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Kennst du Gotthold Ephraim Lessing?
vorgestellt von Jürgen Krätzer

Jürgen Krätzer eröffnet uns eine neue Sicht auf den Autor. Lessing entpuppt sich als schulverdrossener Aufrührer, als Student in „schlechter Gesellschaft" und als leidenschaftlicher Glücksspieler, der sich von Job zu Job hangelt. Bewusst stellte er sich gegen die damaligen Erwartungen und prangerte die Scheuklappen der Gesellschaft an. Krätzer zeigt dies anhand unkonventioneller Fabeln und Gedichte, seiner Kritiken und Briefe. Zugleich setzt er sich mit Lessings neuartiger Theatertheorie und den aufklärerischen Werten in seinen Dramen auseinander. Dabei gelingt es ihm aufzuzeigen, wie relevant und modern deren Themen noch heute sind.

Kieselack

Kieselack

Hans von Weber

Blick auf den Lilienstein und die Sächsische Schweiz über die Felsen der Bastei (1)
Blick auf den Lilienstein und die Sächsische Schweiz über die Felsen der Bastei (1)


Das war so ungefähr zwischen 1880 und 1890, dass in ganz Europa der Name «Kieselack» bekannt wurde.

Kaiser Franz Joseph 1898 (2)
Kaiser Franz Joseph 1898 (2)

Kieselack war Sachse. Er war von der fixen Idee besessen, seinen Namen bekannt zu machen. Er war ein Reklamegenie, aber ohne jedes Ziel. Selbst hatte er gar nichts davon, er wollte nur bekannt werden. So schrieb er, wo er nur hinkam — und er kam leider überall hin —‚ auf Tisch und an Wände, quer über Felsen und Pyramiden, in Gasthofzimmer und an Denkmäler, bald klein, bald wieder in bunten Farben riesengroß seinen Namen Kieselack. Kieselack las man auf Ministertischen und in Aborten, Kieselack am Mont Blanc und in den Tälern der sächsischen Schweiz.
Ganz besonders wild aber hatte er es in den österreichischen Alpen getrieben. Dem alten Kaiser, demselben, dem „nichts erspart geblieben ist“‚ blieb auch der Kieselack nicht erspart. Und so befahl er denn, dieses seltsame Menschentier einzufangen und ihm vorzuführen. Eines Tages also hatte Kieselack «Audienz». An einem schönen Marmortisch saßen er und der alte Franz Joseph einander gegenüber. Der Kaiser nahm sich die Mühe, seinem Berühmtheitskollegen klarzumachen, dass er doch seine Alpen verschonen möchte. Und da der Kaiser sehr lieb bat und einen so sympathischen Bart hatte, wurde Kieselack schließlich gerührt und versprach dem alten Herrn in die Hand, ihm sein Österreich nicht mehr zu verkieselacken. Bis an die Tür begleitete ihn der Monarch. Als er aber an seinen Marmortisch zurückkehrte, las er darauf in großen Buchstaben:

«Kieselack»!

Bildnachweis

Foto 1: Attribution: I, Jörg Hempel

Foto 2: Wikimedia - gemeinfrei

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