Sachsen-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Sachsen-Lese
Unser Leseangebot

Florian Russi

Schaubühne

Insgesmt 8 Theaterstücke von Florian Russi mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden für Kinder- und Jugendgruppen warten darauf, von kleinen Künstlern belebt zu werden.

Sorbische Osterreiter

Sorbische Osterreiter

Dipl.-Päd. Ursula Brekle

In der katholischen sorbischen Oberlausitz, in einem relativ geschlossenen Raum zwischen Bautzen, Kamenz und Wittichenau, leben in acht Pfarrgemeinden mehr als 10 000 sorbische Katholiken. Sie gehören zum kleinsten Volk innerhalb der slawischen Völkerfamilie. Insgesamt leben etwa 60 000 Sorben in der BRD, denen es gelungen ist, ihre eigenständige Sprache und Kultur bis in die Gegenwart zu erhalten. Die Umgangssprache im Alltag ist überwiegend Sorbisch. Die Sprache ähnelt am ehesten der slowenischen Sprache.

Wohl in keinem anderen Gebiet in Sachsen werden so viele Sitten und Bräuche mit Liebe gepflegt wie bei den Sorben in der Lausitz, besonders um die Osterzeit. Da gibt es das Ostersingen und das Osterwasserholen und das Osterfeuer. Letzterer Brauch wird in vielen Gegenden Deutschlands gepflegt. Einmalig jedoch ist der Brauch der katholischen Sorben: das Osterreiten (obersorbisch: Jutrowne jchanje).

Hier ein Link zum Artikel Ostern bei den Sorben - Jutry w Serbach: http://www.sachsen-lese.de/index.php?article_id=60...

Ein Reiterpaar  in Brohna 2006
Ein Reiterpaar in Brohna 2006

Die Wurzeln dieser Bräuche reichen bis in die vorchristliche heidnische Zeit zurück. So glaubte man, durch Feldumritte im Frühjahr die junge Saat vor der Missgunst der bösen Geister zu schützen, Unwetter und Ungeziefer sollten abgewehrt werden.

Unter dem Einfluss der christlichen Religion wandelte sich dieser Brauch in eine christliche Prozession. Die katholischen Sorben demonstrieren damit heute ihren christlichen Glauben in der Öffentlichkeit. Tausende Besucher aus nah und fern kommen, um das Osterreiten zu erleben. Die Osterreiter verkünden singend hoch zu Ross, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist. Die katholischen Männer einer Kirchgemeinde treffen sich am Ostersonntag auf ihren festlich gechmückten Pferden. Sie selbst tragen Gehrock und Zylinder. Auch die Frauen und Mädchen, die zuschauen, haben ihre Festtracht angelegt. Für diesen großen Auftritt bedarf es Planung, Organisation und Übung. Das liegt in den Händen der Reiter in Abstimmung mit dem Gemeindepfarrern. 
Schon Tage vor Ostern beginnen die Vorbereitungen. Auf den Gehöften herrscht geschäftiges Treiben. Die Pferde werden für das große Fest vorbereitet, nicht selten werden sie von weit her gebracht. Sie werden gebürstet und gestriegelt, die Mähnen werden gewellt oder geflochten, der Schweif wird gekämmt. Vor dem Ritt wird das reich verzierte Pferdegeschirr angelegt, das mit Muscheln und Metallbeschlägen versehen ist. Am Schweif wird eine bestickte Schleife befestigt. In Mode gekommen sind frische Blumen als Schmuck.

Osterreiter mit Christusstatue und Kreuz 2009
Osterreiter mit Christusstatue und Kreuz 2009

Jeder Prozessionszug kann bis zu 400 Reiter umfassen. Die Männer reiten in die Nachbargemeinde und werden von deren Reitern besucht, wobei die Reiterzüge sich nicht kreuzen dürfen. Bewusst sind die Routen so gelegt, dass die Osterbotchaft in viele Orte, zu vielen Menschen getragen wird. Vorneweg reiten die Fahnenträger, die Träger der Christusstatue und des Kreuzes. Die traditionellen Routen sind:

Ralbitz-Wittichenau

Crostwitz- Panschwitz-Kuckau

Radibor-Storcha

Nebelschütz-Ostro

Reiterzug im Jahre 2009
Reiterzug im Jahre 2009

 

Der Ablauf folgt seit Jahrzehnten den gleichen Regeln. Doch bevor die Prozession beginnt, wird ein Ostergottesdienst mit der Gemeinde in der Kirche gefeiert. Dann umreiten die Osterreiter (obersorbisch: Kižerjo) dreimal ihre Kirche und werden vom Geistlichen gesegnet, ehe sie sich auf ihren Pferden auf den Weg zur Nachbargemeinde machen. In jedem Ort wird wiederum die Kirche bzw. der Dorfplatz umritten. In der Kirche oder auf dem Friedhof wird gebetet und dann werden die Osterreiter wieder vom Pfarrer gesegnet.

Wenn Pferd und Reiter am Abend wieder in der Heimatgemeinde angekommen sind, umreiten sie dreimal den Friedhof. Sie gedenken in Fürbitten der verstorbenen Osterreiter, der Toten und Kranken in der Gemeinde und bitten um Gottes Beistand. An der Kirche klingt der Ostersonntag mit einem gemeinsamen Kirchenlied aus.

Es ist für jeden Besucher ein beeindruckender und würdevoller Anblick, die festlich gekleideten Osterreiter auf ihren reich geschmückten Pferden zu sehen und zu hören, wie sie laut und feierlich ihre traditionellen Kirchenlieder singen, häufig sorbische, aber auch deutsche und lateinische Kirchenlieder sind dabei.

Zum Abschluss des Osterfestes wird am Dienstag nach Ostern ein gemeinsamer Dankgottesdienst aller Osterreiter in der Wallfahrtskirche Rosenthal gefeiert.

Bildnachweis: Alle Bilder sind aus Wikimedia Commons entnommen, sie sind gemeinfrei.

Weitere Beiträge dieser Rubrik

Die großen Luther - Ausstellungen 2017
von Dipl.-Päd. Ursula Brekle
MEHR
Weihnachten
von Christian Gottlob Wild
MEHR
„Tag der Sachsen“ in Aue
von Dipl.-Päd. Ursula Brekle
MEHR
Martinsumzug
von Romi Tennstedt
MEHR
Anzeige:
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen