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Jürgen Krätzer

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Jürgen Krätzer eröffnet uns eine neue Sicht auf den Autor. Er war eine faszinierende Persönlichkeit, ein kluger Kopf mit spitzer Zunge und sensiblem Herzen – ein „Freigeist“.

Wie Bad Düben zur Kurstadt und zum Heilbad wurde

Wie Bad Düben zur Kurstadt und zum Heilbad wurde

Lutz Fritzsche

Ansichtskarte mit Werbung Sommerfrische Düben um 1900
Ansichtskarte mit Werbung Sommerfrische Düben um 1900
Wir wollen uns heute mit der Geschichte von Bad Düben und seiner Entwicklung vom kleinen Ackerbürgerstädtchen hin zur über die Grenzen von Sachsen hinaus bekannten Kurstadt beschäftigen, konkret von den Anfängen der Kur bis zur Moorbaderöffnung.
In der Dübener Brust schlugen schon immer zwei Herzen. Das Eine für ein starkes Handwerk und eine starke Industrie, das Andere für einen schönen Kurort. Mit einem Auge blickten die Dübener Bürger nach Bitterfeld und Eilenburg, wo sich aus kleinen Landstädtchen Industriestandorte entwickelten. Mit dem anderen Auge blickte man nach Bad Schmiedeberg, wo rasch erkannt wurde, dass Fremdenverkehr und Erholung Zukunft haben. In diesem Zustand finden wir unsere Kurstadt Bad Düben am Ende des 19. zum Beginn des 20. Jahrhunderts vor. Das war für unsere Stadt nicht sehr hilfreich. Die meisten Orte zwischen Mulde und Elbe hatten mit der zunehmenden Industrialisierung ihre Zukunft festgelegt. Nur Düben nicht. Selbst die Fortschritte und Möglichkeiten nach dem deutsch-französischen Krieg und der Reichsgründung 1870/71 rüttelten hier kaum jemanden wach. Zwar kam es schon zehn Jahre vorher zu Bohrungen nach Braunkohle, diese blieben aber erfolglos. Und da auch der Bau einer Eisenbahnstrecke nur wenige Freunde fand, blieb alles so wie es war.
Diese Situation änderte sich erst entscheidend, als Düben 1885 mit Herrn Hermann Welzel einen Bürgermeister bekam, der mit klaren Vorstellungen und Zielen die Zukunft der Stadt bestimmte. In seiner Amtszeit zwischen1885 und 1918 (immerhin 33 Jahre) wurde der Grundstein gelegt für folgende typische Merkmale: Düben - ein Kurort mit Gewerbe, Handwerk und mittelständischer Industrieansiedlung.
So wie die Stadt sich heute noch zeigt.
Noch im Jahre 1885 begann die Stadtverwaltung in vielen großstädtischen Zeitungen, besonders in Berlin und Leipzig, mit Werbung für Düben, als Fremdenverkehrsort.  "Sommerfrische - Düben an der Mulde - Landstadt, ohne Fabriken, mit Stadtpark (seit 1846) und waldreicher Umgebung, gesunder Luft, billige Wohnungen, Gelegenheit zur Milchkur - zur Sommerfrische besonders geeignet.". So und ähnlich lauteten die Anzeigen und verfehlten ihre Wirkung nicht.
Anzeige in den „Dübener Nachrichten“ vom Mai 1899
Anzeige in den „Dübener Nachrichten“ vom Mai 1899
Aber auch die Bürger unserer Stadt erkannten die Einnahmequelle schnell. So hatte der Landwirt Hermann Müller, in der Ritterstraße Nr.23, das Genesungs- und Erholungsheim "Grundheil" eröffnet. Hier wurden Milch- und Kefirkuren besonders für Blutarme, Magen- und Darmleidende, Nervenkranke, aber auch für jeden anderen Erholungsbedürftigen angeboten. Herr Müller blieb aber nicht nur bei seinem Erholungsheim, sondern brachte seine Produkte, über eigene Verkaufsstellen, auch in Leipzig und Berlin heraus. Hier besonders "Grundheil - Kräutermilch" - "Grundheil-Kefir" und "Grundheil-Sahnekefir". Ebenfalls mit dem Namen des Heilkrautes "Grundheil", auch unter dem Namen „Echter Ehrenpreis" bekannt, warb der Neumühlenbesitzer Born in der Torgauerstraße. Zu seiner Produktpalette gehörten ein "Grundheil-Vollkornbrot" und "Grundheil-Schrotmehl" für Suppen und Gebäck.

