Sachsen-Lese

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Heinz Peter Brogiato/Mathias Röschner
Koloniale Spuren in den Archiven der Leibniz-Gemeinschaft
Sachbuch

ET: Mai 2020

Wie gehen wir mit unserer kolonialen Vergangenheit um?

Fachleute aus elf Archiven von Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft widmen sich dem Thema »Kolonialismus« aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Die Beiträge spannen einen weiten Bogen von der frühkolonialen Afrika­forschung über postkoloniale Ideen im Rahmen eines technokratischen Megaprojekts bis zu den antikolonialen Bewegungen der 1960er Jahre in Westdeutschland, städtebaulichen Aktivitäten der DDR-Architektur in den jungen Nationalstaaten und der kritischen Aufarbeitung der Thematik.

Die kühne Müllerstochter

Die kühne Müllerstochter

Henner Kotte

Der Müllerin Mut

„Die Müllerstochter spinnt allein / drei Räuber schaun zum Fenster herein. / Der zweite will Blut, der dritte will Gold, / der erste ist dem Mädel hold.“ Es war eine gar schreckliche Geschichte, die uns Wilhelm Busch von der kühnen Müllerstochter erzählte, denn diese brachte die drei Räuber eiskalt ums Eck. Den ersten erschlägt der Mühlstein. Den zweiten dreht sie wie Rollenknaster ins Getriebe. Dem dritten haut sie einfach, schnapp, den Kopf ab. Doch die grauliche Geschichte von fraulichem Mut ist Tatsache: Am 16. September 1520 suchten zwei verkleidete Soldaten beim Müller zu Berbisdorf Obdach. Dies wurde ihnen willig gewährt. Nun ging der eine Bursche mit dem Müller zum Gasthaus, während der andere der Wirtin befahl, alles Gold und Geschmeide herzugeben. „Wie er aber das Geld aus dem Kasten nehmen will und sich dabei bückt, hebt ihn die Müllerin mit den Beinen hoch und stürzt ihn in den Kasten und verschließt ihn.“

Ihr Sohn soll schnell den Vater aus der Schenke holen, doch von dort hat sich bereits der zweite fortgestohlen und massakriert den Knaben. Die Müllerin verwehrt dem Mörder das Haus. „Da bemüht er sich, über die Mühlwelle in die Mühle zu kriechen, weil aber die Müllerin die Mühle geschwind anlässt, wird er vom Rad zerstoßen und zu Tode gequetscht.“ Dann holt sie Mann und Gericht. Die finden die Leichen, denn in der Geldtruhe war der erste erstickt. Beider Bösewichte Körper sind den andern zur Abscheu aufs Rad gelegt worden. Buschs Mär gibt den zweien einen Kumpan noch hinzu.

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Textquelle

Kotte, Henner: Chemnitz: Die 99 besonderen Seiten der Stadt, Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2017.


Bildquelle

Vorschaubild: Selbstbildnis Wilhelm Buschs, 1894 via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

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