Caroline Schelling, geb. Michaelis, verw. Böhmer, gesch. Schlegel, verh. Schelling (* 1763 - † 1809) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Als Tochter des bekannten Göttinger Orientalisten und Theologen Michaelis erhält sie eine solide intellektuelle Ausbildung. Schon die Eltern pflegen Umgang mit Dichtern und Denkern wie G.E. Lessing, Lichtenberg und Goethe und Caroline profitiert davon. Zunächst heiratet sie einen Arzt, mit dem sie drei Kinder hat. Zwei Kinder sterben früh und bald stirbt auch ihr Mann.
Verwitwet versucht sie sich durchzuschlagen, gerät aber als überzeugte Republikanerin ins Gefängsnis. Nach der Entlassung geht sie 1796 eine Vernunftsehe mit dem Literaturkritiker August Wilhelm Schlegel ein und zieht mit ihm nach Jena. Sie unterstützt ihren Mann als Überstzerin und Sekretärin. Ihr Haus warTreffpunkt der führenden Persönlichkeiten in der romantischen Bewegung. So lernt Caroline den 12 Jahre jüngeren Friedrich Wilhelm Schelling kennen und lieben, den sie nach der Scheidung ihrer Ehe 1803 heiratet. Für Schelling war Caroline nicht nur die geliebte Ehefrau, sondern auch Helferin und ebenbürtige Gesprächspartnerin. Als sie am 7. September 1809, vermutlich an Typhus, stirbt,. wird dieser gebildeten, emanzipierten und selbstbewußten Frau ein Obelisk auf ihrem Grab gesetzt. Schelling ließ voller Trauer die Worte eingravieren: „Gott hat sie mir gegeben, der Tod kann sie mir nicht rauben".
Die Brüder Schlegel, Caroline, Novalis, Fichte und Schelling verbringen den Sommer 1799 gemeinsam in Dresden.
Georg Philipp Friedrich von Hardenberg nannte sich als Dichter Novalis.
Die folgenden Aufzeichnungen sind dem Tagebuch von Caroline Schlegel-Schelling entnommen.
Ursula Brekle
Dresden vor uns. Noch in der Ferne, aber trotzdem greifbar nahe. Seltene Augenblicke von ungeteilter Vorfreude. Dresden liegt, vieltürmig und von der Elbe geteilt, in einem weiten Kessel lieblich scheinender Berge. Die vielen Häuser liegen umher, wie vom Himmel herabgestreut.
Und die Stadt selbst, überlege ich, sieht aus, als wenn sie vom Berg hinunter zusammengekollert wäre. Schlegel ist gleicher Meinung. Nennt die Gegend malerisch, schweigt für eine kurze Zeit und fügt hinzu, höher hinaus in das Tal ist die Aussicht schauerlich, tiefer hinab heiter.
Die Gemäldegalerie! Einzigartig! Finde keine Worte - starre, in Gedanken, vor mich hin: Raffaels Madonna ständig vor Augen.
Wir leben in einem freundlichen und lebendigen Kreis. Eine schöne, geistige Harmonie, die mich (ich schweige darüber, wohlweislich) mit Sorge erfüllt: Wie lange hält die Blütezeit ihrer genialischen Anschauungen und Freundschaften?
Wie, wenn diese so verschiedenen Temperamente die Brüche und Meinungsverschiedenheiten selbst aufspüren? Der exzentrische, immer nahe des Abgrunds wandelnde Friedrich; der stille Hardenberg, unser aller Liebling, der uns mit seinen unerhörten Zukunftsvisionen immer ein Stückchen voraus ist; Schelling, ein interessanter Kopf, aber streitbar, irgendwie ungehobelt; Schlegel, ich beobachte ihn in stiller Zurückgezogenheit, dessen heitere Laune von Tag zu Tag mürrischer wird. Fehlt ihm die erotische Abwechslung?
Trotzdem: sie reden alle frei und offen, und sie wissen es auch, hier können sie frei und offen reden; noch, füge ich an!