das letzte Werk des großen italienischen Renaissancekünstlers gilt. Das Original befindet sich heute im Vatikan in Rom.
Bei dem anderen Bild handelt es sich um eine Kopie des italienischen Barock-malers Giovanni Battista Tiepolo (1696 - 1770) "Die unbefleckte Empfängnis".

Die unbefleckte Empfängnis.
Die unbefleckte Empfängnis.

Das Original, ebenfalls ein Spätwerk des Künstlers, befindet sich heute im Prado in Madrid. Beide Werke gelten als Meisterwerke ihrer jeweiligen Schöpfer und lassen deren malerische Reife erkennen.


Horst Weber, der beide Kopien schuf, starb im Jahre 2010.
Als Volker Pohlenz, der Horst Weber auch persönlich kannte, diese beiden Bilder sah und mit fachmännischem Blick erkannte, dass hier noch Luft nach oben vorhanden ist, machte er gegenüber Herrn Cachej einen Vorschlag. Wenn es die Zeit erlaubt und alles mit der Kirchenverwaltung gekärt und der Wille vorhanden ist, erkärte er sich bereit, beide Bilder im Sinne der Urheber, also von Raffael und Tiepolo, zu überarbeiten.


Anfang 2019 war es dann soweit. Zuerst wurde die Teilkopie nach Raffael ins Wöllnauer Atelier gebracht. Hier wurde das Bild fast gänzlich mit Sandpapier angerauht, mit Ausnahme der gelben Aura am oberen Bildrand und dem blauen Firmament am Horizont. Das war notwendig, da das Bild bereits geschlußfirnißt war und sonst keine Farbe richtig angenommen hätte. Dann erst wurde in zwei Malgängen das Bild in seine jetzige Gestalt gebracht.

Verklärung Christi.
Verklärung Christi.

Nachdem diese Arbeit Anfang Februar beendet war, wurde dieses Bild wieder nach Laußig gebracht und in der Kirche eingerahmt und aufgehangen. lm gleichen Zug wurde das andere Bild, die Tiepolo-Kopie, ins Atelier nach Wöllnau gebracht, um dort überarbeitet zu werden. Hier wurde das gesamte Bild mit Sandpapier angerauht und komplett im Sinne von Tiepolo überarbeitet. Mitte März war auch diese Arbeit beendet und das Bild konnte nach Laußig zurückgebracht, eingerahmt und an den angestammten Platz in der Kirche aufgehangen werden. Mit der Basis von Horst Weber und dem meisterlichen Können von Volker Pohlenz im Umgang mit der Farbe nimmt man nun diese beiden Gemälde als gelungene Kopien nach den großen Meistern zur Kenntnis.

Interessant ist, dass beide Originale in einem katholischen Umfeld entstanden sind und deren Kopien heute eine evangelisch lutherische Kirche schmücken. Rein von der Sache her ergibt die bildkünstlerische Gesamtgestaltung unbedingt eine hervorragende Aufwertung der Gesamtansicht des Kircheninneren, wenn man dies mit der Ansicht 20 Jahre vorher vergleicht.
Übrigens kann man weder Bilder oder sakrale Kunst einfach mal so in einer Kirche installieren. Die Angelegenheit zur Genehmigung solcher Aktivitäten nahm zuvor selbstverständlich seinen bürokratischen Weg über das Kirchenbauamt bis hin zu entsprechenden Institutionen in Magdeburg, so der Kirchengemeinderat Arthur Cachej.

Bildnachweis

Die Rechte liegen beim Autor und Maler.

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