Das war so ungefähr zwischen 1880 und 1890, dass in ganz Europa der Name «Kieselack» bekannt wurde.
Kieselack war Sachse. Er war
von der fixen Idee
besessen, seinen Namen bekannt
zu machen. Er war ein Reklamegenie,
aber ohne jedes Ziel. Selbst hatte
er gar nichts davon, er wollte
nur bekannt werden. So schrieb er, wo
er nur hinkam — und er kam leider überall hin —‚ auf Tisch
und an Wände, quer über Felsen und Pyramiden, in
Gasthofzimmer und
an Denkmäler, bald klein, bald
wieder in bunten Farben riesengroß
seinen Namen
Kieselack. Kieselack las man auf Ministertischen
und
in Aborten, Kieselack am Mont Blanc und in
den Tälern der
sächsischen Schweiz.
Ganz
besonders wild aber
hatte er es in den österreichischen Alpen getrieben. Dem alten
Kaiser, demselben, dem „nichts erspart geblieben ist“‚ blieb
auch
der Kieselack nicht erspart. Und so befahl er denn,
dieses
seltsame Menschentier einzufangen und ihm
vorzuführen. Eines Tages
also hatte Kieselack «Audienz». An einem
schönen Marmortisch saßen
er und der alte Franz Joseph einander
gegenüber.
Der Kaiser nahm sich die Mühe, seinem
Berühmtheitskollegen klarzumachen, dass er doch seine Alpen
verschonen möchte. Und da der Kaiser sehr lieb bat und einen so
sympathischen Bart hatte,
wurde Kieselack schließlich gerührt und
versprach
dem alten Herrn in die Hand, ihm sein Österreich
nicht
mehr zu verkieselacken. Bis an die Tür begleitete ihn der Monarch.
Als er aber an seinen Marmortisch zurückkehrte,
las er darauf in großen Buchstaben:
«Kieselack»!