Und wieder einmal galt es einem „Brückenjubiläum" zu gedenken. Der "Multi-Ingenieur"Johann Andreas Schubert starb vor 150 Jahren am 06. Oktober 1870.
Er entwarf unter Berücksichtigung seiner eigenen Erfahrungen mit
statischen Berechnungen vor allem beim Bau des bereits im Sommer 1845
fertiggestellten Viaduktes in Leubnitz selbst eine Lösungsmöglichkeit, die Brücke zu bauen. Damit wurde die Brücke die erste statisch berechnete der Welt.
Die Grundsteinlegung fand am 31. Mai 1846 statt.
Welch ein Ereignis war das zu dieser Zeit! Über 1000 Menschen gingen zur festlich geschmückten Baustelle „Göltzschtalbrücke". Überall wehten bunte Fahnen.
In der Tiefe einer Baugrube unmittelbar an der Göltzsch hielt der Oberingenieur Robert Wilke, sichtlich von der Bedeutung des Tages ergriffen, eine Rede, in der die Hoffnung auf das Gelingen des Baues zum Ausdruck kam.
Beim Eisenbahnbau von Leipzig nach Nürnberg entstand die "Göltzschtalbrücke", zusammen mit ihrer kleinen Schwester, der 15 km entfernten "Elstertalbrücke" bei Jocketa.
Mit 574 m Länge, 78 m Höhe und 81 Bogen wird das Landschaftsschutzgebiet "Unteres Göltzschtal" in 4 Stockwerken überspannt.
Der im Vogtland geborene Professor Andreas Schubert, Konstrukteur der 1. deutschen Dampflokomotive und des 1. deutschen Elbdampfschiffes, schuf die Grundprojekte zu den Eisenbahnbrücken, die eine bis dahin beispiellose Größe haben mussten. Galt es doch einen Höhenunterschied von mehr als 1 zu 100 zu überwinden.
Zu weicher Baugrund, aber auch finanzielle Schwierigkeiten führten zu Beginn des Baus zu einem fast einjährigen Baustopp. Nachdem Oberingenieur Robert Wilke Änderungen an den Projekten vorgenommen hatte, konnte der Bau 1847 fortgesetzt werden.
10 Monate später, am 15. Juli 1851 fuhr der 1. Zug über das fertig gestellte gewaltige Monument. Seit diesem Zeitpunkt wird das Viadukt ununterbrochen genutzt. Die Züge fahren ohne Geschwindigkeitsbeschränkung oder Tonnen/Last - Begrenzung wegen des „ehrwürdigen Alters" über die Brücke.
Seit 2011 sind nun auch Fahrmasten und Leitungen auf der Brückenkrone zu sehen, denn die Strecke zwischen Reichenbach und Hof wird elektrifiziert.
In nur fünf Jahren wurden unter anderem 26 Millionen Ziegel vermauert. 23 000 Baumstämme mussten für das Gerüst zur Baustelle gebracht werden. Höchstleistungen erbrachten über 1700 Arbeiter/Monat. Akkordarbeit und mangelnde Technik forderten 31 Todesfälle und über 1300 Unfälle.
Nach Vereinbarung mit dem Fremdenverkehrsverein "Nördliches Vogtland" (03765392808 oder www.goeltzschtalbruecke.info) kann man bei einer Führung mehr zu dem Geschehen um den Brückenbau vor 160 Jahren erfahren. Interessante Einzelheiten werden in ca. 50 Minuten mit fachlicher Kompetenz und in lockerer Form „vor Ort" vorgetragen.
Wie gelangt man in die Region?
Im Südwesten Sachsens gelegen grenzt das gesamte Vogtland an die Länder: Thüringen, Bayern und Böhmen. Auf der A 72 (Abfahrt Treuen b. z. w. Reichenbach / V.) oder der Bundesstraße B 94 b. z. w. B 173 gelangen Sie direkt nach Reichenbach, Mylau, Netzschkau. Auch die Anreise mit der Bahn ist sehr gut möglich. Vom Bahnhof Reichenbach/ V gelangt man ca. 5km direkt zur Göltzschtalbrücke wandern. Dabei genießen Sie einen herrlichen Ausblick auf die Gesamtgröße des Eisenbahnviaduktes und die gesamte Umgebung. Zurück fahren Sie dann vom 2km entfernten Bahnhof Netzschkau, um so über die Brücke zu fahren und den Blick „von oben" zu genießen