Im Jahre 1898 kam aus Bad Schmiedeberg Herr Maximilian Adolf Löbcke nach Düben, kaufte für 85.000 Mark das 1886 stillgelegte Alaunwerk und erhielt für sein dort errichtetes Eisenmoorbad eine staatliche Konzession. Aus dem alten Herrenhaus wurde ein Kurhaus und der dahinterliegende Park fand nun als Kurpark wieder Verwendung.

Das „Kaiser - Wilhelms -Bad“ auf dem Alaunwerk
Das „Kaiser - Wilhelms -Bad“ auf dem Alaunwerk
Besonders anziehend und romantisch war und ist natürlich das etliche Morgen große Gelände der "Dübener Schweiz" mit den Hügeln und Tälern der Tauberzhalden, dem "Roten Ufer" und den Resten der alten Tagebaue, wo Gäste noch heute Erholung und Entspannung finden. Zwar sind etliche Teile des Alaunwerkes noch altes, unsaniertes Bergbaugebiet, aber ein Ausflug lohnt sich.
Löbcke selbst nannte sich Kuraufenthaltsbesitzer und sein Etablissement trug den Namen "Kaiser WiIhelms - Bad". Die Sache war also von höchster Stelle genehmigt. Allerdings überstand es den ersten Weltkrieg nicht und wurde später ein christliches Kinderheim. Das Alaunwerk gehörte zwar damals noch nicht zu Düben (erst ab 1936), zog aber durch Löbckes Moorbad Kurgäste an. Auch dadurch kamen mehr Menschen in unsere Stadt.
Mit der fortschreitenden Beliebtheit von Düben als Kurort und Sommerfrische machte sich auch eine bessere Organisation der anfallenden Aufgaben notwendig. Aus diesem Grund trafen sich am 13. März 1899, auf Einladung Dübener Hoteliers und Gastwirte sowie der Stadtverwaltung interessierte Bürger im Ratskeller. Bei dem stattgefundenen Gespräch ging es um Möglichkeiten zur Hebung des Dübener Fremdenverkehrs. Auf der Tagesordnung standen Themen wie Reklame, Unterbringung der Gäste, Gaststätten, Badeanstalt, Anreisemöglichkeiten, Verschönerung der Stadt und Neubauten. Nach diesem ersten Meinungsaustausch machte der Bürgermeister die Fremdenverkehrsangelegenheit zur Chefsache und lud persönlich eine Anzahl von Bürgern am 6. April 1899 in den Ratskeller ein mit dem Ziel, einen Fremden - Verkehrsverein zu gründen. Nach ausführlicher Besprechung der Angelegenheit wurde der "Verein zur Hebung des Verkehrs Düben" ins Leben gerufen. Erster Vorsitzender wurde Bürgermeister Welzel selbst. In Anerkennung der Wichtigkeit der Gewerbetreibenden fiel die Wahl des zweiten Vorsitzenden auf den Kaufmann Wilhelm Simon, und um auch von ärztlicher Seite gut beraten zu sein, wählte man Dr. Zäpernick zum Schriftführer. So überschritt unsere Stadt Bad Düben die Schwelle zum nächsten Jahrhundert, wenn auch nicht immer erfolgreich, als Kurstadt und Sommerfrische.

Wenn man bedenkt, dass 1870 noch 64% aller Deutschen auf dem Land lebten, es 1885 noch 56% waren und 1910 nur noch 40%, also 60% der Menschen lebten jetzt in Städten - und diese oft alles andere als lebenswert waren. Da zwängt sich automatisch der Gedanke nach einer Alternative auf, die letztendlich in unserer Stadt zur Gründung der Moorbad Düben GmbH führte. Anfang 1911 entstanden dann in Düben die ersten konkreten Gedanken zur Schaffung einer größeren Kur- und Erholungseinrichtung.

