Sachsen-Lese

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Wendelin Bottländer

Bunt und Grau
Ost-Berlin 1980 bis 1983
Mit einem Text von Bernd Lindner
Bildband

Der Blick durch die Kamera eines westdeutschen Fotografen

Ein Rheinländer in Ost-Berlin – von 1980 bis 1983 fotografierte Wendelin Bottländer auf mehreren Reisen in die damalige Hauptstadt der DDR, den östlichen Teil der Spreemetropole, ihren Alltag zwischen dezenter Farbigkeit und tristem Grau, zwischen postuliertem Fortschritt und tatsächlichem Stillstand und Verfall. Es gelingen ihm einzigartige und – beim bevorstehenden Grenzübertritt auf der Rückfahrt – gewagte Porträts einer urbanen Landschaft wie Detailstudien eines Alltags, der längst historisch ist. Ursprünglich für den Abdruck in Zeitschriften gedacht, liegen nun viele dieser besonderen Aufnahmen in diesem Band in Erstveröffentlichung vor.

Deutsche Kunstblume Sebnitz

Deutsche Kunstblume Sebnitz

Henner Kotte

Von Hand geblümelt

Die Königin von Saba prüfte, ob Salomon ihr würdig sei, mit Rätseln. Eines davon: Er müsse erkennen, welche von zwölf Lilien künstlich seien. Die Tradition unnatürlicher Blüten, sie ist lang: Bereits in der Antike flocht man in die Kränze Wachs. Kaum ein Heiligenbild, vor dem es nicht ständig grünt und blüht. Damenhüte ohne Blumen aus Papier undenkbar. Solch Blütenproduktion ward bald in Deutschland üblich. Selbst Goethes Gattin wirkte mit: „Denn wir halten es verdienstlich, / Lobenswürdig ganz und gar, / Unsere Blumen, glänzend künstlich, / Blühen fort das ganze Jahr“ (Faust II). Sachsen importierte diese Blütenpracht aus Böhmen. Mit seinem Beitritt zum Zollverein 1834 wurden die Produkte mit erheblichen Zahlungen belegt. Man produzierte fortan selbst. Die fortschreitende Industrialisierung ließ Handwebereien schließen, Arbeiterinnen lernten um.


Vor allem in der Gegend um Neustadt/Sebnitz wurde geblümelt. Der Sprung auf den Weltmarkt gelang, da 1870/71 Pariser Firmen nicht mehr liefern konnten. Bis zur Weltwirtschaftskrise setzte sich der Aufschwung fort. Kunstblumen als Accessoires an Kleid und Kopfbedeckung kamen aus der Mode. Der Nationalsozialismus unterbrach Handelsbeziehungen. 1953 wurden im Raum Sebnitz-Neustadt über 100 Firmen im VEB Kunstblume zusammengeführt und die stark subventionierten Produkte für Devisen in den Westen verkauft. Die „Deutsche Kunstblume Sebnitz“ stellt auch nach der Wende Blüten her, das Kunstblumen- und ­Heimatmuseum stellt aus. Beides kann besichtigt werden.

PS: Salomon erkannte die Kunst: Er ließ Bienen fliegen.


Deutsche Kunstblume Sebnitz

Neustädter Weg 10

01885 Sebnitz

Tel.: 035971 / 53181


Kunstblumen- und Heimatmuseum "Prof. Alfred Meiche"

Hertigswalder Straße 12-14

01855 Sebnitz

Tel.: 035971 / 80730


*****

Textquelle:

Kotte, Henner: Sächsische Schweiz: Die 99 besonderen Seiten der Region Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2016.

Bildquelle:

Vorschaubild: Begrüßungslogo der Stadt Sebnitz, 2018, Urheber: SchiDD via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0.

Strauß aus Seidenblumen, 2009, Urheber: Flor4U|Wolfgang Roth|Blumenwerkstatt Roth via Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0.

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