Dr. Jürgen Krätzer ist am 24. März 2019 nach langer schwerer Krankheit verstorben. Der 1959 in Leipzig geborene und in Taucha bei Leipzig lebende Germanist wirkte ab 2012 als Herausgeber der Literaturzeitschrift „Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik – die horen“. Bis dahin hatte er bereits zehn Jahre in der Redaktion dieser Zeitschrift mitgearbeitet. In diesem Zeitraum hatte er schon einzelne „horen“-Bände selbst herausgegeben. Er promovierte zu Fühmanns Poetik. Seit 2005 agierte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanistischen Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und lehrte bis 2012 als Gastprofessor am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er war Mitglied im Vorstand des Leipziger Literaturhauses, wo seine Arbeit sehr geschätzt wurde.
Das
Kuratorium Haus des Buches e. V. widmete Krätzer folgenden Nachruf:
„Wir
trauern um einen Freund und leidenschaftlichen Mitstreiter für die
Literatur, um einen unermüdlichen Anwalt und Förderer von
Autorinnen und Autoren, um unser langjähriges Mitglied und
Vorstandsmitglied.“
Krätzer schrieb zahlreiche Artikel und Bücher und war als Herausgeber tätig. Im Bertuch Verlag Weimar veröffentlichte er 2015 in der Reihe „Weltliteratur für junge Leser“ das Buch „Kennst du Gotthold Ephraim Lessing?“ Damit eröffnete er eine neue Sicht auf Lessing. Er stellt den Klassiker als faszinierende Persönlichkeit vor, als klugen und sensiblen Freigeist. Krätzer zeigt dies anhand unkonventioneller Fabeln und Gedichte, seiner Kritiken und Briefe.
In einem Interview in „angezettelt“ 3/2013 aus Anlass des 250. „horen“- Bandes formulierte Krätzer sein Motto für die Zeitschrift so: „Man kann nur versuchen, zwar in der Zeit zu sein, aber außerhalb des Aktualitätswahns zu bleiben.“
Die Mitarbeiter des Wallstein Verlages, in dem „die horen“ erscheinen, schrieben in einem Nachruf:„Die literarische Öffentlichkeit verliert einen Förderer der Autorinnen und Autoren, einen unbestechlichen Lektor und ideenreichen Initiator literarischer Projekte.“
Die Zeit hinab. Durch Ewigkeit fort…
Georg Heym