Versammlung im „Preußischen Hof“ im Januar 1911
Versammlung im „Preußischen Hof“ im Januar 1911
Es gab zwar schon seit einigen Jahren den Verkehrsverein, der durch Herausgabe einer Broschüre und durch Informationen und Werbung in den gelesensten Zeitungen auf unser Städtchen als Sommerfrische aufmerksam machte, aber man war sich von vornherein darüber im Klaren, dass diese Maßnahmen nur als ein Notbehelf zu betrachten waren und dass etwas ins Leben gerufen werden muss, was geneigt war, einen größeren Fremdenfluss nach Düben zu ermöglichen.
In Folge einer Anregung des Verkehrsvereins setzte sich die Ansicht durch, dass unsere Stadt und ihre Umgebung und insbesondere auch mit Rücksicht auf die Nähe zu Leipzig und Halle recht wohl zur Ausgestaltung als Badeort geeignet sein müsste. In erster Linie war an die Errichtung eines Moorbades gedacht worden. Unterstützt wurde dieser Gedanke durch ein vom Magistrat der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten. Dieses hatte die königliche Universität zu Halle erstellt. Dabei handelte es sich speziell um acht Moorproben, zwei Erzproben und um eine Wasserprobe. Aber nicht nur Moorbäder, sondern auch die Verabreichung anderer Bäder wurde ins Auge gefasst. Zur Bestreitung der Kosten für die Vorarbeiten erbat der Verkehrsverein von den Dübener Bürgern einen Beitrag. Die Sammlung ergab mit Zinsen eine Summe von 641 Mark.
Dann wurde der Baumeister Fahro aus Halle mit der Fertigung zweier Skizzen über eine Badeanlage und den jeweiligen Kostenvoranschlägen beauftragt.
Urkunde über Landkauf
Urkunde über Landkauf

Das erste Projekt belief sich auf 89000 Mark, das zweite Projekt auf 85000 Mark. Dazu kam noch der Preis für Grund und Boden von 5000 Mark sowie für die Ausstattung und unvorhergesehene Ausgaben von weiteren 6000 Mark. Bei den Berechnungen  zu erwartender Ein- und Ausgaben nahmen die Planer das Bad in Schmiedeberg als Grundlage. Das Ergebnis fiel positiv aus. Als Bauplatz zog der Magistrat von Düben das Gelände zwischen Stadtpark - Moorbadstraße und Gustav-Adolf-Straße in Betracht und begann mit dem Landankauf.

Die Verhandlungen mit den Feldbesitzern verliefen aber nicht immer einfach. Einige verkauften ohne wenn und aber, andere feilschten um den Preis, als sie von dem geplanten Bauvorhaben erfuhren. Wieder andere legten gleich im Vertrag fest, dass dieser nur Gültigkeit hat, wenn die Badeanstalt auch wirklich binnen zweier Jahre gebaut wird. Als dann diese Sache auch unter Dach und Fach war, kam der nächste Schritt. Die Sicherstellung der weiteren Finanzierung. Die Stadtverwaltung hatte mit der Bereitstellung des Geldes für den Landkauf ihre Möglichkeiten ausgeschöpft, jetzt war Privatinitiative gefragt. Deshalb wurde am 24. Juni 1913 im Schützenhaus die Moorbad Düben GmbH gegründet.  

Protokoll über die Gründung der „Moorbad Düben GmbH“
Protokoll über die Gründung der „Moorbad Düben GmbH“
Neben dem Notar Strohbusch, welcher den Gesellschaftsvertrag aufsetzte, erschienen 46 Personen als Gesellschafter. Das Stammkapital belief sich auf 44.000 Mark. Die einzelnen Anteile schwankten zwischen 500 und 3000 Mark. Den anderen Teil des benötigten Geldes besorgte sich die GmbH in Form von Krediten. Zum Geschäftsführer bestellte der Aufsichtsrat den Dübener Kaufmann Erwin Böttger.
Im Sommer 1914 konnte dann mit dem Bau des Moorbades begonnen werden. Als aber kurz danach der erste Weltkrieg ausbrach, war der Rohbau des Bades kaum aus den Grundmauern herausgewachsen.
Moorbad Übergabe an die Investoren im Mai 1915
Moorbad Übergabe an die Investoren im Mai 1915
Infolge des Krieges erwuchsen dem Unternehmen schon im Baujahr viele Schwierigkeiten, die bis zur Fertigstellung am 10.Mai und der Eröffnung im Juli 1915 noch nicht alle behoben waren.
Kurpatienten im neuen Moorbad
Kurpatienten im neuen Moorbad
Trotzdem wies unser neues Moorbad eine große Frequenz auf und konnte sich vom ersten Tag an behaupten.

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