In den Jahren von 1773-1795 war Herr Johann Gottfried Kriebitzsch Diakon und dann bis zu seinem Tod 1801 Pfarrer in Düben. Seine Amtszeit war von vielen Ärgernissen geprägt. Was ihm besonders missfiel, war der Holzdiebstahl im Kirchenforst.
Dazu schrieb er, im März 1797, folgende Zeilen an seinen Vorgesetzten:
„Es
ist stadtkundig und kann erforderlichenfalls durch namhafte Zeugen,
auch durch Beaugenscheinigung bestätigt werden, dass das hiesige
Pfarrholz, wenn in demselben, wie Forstverständige versichern nur
noch 10, 15 der 20 Jahre wie bisher fortgehauset wird, völlig
ruinieret und nicht mehr imstande sein wird, die jährlichen Deputate
an die hiesigen Kirchen- und Schuldiener zu praestieren. Denn durch
das unerlaubte Hüten des Schaf- und Zugviehes wird aller junge
Anflug des Holzes so verwüstet, dass ganze Lehen deswegen ohne Holz
bleiben. Auch werden die allenfalls Verhaute nicht ordentlich
angelegt, geschont und beaufsichtigt, und es wird überhaupt dermaßen
in diesem Holze geraubt und gestohlen, dass dies ein Gewerbe geworden
ist, indem man sogar mit Schrotsägen Baumstämme umsägt, sie mit
der Karre wegfährt, zu Hause spaltet und als dann karrenweise auch
an andere verkauft, dass mancher an einem Tage einen Taler verdienen
kann.“ Und weiter schrieb er:
„Auf einem Platze von ungefähr 100 Schritt an den Lehmkeuten stehen auf 250 Stämme, welche alle gestohlen worden.
Alle diese Ungebürniße aber entstehen aus dem Mangel einer genauen und pflichtmäßigen Aufsicht und aus anderen Umständen, die ich vor der Hand noch nicht anzeigen will. Soll nun dem gänzlichen Ruin dieses Holzes noch beizeiten vorgebeugt werden, so unterfange ich mich, einer hochlöblichen Kircheninspektion meine unmaßgebliche Meinung hierüber zu eröffnen.“
Pfarrer Kriebitzsch bemängelte in erster Linie die Arbeit des Holzaufsehers Steinfeld. Dieser sollte doch durch einen ehrlicheren Menschen, mit mehr Gewissen, ersetzt werden. Es könnte diese Aufsicht auch einem kurfürstlichen Forstbedienten, gegen das Gehalt des bisherigen äußerst saumseligen Holzaufsehers übergehen und dazu eigens verpflichtet werden. Gewiss würde alsdann dieses Holz pfleglicher behandelt und vor Dieben besser verwahret werden. Auch die Holzschläger sollten durch Männer aus Düben ersetzt werden, um sicher zustellen, dass man sich im Falle einer Pflichtverletzung an sie halten könne. Denn der Pfarrer hatte bei einer Kontrolle festgestellt, dass die Holzschläger oft gar nicht mehr wussten wie viel sie gefällt hatten, weil viel davon schon wieder gestohlen war. Und dann standen diejenigen, denen das Holz zustand da und verlangten ihren Teil, also wurde wieder gefällt.
Wird aber das Deputatholz, sobald es fertig ist, abgezählt und angewiesen, so müssen die Deputatisten ihr Holz entweder bald abholen oder sich es gefallen lassen, dass es ihnen und nicht der Kirche gestohlen wird. Die Tinte unter diesen Zeilen war noch nicht getrocknet, als dem Pfarrer die Nachricht erreichte, dass Augenzeugen ihm berichteten, dass der Kirchenvorsteher Johann Gottlob Rausch, mit seinem Geschirr wieder, wie vorm Jahre, ohne vorhergegangene Abzählung Holz in sein Gehöfte fahren lasset, wie denn am 28. Februar Vor- und Nachmittags geschehen ist. So geschah es vorm Jahre, und der Holzläufer Steinfeld lässt auch in sein Gehöfte immer anfahren. Offenbar ist dies gestohlenes Gut und pflichtwidrig. Hier bediente sich also jeder der konnte, obwohl damals jeder soviel bekam, wie ihm zustand. Wahrscheinlich wusste nicht jeder, dass die Gier eine Todsünde ist.