„Hier, wo man von den schroffsten Felsenwänden gerade in die Elbe sieht, wo in der kleinen Entfernung der Lilien-, König- und Pfaffen-Stein mahlerisch gruppirt liegen und überhaupt dem Auge ein ganzes darstellt, welches mit Worten nie beschrieben werden kann“, schwärmte Goethen. Und wirklich ist die Bastei der Sächsischen Schweiz markantester und beliebtester Aussichtspunkt seit Jahrhunderten.
Bereits 1592 erwähnt Matthias Oeder im Rahmen der Ersten Kursächsischen Landesaufnahme eine Pastey. Das weist auf den kriegerischen Charakter hin: „Bastei ist süddeutsch-österreichisch der Name für Bastion, und diese ist Teil einer Festung. Die Bastei dient als Verteidigungsstellung, um Angreifer je nach taktischer Lage direkt, von der Seite oder von hinten beschießen zu können. Ursprünglich waren Bastionen als Vorsprung der Befestigungsmauer selbst angelegt.“ Hier im Elbsandsteingebirge war der „Vorsprung“ für die Festung Neu-Rathen natürlich. 194 Meter fällt der Fels mit freier Spitze hin zum Tal fast senkrecht ab. Von ihm aus hat man weite Sicht hin übers Elbtal nach Dresden und flussaufwärts gen Bodenbach, Tetschen und Aussig. Postkartenmotive der Landschaft werden (meist) von der Bastei geschossen.
Bereits in Raubritterzeiten nutzte man die fantastische Aussicht. Die Burganlage ist die größte der Gegend. Von den hölzernen Bauten sind Balkenaufleger und gehauene Wände erhalten. Wege und Durchgänge und die Zisterne besichtigt man im 1984 entstandenen Freilichtmuseum, Holzbrücken und eine Steinschleuder wurden rekonstruiert. Von Sorben errichtet, soll Kaiser Heinrich IV. die Felsenburg erobert haben. Die Sorben, vom Angriff überrascht, stürzten sich in den Abgrund: Mardertelle heißt dieser seitdem, und eine ungeheure Menge Gebein sei drinnen gefunden worden. 1289 erwähnten Chronisten die Burg. Sie war stets umkämpft wegen ihrer strategischen Lage. Die böhmischen Herrscher wechselten. Nach mehrfachen Kämpfen ging sie 1469 in Sachsens Besitz über.
„Welche hohe Empfindungen gießt das in die Seele! Lange steht man, ohne mit sich fertig zu werden, schwer reißt man sich von dieser Stelle fort“, bemerkte Carl Heinrich Nicolai 1801 in einem ersten Wanderführer und erschloss damit touristisch den Fels. Zunächst war dieser nur von Wehlen oder Lohmen erreichbar. 487 Stufen führen seit 1814 von Rathen hinauf.
Zu Pfingsten 1812 bot der geschäftstüchtige Fleischer Pietzsch bereits einen Imbiss gegen gut Geld. „Freundl. Hütten und gute Bewirthung mit Caffe Doppelbier liquer u. frischem Butterbrod erquickten den müden Wanderer sehr …“ Vier Jahre drauf erhielt er dafür die Schankkonzession. Über die Mardertelle führte eine hölzerne Brücke, die 1851 mit Stein zur berühmten Basteibrücke wurde: 76,5 Meter lang, 40 Meter über dem Abgrund.
Der Architekt Friedrich Gottlob Thormeyer konzipierte 1826 ein Steinhaus mit Übernachtungsmöglichkeiten, heute das Berghotel und Panoramarestaurant Bastei.
Künstler hat die Sächsische Schweiz seit je fasziniert, die Bastei im Besonderem. Nachweisbar, dass Caspar David Friedrich für die „Felsenpartie im Elbsandsteingebirge“ Formationen des Basteifelsens malte. Andre taten’s ihm nach: Ludwig Richter, Johann Philipp Veith, C. G.Carus, Irmgard Uhlig.
Die Bastei
01847 Lohmen
zu Fuß über den Aufstieg vom Kurort Rathen oder der Stadt Wehlen; mit dem Pendelbus vom Parkplatz zwischen Lohmen und Rathewalde
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Textquelle:
Kotte, Henner: Sächsische Schweiz: Die 99 besonderen Seiten der Region Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2016.
Bildquelle:
Carolin Eberhardt.